Elementarteilchen kuessen besser
genießen und mich von einem Fettnäpfchen zum anderen tappen lassen. Meine Tollpatschigkeit würde mich schon von alleine für das Finale disqualifizieren. Aber das konntest du nicht. Und soll ich dir sagen, warum? Du hast Schiss. Du hast eine Riesenangst, dass Philipp mich doch lieber mag, als du dir überhaupt nur vorstellen kannst und dass er nach dem Urlaub immer noch so sehr an mir interessiert ist, dass du dumm aus der Wäsche guckst. Ich liebe Philipp, wie ich noch keinen Mann in meinem Leben geliebt habe. Und er liebt mich auch, das hat er mir schon auf hundert erdenkliche Arten gezeigt und gesagt. Du hast keine Chance gegen uns.“
Wortlos und bebend vor Wut wirbelte Desirée abrupt herum und wollte zu ihrer Kabine eilen. Doch sie blieb wie angewurzelt stehen, als sie Philipp direkt vor sich erblickte. Ihre Gesichtszüge entgleisten und ein Würgelaut kam aus ihrem Mund, als sie etwas sagen wollte. „Wie lange stehst du schon hier?“, presste sie heraus.
„Lange genug, um hautnah in den Genuss deines wahren Charakters zu kommen.“
„Philipp, es tut mir leid, dass du das mit anhören musstest, aber es ist nicht so, wie es sich vielleicht für dich angehört hatte ...“
„Es reicht, Desirée“, meinte Philipp nur knapp und ging zu Linda, um sie eng an seine Seite zu ziehen. „Ich würde sagen, wir beschränken uns auf den geschäftlichen Umgang – und trennen ihn strikt vom privaten. Was meinst du, Desirée? Das ist doch schon immer deine Devise gewesen.“
Anscheinend erkannte Desirée ihre hoffnungslose Situation, denn sie erwiderte nichts auf Philipps Kommentar, sondern machte sich auf zu ihrer Kabine. Trotzdem drehte sie sich noch einmal kurz um und zischte Linda zu: „Und du hast trotzdem einen fetten Arsch.“
Linda gab einen Grunzlaut von sich und rief ihr nach: „Ich war Biene Maja für einen Abend und konnte das Kostüm am nächsten Tag wieder abgeben. Du aber wirst nächstes Jahr noch eine intrigante, hochnäsige Mistkuh mit Gülle im Hirn sein.“
Desirée drehte sich im Laufen um und zeigte ihr erbost den Mittelfinger. Doch Linda lachte nur. Sie begann mit einem kleinen hicksenden Giggeln und steigerte sich in ein lautes, herzliches Lachen, bis ihr die Tränen über die Wangen liefen und sie sich bei Philipp abstützen musste.
„Meine Herrn“, keuchte sie, „so was muss ich öfter machen. Das ist ja so was von befreiend, wenn man den Mund aufmacht und blöden Leuten die Meinung sagt.“
Philipp küsste sie zur Belohnung und meinte: „Du warst unglaublich! Das hast du gut gemacht, mein Mädchen! Aber ich muss zugeben, dass ich 'intrigante, hochnäsige Mistkuh mit Gülle im Hirn' noch nie gehört habe. Muss ich mir aber merken.“ Er grinste. „Weißt du, ehrgeizig und zielstrebig war Desirée schon immer. Aber dass sie so weit gehen würde, einen Kollegen zu verführen, damit sie dir ein vermeintliches Kondom von mir unterschieben konnte, ist allerhand.“ Er gab ihr noch einen Kuss. „Deine Argumentation war nicht von schlechten Eltern. Du hättest Staatsanwältin werden sollen.“ Er grinste wieder.
„Im Argumentieren war ich schon immer gut.“
„Und, habe ich das vorhin richtig verstanden, dass du mich liebst, wie du noch keinen anderen Mann in deinem Leben geliebt hast?“, fragte er mit einem lauernden Blick.
„Äh, ... also, ich ...“, begann Linda plötzlich zu stottern.
„Ich liebe dich auch, meine kleine Schmusekatze, von ganzem Herzen“, raunte Philipp und zog Linda noch näher an sich, um seine Nase tief in die dunkelblonden Wogen ihres dichten Haars zu vergraben.
Elfter Tag – abends
Ich habe lange nachgedacht, was dir wohl Freude macht.
Doch Schmuck und Seide zeigen nicht,
was ich wirklich fühl‘ für dich. 2/13
„Auf Linda!“, riefen Betty, Simon, Anna und Philipp gleichzeitig und hoben ihre Sektgläser. Auch Tim und Jan waren mit von der Partie. Linda lächelte ihren Freunden zu, während sie mit jedem der sechs anstieß.
Sie war glücklich. Rundum glücklich.
Diese Reise war – so beängstigend sie auch begonnen hatte – wunderschön gewesen. Noch hatte sie zwei Tage, die sie mit Philipp uneingeschränkt genießen durfte. Dann ging es wieder heim.
Und ja ... wenn sie es sich ehrlich eingestand: Sie hatte sich verändert. Die Liebe zu Philipp hatte sie verändert. Bettys und Annas Prüfungen zur Steigerung ihrer Spontaneitätsfähigkeit hatten sie verändert. Sie war gespannt, wie lange es wohl dauern würde, bis sie im Alltag
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