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Elementarteilchen kuessen besser

Elementarteilchen kuessen besser

Titel: Elementarteilchen kuessen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Wall
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zurückkehrte.
    Müde griff er nach dem Telefon und bestellte sein Abendessen.

Zweiter Tag – abends
    Und die Diät, von der du so viel erwartest,
    bringt dir in Zukunft ja vielleicht sogar Glück. 3/7

    Das Abendessen war fantastisch. Das Buffet strotzte nur so von silbernen Platten, auf denen italienische Köstlichkeiten optisch sehr ansprechend präsentiert wurden. Dazwischen standen Vasen mit exotischen Blumengestecken und geschnitzte Figuren, die sich auf den zweiten Blick als Melonen, Rettiche oder Karotten entpuppten.
    Die meisten Gäste verließen das endlose Buffet mit Tellern, die so vollgepackt waren, dass man an der guten Erziehung mancher Hungriger zu zweifeln begann. Betty gehörte eindeutig nicht zu den Zweiflern.
    „Das sieht alles so lecker aus, dass ich mich einfach nicht beherrschen konnte. Ich musste von allem etwas zum Probieren nehmen“, gab Betty selig von sich und steckte die erste Gabel mit Antipasti in ihren hübschen, herzförmigen Mund, nur um daraufhin die Augen genussvoll zu schließen und einen tiefen Seufzer von sich zu geben.
    Martha Jäger, die zum Abendessen ein vorteilhaftes, taubenblaues Sommerkleid trug, blinzelte verschmitzt in Lindas Richtung und quittierte Bettys Seufzer mit einem verständnisvollen Nicken. Ihr Mann schien im Gegensatz zu ihr nur am Essen interessiert zu sein und die Familie Hotzinger war noch gar nicht eingetroffen.
    „Du hast es ja auch gut“, gab Anna neidisch von sich, deren Teller deutlich übersichtlicher arrangiert war. „Selbst wenn du wie ein Scheunendrescher frisst, nimmst du kein Gramm zu. Ich dagegen habe nur vom Hinschauen zwei Kilo mehr auf den Hüften.“ Als Linda auf ihren kaum gefüllten Teller blickte und zustimmend meinte, ihr erginge es auch nicht besser, machte Anna nur eine wegwerfende Handbewegung. „Sei nicht albern. So viel Sport, wie du treibst, könntest du dich die nächsten zwei Wochen durch alle Leckereien durchfuttern und wärst immer noch genauso schlank wie jetzt.“
    Martha schien sich mit der Weisheit ihres Alters königlich über die leise geführte Diskussion zu amüsieren, da sie mit einem breiten Lächeln nur stumm dasaß und dem Gespräch ungeniert folgte.
    „Haha, dass ich nicht lache! Ich habe jetzt schon einen dicken Po von den Ausmaßen eines plüschigen Sofakissens. Ich traue mich kaum, enge Röcke anzuziehen, weil er dann noch voluminöser wirkt“, gab Linda trocken zurück.
    Annas Blick ruckte abrupt vom Teller nach oben, wobei ihre dunklen Locken federnd hin und her wippten und sich ihre Augen in heller Empörung vergrößerten, und meinte: „Für deine weiblichen Rundungen kombiniert mit dieser schlanken Taille würden die meisten Frauen gnadenlos töten!“
    Energisch schüttelte Linda den Kopf: „Wenn ich wenigstens so groß wie Betty wäre, dann würden sich die Pfunde optisch etwas verteilen. Aber nein. Ich bin klein, rund und habe fatale Ähnlichkeit mit einer unscheinbaren grauen Maus.“
    „Oh Herr, verschone uns! Jetzt kommt wieder die altbekannte Leier“, stöhnte Betty zwischen zwei Bissen. „Du leidest wirklich an eklatanter Fehleinschätzung, was deine Ausstrahlung betrifft. Ich glaube, Anna und ich hatten gar nicht so unrecht.“ Betty beugte sich vertraulich zu Linda vor. „Dir fehlt wirklich ein Mann. Ein toller Hengst, den du mit deinen erotischen Kurven völlig um den Verstand bringen kannst und der dir im Gegenzug dazu mal so richtig zeigt, wo's langgeht – und vor allem wie.“
    Nun war es an Linda, die Augen zu verdrehen. „Kein Kommentar.“
    „Apropos, wenn wir schon von einem tollen Hengst sprechen: Hast du heute eigentlich schon den süßen Kerl mit den Handschellen gesehen?“ Betty warf Linda einen zuckersüßen Blick zu, während Anna sie mit einem sanften „Lass sie doch“ erfolglos zurückzupfeifen versuchte.
    „Nein, zufällig noch nicht“, gab Linda reserviert zurück, da sie merkte, wie ihr bei dem Gedanken an Philipp schon wieder die Hitze in die Wangen kroch. Warum konnte Betty nicht endlich damit aufhören? Ihr waren solche Gesprächsthemen immer peinlich – vor allem weil Betty stundenlang darauf herumritt und sie in epischer Breite auszuwalzen pflegte.
    Glücklicherweise hatte Linda schon beim Betreten des Speisesaals bemerkt, dass er heute nicht an seinem Platz saß. Sonst wären womöglich wieder Gläser umgekippt oder Gabeln mit Soße vom Tisch gefallen und sie hätte Anna mit einem fadenscheinigen Grund bitten müssen, ihre Plätze zu tauschen.

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