Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
der Frisierkommode abgewandt - in die Mitte des Zimmers gestellt, wo zuvor noch der Badezuber stand. Elea sollte sich erst sehen, wenn sie das Kleid anhatte und die Frisur fertig war, was aber noch in weiter Ferne zu sein schien. In warme Tücher eingewickelt beobachtete sie, wie Belana ihr unzählige, dünne Strähnen zu Zöpfen flocht und dies konnte noch dauern, da Elea sehr dickes Haar hatte. Lyria stand geduldig neben der Ersten Hofdame und reichte ihr von Zeit zu Zeit weiße, glänzende Bänder, die die Hofdame um die Zöpfe band. Einmal legte Belana eine kleine Pause ein, in der sie Elea wieder ein Tablett mit Essen auf den Schoß stellte, von dem sie sich auch nicht gerade damenhaft bediente. Sie stand kauend vor der jungen Frau. „Was mache ich nur mit Eurem Gesicht?“
„ Was meint Ihr damit?“, wollte Elea beunruhigt wissen. „Euer blaues Auge sticht immer noch trotz eures dunklen Teints hervor. Aber schminken möchte ich Euch auch nicht. Das passt nicht zu Eurer wilden, natürlichen Schönheit. Aber irgendetwas muss ich machen, um den Bluterguss zu verdecken.“ Plötzlich räusperte sich Lyria. „Ja, Lyria. Hast du eine Idee?“
„ Wie wäre es, wenn Ihr etwas Goldstaub um die Augen und auf die Wangen auftragen würdet. Es kaschiert, ist aber so dezent, dass es Eleas natürlicher Schönheit keinen Abbruch tut, sie aber dafür noch unterstreicht.“ Ein Strahlen breitete sich über Belanas Gesicht aus. „Lyria, das ist eine geniale Idee! Genau so machen wir es. – Ihr habt doch nichts dagegen Elea, oder?“, fragte Belana höflichkeitshalber, um es nicht so aussehen zu lassen, als ob alles über den Kopf der jungen Frau hin entschieden würde. Elea nickte nur stumm und genoss die Pfannkuchen mit süßem Honig. Allerdings eine kleine Bemerkung, die Belanas enthusiastische Stimmung jäh dämpfte, konnte sie sich nicht verkneifen. „Ich hoffe nur, dass Lyria, als sie meine Maße für das Kleid nahm, berücksichtigt hat, dass ich die letzten Tage hier auf dem Schloss regelrecht gemästet wurde.“ Nach diesen Worten stopfte sie sich genüsslich ein riesiges Stück Pfannkuchen in den Mund und schaute lächelnd in die vor Entsetzen aufgerissenen Augen Belanas. Diese nahm sofort Elea das Tablett wieder weg und sah dann mit zugleich fragendem und ängstlichem Blick auf Lyria, auf deren Gesicht eine Spur von Besorgnis abzulesen war. „Also, ich habe in der Tat daran gedacht, Herrin, dass Elea durch das reichhaltige Essen am Hofe wieder zunehmen würde. Deshalb habe ich überall einen Fingerbreit dazugegeben. Ich hoffe nur, dass das reichen wird.“ Belana hielt sich die Stirn, als habe sie auf einmal Kopfschmerzen. „Das hoffe ich auch, sonst haben wir ein Problem. Und ich glaube, um das zu lösen, müssten wir mehr als genial sein. Dann müssten wir zaubern können.“ Elea musste schmunzeln über die Aufregung und Unsicherheit, die sie unter den beiden Frauen ausgelöst hatte. Sie lehnte sich wieder entspannt zurück, überließ sich Belanas Haarkünsten und beobachtete amüsiert, wie diese Lyria von Zeit zu Zeit beunruhigte Blicke zuwarf.
Etwa zur gleichen Zeit stand Maél mitten im Arbeitszimmer von Darrach. Diesmal hatte ihm der Zauberer keinen Stuhl angeboten. Als er das Arbeitszimmer betrat, fiel ihm sofort das Chaos auf, das hier herrschte. Die Schriftrollen und Bücher waren größtenteils nicht mehr ordentlich in den Regalen eingeräumt, sondern lagen darin kreuz und quer übereinander. Jene, die auf dem Boden bei seinem letzten Besuch noch in Reih und Glied aufgestapelt waren, bildeten jetzt einen Haufen, als ob Darrach sie einfach achtlos nacheinander auf den Boden geworfen hätte. Das Chaos des Zimmers spiegelte sich auch in dessen Gesicht wider. Er sah noch schlechter aus, als bei der letzten Begegnung. Er schien noch magerer und sein Teint war von einem krankhaften, fahlen Grau, was sicherlich daher rührte, dass er viele Wochen kaum einen Fuß aus diesem stickigen Zimmer setzte und seinen Körper schändlich vernachlässigte. Nun saß er kerzengerade an seinem Schreibtisch, der ungewöhnlicherweise wie leergefegt war. Einzig Eleas Stab lag vor ihm. Bevor der Zauberer zu sprechen begann, musterte er den hochgewachsenen Mann ausgiebig mit seinem gewohnt abschätzigen Gesichtsausdruck. Maél stand in einer bequemen, breitbeinigen Haltung vor ihm mit den Händen auf dem Rücken und wartete geduldig darauf, dass er das Wort an ihn richtete. Endlich begann er zu sprechen. „Maél, ich
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