Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
ist die Lösung meines Problems näher als ich dachte. Maél brach schließlich das Schweigen und fragte mit ungespielter Neugier: „Wann beginnt die Suche nach dem Drachen und wo soll er sich überhaupt aufhalten?“
„ Sie wird früher beginnen als uns lieb ist. Schon in ein paar Tagen im Anschluss an das Drachenfest. Der König lässt sich nicht davon abbringen. Er hat für dich übrigens einen kleinen Auftrag. Anlässlich des Festes wird er Elea auf dem Drachonya-Platz zur Schau stellen und dem Volk seine Pläne offenbaren. Du wirst mit ihr auf dem Wagen stehen, der sie dorthin bringen wird. Du sollst sie beschützen, bewachen, was auch immer.“
Eine gleichgültige Miene beizubehalten, bereitete Maél nun schon deutlich größere Schwierigkeiten. Seine Gedanken und Empfindungen führten in seinem Innern einen wilden Tanz auf. Die Tatsache, dass die Suche praktisch mit Beginn des Winters losgehen sollte, war mehr als besorgniserregend. Und Freude, Elea sehen zu können, kam auch nicht so richtig auf. Er kannte sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass ihre Zurschaustellung alles andere als ein Spaziergang für sie werden würde. „Und wo soll dieser Drache stecken?“
„ Im Akrachón.“
„ Im Akrachón? Der Akrachón ist mehrere hundert Meilen lang. Noch dazu reicht er bis weit jenseits der Grenze zu Boraya, ganz zu schweigen von seiner unüberwindbaren Höhe. Wie stellt sich Roghan das vor bei dem uns bevorstehenden Winter? Gibt es zumindest einen Anhaltspunkt, wo sich der Drache aufhält?“, wollte Maél aufgebracht wissen. „Es gibt keinen. Wir haben nur das Mädchen, den rätselhaften Stab und den Stein. Falls sie noch nicht weiß, wie wir ihn finden, dann wird sie es während der Reise zum Akrachón noch herausfinden. Davon ist zumindest Roghan überzeugt. Du wirst sie begleiten. Du kennst sie am besten und du hast die besten Voraussetzungen, um sie zu bewachen. Wir dürfen sie keinesfalls unterschätzen. Wir wissen nicht viel über sie. Es steckt jedenfalls mehr in ihr, als sie uns glauben macht. Ich habe vor, mich mit euch auf die Suche zu machen, auch wenn mir die unbarmherzige Kälte im Akrachón ein Dorn im Auge ist. Roghan will spätestens zur Jahreswende die Kapitulierung von König Eloghan erzwingen. Deshalb lässt er sich nicht von einem Aufschub der Reise überzeugen.“ Maél erhob sich gereizt von seinem Stuhl und begann wütend hin und her zu schreiten. „Ich bin noch nicht mal eine Woche von der wenig erquicklichen Reise mit dem geschwätzigsten Hauptmann des gesamten Heeres, seinen stinkenden Kriegern und diesem nervtötenden Weib wieder zurück, da soll ich mich schon wieder in ihre Gesellschaft begeben, und dies auch noch bei Schnee und Eis. Wer weiß, wie lange wir unterwegs sein werden! Wie ich Roghan kenne, bleibt er in seinem warmen Nest!“
„ Deine Vermutung trifft zu. In Ermangelung eines Heerführers wird er in Moray die Stellung halten. – Maél, bei der Suche nach dem Drachen wird Magie eine große Rolle spielen. Der Stein, den Elea um ihren Hals trägt, kann ebenso rot leuchten wie ihr Haar. Dieser Umstand und die befremdliche Tatsache, dass ihr diese Höcker gewachsen sind, machen mir Hoffnung, dass sich uns Wege eröffnen werden, die die Suche leichter machen werden, als sie uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt erscheinen mag.“ Darrach erhob sich nun ebenfalls, ging mit langsamen Schritten auf den jüngeren Mann zu und blieb vor ihm stehen. Er streckte seine Hand nach dem Schlangenring um seinen Hals aus und umfasste ihn. Das grüne Auge begann sofort zu leuchten. Eine unerträgliche Kälte breitete sich vom Hals ausgehend auf Maéls gesamten Körper aus. „Du bist dafür verantwortlich, dass Elea uns nicht an der Nase herumführt. Hast du verstanden? Du wirst sie im Auge behalten. Dein übernatürlicher Spürsinn und deine außerordentlichen Fähigkeiten werden dabei von ungeheurer Bedeutung sein. Und wenn du den Eindruck hast, dass sie uns etwas vorenthält, dann will ich, unverzüglich davon unterrichtet werden“, sagte der Zauberer mit einem warnenden Unterton. Maél vermittelte Darrach seine Zustimmung mit einem Blinzeln. Zum Sprechen war er nicht fähig, da die Eiseskälte nicht nur seinen Körper, sondern auch seine Zunge lähmte. „Nun gut. Du darfst jetzt gehen. Halte dich aber für weitere Anweisungen bereit.“ In Darrachs Gesicht waren deutliche Spuren der Erschöpfung zu sehen, als er den Ring losließ. Er wandte sich von Maél ab und ging
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