Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
habe ebenso wie Roghan einen Auftrag für dich. Es ist weniger ein Auftrag, sondern mehr eine Veränderung in deinem Verhalten und in deinem Wesen, die ich von dir verlange. Sie ist unerlässlich für einen erfolgreichen Ausgang unseres Vorhabens.“ Maél konnte nicht widerstehen, eine Frage zu stellen. „Welches Vorhaben meinst du? Den Drachen zu finden und ihn und das Mädchen zu kontrollieren?“ Maél entging nicht, wie sich der Blick des Zauberers veränderte. Er fixierte ihn misstrauisch und alarmiert mit einem Adlerblick, als ob er in den Augen des jungen Mannes etwas lesen könnte. „Ja. So in etwa. Darum geht es letztendlich. – Du wirst dich ab sofort dem Drachenmädchen gegenüber anständig verhalten. Du wirst sie mit Samthandschuhen anfassen und dich von deiner besten Seite zeigen. Das dürfte auch in deinem Interesse sein, in Anbetracht der Tatsache, dass du sie zu besitzen begehrst. Nach allem, was du ihr bisher angetan hast, wirst du dich reichlich anstrengen müssen, um sie für dich zu gewinnen.“ Maél konnte nicht glauben, was er da aus Darrachs Mund hörte. Er verlangte tatsächlich von ihm, sich bei Elea einzuschmeicheln.
Verdammt! Ich wusste es. Irgendetwas Bedeutsames verheimlicht er mir.
Maéls schauspielerisches Talent war nun gefragt. „Weißt du, was du da von mir verlangst? Ich soll den galanten Verehrer spielen und mit diesem anstrengenden und kratzbürstigen Frauenzimmer Süßholz raspeln, wo ich ihr doch viel lieber das Fürchten lehren und mir bei ihr den nötigen Respekt verschaffen will?“
„ Trotz deiner Unfähigkeit Zuneigung zu empfinden,übst du, meine ich zu glauben, eine gewisse Faszination auf die Damenwelt aus. Nicht zuletzt auch deshalb, weil du ein stattlicher, gutaussehender junger Mann bist, der mit Fähigkeiten ausgestattet ist, die die Herzen der Frauen höher schlagen lassen. Von diesen Fähigkeiten hat Elea sicherlich einige Kostproben auf eurer Reise zu sehen bekommen. Wenn ich da nur an deine Befreiungsaktion denke.“ Maél setzte eine grimmige Miene auf und hielt seine Hände zu Fäusten geballt an seinen Seiten. Dabei flammte wieder der stechende Schmerz in seiner Hand auf und jagte seinen hoch. „Sie ist anders als alle Frauen, die mir jemals begegnet sind. Sie wird sich nicht von mir umgarnen lassen.“ Darrach erhob sich sehr langsam von seinem Stuhl. Maél war sich nicht sicher, ob es aus Schwäche war oder um seine Überlegenheit gegenüber ihm auszukosten, so wie er es häufig selbst mit seinen Opfern zu tun pflegte. Er kam auf ihn zu, blieb nicht einmal eine Armlänge vor ihm stehen und starrte mit einem hoch konzentrierten Blick auf den Schlangenring um Maéls Hals, der jedoch versteckt unter seiner Tunika lag. Maél spürte bereits die Kälte, die sich langsam vom Hals in seinen Körper fraß. „Dann wirst du dich eben anstrengen müssen. Ich werde bei dem Drachenfest zugegen sein. Wenn ich auch nur das geringste Fehlverhalten bei dir entdecke, dann weißt du, was dich erwartet. Also zügele deine impulsive Wut und Brutalität. Hast du verstanden?“ Maél hatte das Gefühl, der Ring schnüre seine Kehle zu. Er konnte kaum noch atmen und zog reflexartig an dem Ring, der jedoch wie immer locker an der gewohnten Stelle auf seinen Schlüsselbeinen lag. Er nickte und presste ein ersticktes Ja aus seinem Mund heraus. Darrach ließ von ihm ab, sodass er wieder frei atmen konnte. Die Kälte zerrte jedoch immer noch an seinem Herzen und an seinen Eingeweiden. Der Zauberer sah Maél mit einem drohenden Blick unentwegt in die Augen, sodass er es nicht wagte, sich zu rühren, auch wenn er kaum dem Bedürfnis widerstehen konnte, den dürren Mann mit seinen bloßen Händen zu zerquetschen. Darrach sprach weiter. „Im Übrigen habe ich meine Reisepläne geändert. Ich werde vorerst in Moray bleiben, da ich auf eine heiße Spur bezüglich der Identität unseres Gastes gestoßen bin. Ich werde ein paar Tage später nachkommen. Du weißt ja, ich finde dich überall, auch im kleinsten Rattenloch. Jadora und eine Handvoll von ihm ausgewählter Männer werden dich und das Mädchen begleiten. Je kleiner die Gruppe, desto weniger Ausrüstung müsst ihr mitnehmen und desto schneller werdet ihr vorankommen. Je nachdem, wie weit Elea euch in den Akrachón hineinführt, werdet ihr ohnehin ohne Pferde auskommen müssen, sodass ihr euer Gepäck selbst tragen müsst. König Roghan möchte, dass ihr übermorgen aufbrecht. Ein Tag müsste dir genügen, um deine
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