Elementarteilchen kuessen besser
wieder in ihre alten Verhaltensmuster verfiel. Nicht sehr lange, vermutete sie. Aber dennoch wäre sie nicht mehr die Gleiche wie noch vor dem Urlaub ...
Sie würde auch sehen, wie es mit Philipp weiterlief. Im Moment war die Hoffnung nicht abwegig, dass sie sich nach dem Urlaub wieder sehen würden. Er hatte nämlich nach dem Zusammenstoß mit Desirée beim Basketballspielen eine Bemerkung gemacht, die ihr Herz hatte höher schlagen lassen. Nachdem er wieder einmal viel zu sehr damit beschäftigt gewesen war, Linda an ihr Versprechen zu erinnern, ihm Küsse ohne Ende zu gewähren, hatte er sie erneut regelwidrig in seine Arme gezogen. Sanft hatte er über ihre Wange gestreichelt und rau geflüstert: „Wenn du wüsstest, was ich gerne alles mit dir anstellen würde ... was ich dir zeigen möchte, worauf du so lange hast verzichten müssen ...“
„Der Urlaub ist leider schon fast vorbei“, war ihr bedauernder Kommentar gewesen.
„Das macht nichts. Zuhause haben wir unendlich viel Zeit.“
„Zuhause?“, hatte Linda vorsichtig gefragt. „Möchtest du mich zuhause auch noch sehen?“
„Es gibt nichts, worüber ich mir in meinem Leben so sicher bin, wie das“, war seine schlichte Antwort. „Wo wohnst du eigentlich?“
„In der Nähe von Hamburg.“
„Ich nördlich von Hannover. Das sind nur lachhafte 150 Kilometer. Das kriegen wir schon hin.“
Tja, um Philipp's Konzentration hatte es nicht zum Besten gestanden. Deshalb hatte Linda – und nicht er – beide Runden Basketball haushoch gewonnen. Natürlich war sie dafür von Philipp stehenden Fußes mitten auf dem Sportplatz liebevoll bestraft worden.
Als Linda mit Philipp und ihren beiden Freundinnen danach den Speisesaal zum Abendessen betrat, erwartete sie ein mit Blumen geschmückter Sitzplatz und eine Schale frischer Passionsfrüchte. Da Betty und Anna genauso große Augen machten wie Linda, wandte sie sich fragend an Philipp, der einfach nur breit grinste. „Noch mal alles Gute zum Geburtstag.“
„Aber woher wusstest du, dass Passionsfrüchte meine Lieblingsfrüchte sind?“, fragte Linda entgeistert.
„Ich habe es dich erwähnen hören, als du dich mit Anna auf dem Basar von Santo Domingo unterhalten hast.“
Keine Frage: Philipp war ein sehr aufmerksamer Mann und ein echtes Organisationstalent. Und am Ende des Essens kam der große Augenblick, in dem das Licht im Saal gedämpft und eine Torte hereingetragen wurde. Das Traumschiff ließ herzlich grüßen. Die beiden Kellner, die vor Linda standen und ein schlecht artikuliertes Happy Birthday – begleitet von allen Gästen im Saal – herunterleierten, schienen direkt einem Witzfilm entsprungen zu sein. Doch was gab es Schöneres, als – angelehnt an Philipps breite Brust und in seine Arme geschmiegt – ein Geburtstagsständchen zu empfangen? Da durfte man dem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen.
Der Kuchen wurde aufgeteilt, sodass nicht nur jeder an Lindas Tisch ein kleines Stück bekam, sondern es auch noch für die Kollegen am Nachbartisch reichte. Ob Desirée ebenfalls eines abbekommen hatte, konnte Linda nicht erkennen. Aber sie an ihrer Stelle hätte darauf verzichtet, bevor sie noch an einem Bissen erstickt wäre.
Nun saßen sie in ihrer Lieblingsbar und feierten im kleinen Kreis. Die Sektkorken knallten, Knabbersachen wurden herumgereicht und Anekdoten erzählt.
Linda begnügte sich mit nur einem Glas Sekt, da sie diesen Abend bewusst genießen wollte, um sich immer daran erinnern zu können. An dieses Glücksgefühl, das sie wie auf Wattewolken schweben ließ. An die allumfassende Zufriedenheit und dieses warme Gefühl im Bauch, das sie so schnell nicht verlieren wollte.
Wenn sie daran dachte, was sie Anna und Betty am ersten Tag versprochen hatte, musste sie schmunzeln. Sie hatte sich bemüht, Kontakte zu knüpfen, mit Leuten ins Gespräch zu kommen und sich aufgeschlossen zu zeigen – damit sie die Chance erhielt, so akzeptiert und gemocht zu werden, wie sie war. Ohne sich zu verstellen.
Und sie hatte es geschafft!
Nicht nur das ... sie hatte auch ihren ersten richtigen Kuss bekommen. Und wenn sie Glück hatte – wovon sie ausging – würde sie noch mehr erleben ...
„Ich habe Michael endlich weichgeklopft“, strahlte Anna. „Auf Haiti habe ich mit ihm telefoniert und so lange drangsaliert, bis er mir verraten hat, was für eine Überraschung er für mich vorbereitet hat.“
„Dann erzähl mal. Ich bin schon echt gespannt.“ Betty beugte sich neugierig
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