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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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leicht bergan und ließ die Eingeweide der Erde allmählich hinter sich. Mit jeder Biegung wurden die Stimmen lauter.
    Es war eine ganze Sinfonie. Als sich der Tunnel weitete, hörte Dani sie deutlich. Einige Stimmen waren hoch, andere flatterten, einige waren tief und leise, und ein Bass brummte. Die meisten redeten in der Gemeinsamen Sprache, aber hier und da erkannte er stakkianische Worte, wie er sie bei den Frauen von Gerflod gehört hatte, und da war auch die Sprache der Fjeltrolle, die so klang, als würden Felsen zu Pulver gemahlen.
    Die Worte in der Gemeinsamen Sprache hatten etwas mit Nahrung zu tun.
    Schon das reichte aus, um Dani wieder an seiner geistigen Gesundheit zweifeln zu lassen, doch dann veränderte sich etwas. Die undurchdringliche Dunkelheit hob sich ein wenig. Von irgendwoher — von dort, woher die Stimmen drangen — drang Licht in den Tunnel. Schwach erkannte er die Umrisse seiner eigenen Hände, während er vorankroch. Er wäre sogar in eine Fjelhöhle geschlüpft, wenn er dadurch die Sonne noch einmal hätte sehen können.
    Das Licht wurde stärker; es war kein Sonnenlicht, sondern Fackelschein. Es reichte aus, ihn zum Blinzeln zu bringen, denn seine Augen hatten sich inzwischen an die vollkommene Schwärze gewöhnt. Als Dani in der Ferne Schatten über den Felsboden huschen sah, fand er endlich die Geistesgegenwart, sofort zu erstarren.

    Der noch immer enge Tunnel hatte sich schon so geweitet, dass Onkel Thulu sich neben ihn schlängeln konnte. Nun lagen sie auf ihren Bäuchen und beobachteten die Bewegung der Schatten.
    »Glaubst du, wir könnten einen Blick wagen?«, flüsterte Onkel Thulu schließlich.
    »Ich gehe«, flüsterte Dani zurück.
    Er robbte vorwärts, Zoll um Zoll. Der Tunnel führte noch immer bergan. Die Stimmen waren jetzt so klar wie der helle Tag und begleitet von dumpfen und polternden Geräuschen sowie einer ganzen Reihe grunzender Laute. Dani kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und spähte über den Kamm der Erhebung.
    Der Tunnel mündete in eine ausgedehnte Höhle, an deren Wänden Nahrungsmittel aufgestapelt waren. Etliche Gestalten füllten den Raum, Menschen und Fjeltrolle, und sie waren damit beschäftigt, die Vorräte abzutransportieren. Ein ständiger Strom kam mit leeren Händen und ging beladen wieder fort, und eine beeindruckende, stämmige und bärtige Person überwachte die Arbeiter. »Eine Armee kämpft mit dem Magen!«, brüllte der Mann und schlug sich nachdrücklich auf den eigenen, umfangreichen Bauch, der unter einer vergoldeten Rüstung steckte. »Kommt, Jungs, bewegt euch! Ich habe noch Wichtigeres zu tun!«
    Dani zuckte zusammen und kroch rückwärts in die Sicherheit der tiefen Schatten, wobei er ängstlich darauf achtgab, dass die Tonflasche um seinen Hals nicht gegen den Steinboden schlug. Flüsternd berichtete er Onkel Thulu von dem, was er gesehen hatte.
    »Die Vorratskammern von Finsterflucht.« Thulu gab ein tonloses Kichern von sich. »Ach Junge, ich wünschte, wir könnten uns da die Bäuche vollschlagen.«
    »Was sollen wir jetzt tun?« Dani erzitterte bei der Vorstellung, sich wieder in die Tunnel zurückzuziehen. »Müssen wir eine andere Route zum Fluss suchen?«
    »Wir warten.« Thulu nickte in Richtung der Höhle. »Der Fluss liegt in einiger Entfernung dahinter. Es hat keinen Sinn, das Schicksal herauszufordern; ich weiß nicht, ob es eine andere Route gibt.
Was immer sie da tun, es kann nicht ewig dauern. Wir warten still in der Dunkelheit, und dann werden wir sehen.«
    Früher hätte Dani es als trostlos empfunden, stundenlang hungrig und durstig auf kaltem Steinboden herumliegen zu müssen. Doch jetzt, wo sie frische Luft zum Atmen hatten, die Tunnel hinter ihnen lagen und Finsterflucht vor ihnen, erschien es ihm wie ein Segen. »Und danach?«, fragte er.
    Onkel Thulu warf ihm einen raschen Blick zu. »Ich weiß nicht.« Er schüttelte den Kopf. Im schwachen Licht waren deutlich die weit aufgerissenen, dunklen Augen in seinem abgezehrten Gesicht zu erkennen. »Danach liegt es ganz bei dir, Junge.«

SIEBZEHN
    D ie Drei stritten darum, und am Ende gewann Vorax. Er würde als Abgesandter des Fürsten fungieren. Es musste unbedingt einer der Drei sein; darauf hatten sie sich bereits verständigt. Niemandem sonst durfte man eine Aufgabe von solch überragender Wichtigkeit anvertrauen. Aber sie waren sich zunächst nicht einig gewesen, ob Vorax diese Aufgabe übernehmen sollte.
    Allerdings war es naheliegend, auch wenn Tanaros

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