Elementarteilchen kuessen besser
vor und entschlüpfte sogar Simons Arm, der locker um ihre Schulter lag.
„Ich lerne Elīna Garanča persönlich kennen!“, platzte es aus Anna heraus.
„Elīna wer?“, fragte Betty verblüfft.
„Die Opernsängerin“, erklärte Linda. „Elīna Garanča.“
„Ach ja, die“, erinnerte sich Betty. „Die du schon immer so toll fandst. Von der du alle CDs hast. In deren Konzerte du immer rennst. Die du schon immer persönlich treffen wolltest wie Linda ihren RC.“
„RC?“ Irritiert starrte Linda ihre Freundin an.
„Roger Cicero.“
„Ach so.“
„Ein Freund von Michael hat einen Bekannten, der im größten Opern- und Konzerthaus Deutschlands arbeitet. Das ist das Festspielhaus in Baden-Baden“, erzählte Anne aufgeregt weiter. „Seine alleinige Aufgabe besteht darin, die Stars dort bei Laune zu halten: Croissants von einem bestimmten Bäcker zu besorgen. Eine ganz besondere Sorte Tee oder Mineralwasser bereitzustellen. Dieser Bekannte kennt die Garanča von früheren Auftritten und hat bei ihr nachgefragt, ob sie einem großen Fan nach der Vorstellung einen Herzenswunsch erfüllen würde, indem sie mir erlaubt, sie kurz kennenzulernen.“ Annas Wangen strahlten rosa wie die untergehende Sonne. „Er hat auch seine Beziehungen spielen lassen, um für uns an gute Karten zu kommen. Sie singt an diesem Abend die Carmen , die ich so liebe. Außerdem hat Michael – in Anbetracht dessen, dass ich im nächsten Monat fünfunddreißig werde – drum herum ein romantisches Wochenende geplant. Wir residieren im Brenner's Park Hotel , einer der besten Adressen in Baden-Baden – und das will in dieser Stadt schon was heißen! Dann werden wir noch an einer Führung durch das Festspielhaus teilnehmen, die uns einen Blick hinter die Kulissen gewährt ...“
„Ich will nicht wissen, wie viel dich dieser Anruf gekostet hat, wenn du so viel aus Michael rausgequetscht hast“, schmunzelte Linda.
„... und wenn wir uns zur geistigen Erholung noch körperlich verwöhnen lassen wollen, können wir im Hotel von den Wellness-Angeboten Gebrauch machen.“
„Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie Michael dich darüber hinaus noch körperlich verwöhnen wird. Da kannst du die Wellness-Angebote vermutlich wirklich gebrauchen“, grinste Betty ihre Freundin frech an, sodass deren volle Wangen noch roter wurden. „Vermutlich wird er die romantische Gelegenheit beim romantischen Schopf packen und dir einen romantischen Antrag machen.“
Nun wurden Annas Augen rund. „Nein. Das glaube ich nicht. Wir sind doch erst ein halbes Jahr zusammen.“
„Wenn's passt, dann passt's.“ Betty zuckte nur mit den Schultern. „Und du weißt: Bei uns allen tickt die biologische Uhr. Warum sollte er noch ewig warten, wenn es doch so offensichtlich ist, dass ihr so gut zueinanderpasst wie der gläserne Schuh zu Aschenputtel.“ Sie erhob das Glas. „Auf dich und Michael. Und auf ein in jeder Hinsicht erfolgreiches und befriedigendes Wochenende in Baden-Baden.“
Je später der Abend wurde, umso mehr erinnerte die Stimmung an eine gut geschüttelte Champagnerflasche – spritzig und explosiv.
Der DJ hatte wohl die Lage ebenfalls richtig eingeschätzt, da seine ausgewählte Musik viele auf die Tanzfläche zog. Ausgelassen tanzten sie nebeneinander, miteinander oder in einer übermütigen Polonaise.
Als endlich ein langsames Lied aufgelegt wurde, stöhnten alle erleichtert auf und sanken sich in die Arme. Erhitzt schmiegte sich Linda an Philipps Schulter und ließ sich von ihm führen. Dankbar schloss sie die Augen und spürte seine festen Muskeln unter dem Hemd, auf dem ihre Hände lagen. Sein Brustkorb war warm und so nah, dass sich ein elektrisierendes Kribbeln in ihrem ganzen Körper breitmachte.
Urplötzlich wallten heiße Lust und unkontrollierbare Gier in ihr auf, als sie sich so an Philipp schmiegte. Dieses Gefühl war derart intensiv und kam so plötzlich, dass sie vor zwei Wochen wahrscheinlich noch zu Tode erschrocken wäre. Heute Abend jedoch fühlte sie lediglich ein unerwartetes Erstaunen und erwartungsvolles Kribbeln im Bauch, das sie ganz verrückt machte. Angestrengt versuchte sie, ihren Atem und gleichzeitig ihren Herzschlag zu beruhigen. Doch so schnell, wie sie es sich wünschte, klappte es nicht.
„Vielen Dank“, murmelte sie etwas atemlos.
„Wofür?“ Philipp strich sanft über ihren Rücken und vergrub dabei genießerisch seine Finger in ihren offenen Haaren.
„Für diesen wunderschönen Geburtstag.
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