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Elementarteilchen kuessen besser

Elementarteilchen kuessen besser

Titel: Elementarteilchen kuessen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Wall
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gut. Später hätte ich in seinem Beisein beim Joggen fast mit einer Säule geknutscht. Und beim Frühstück habe ich ihn unabsichtlich mit einer vollen Ladung Naturjoghurt vollgespritzt. War mir das peinlich!!“ Sie bedeckte mit beiden Händen ihr Gesicht. „Ich hatte mir frisch aufgeschnittene Ananas genommen und die Zange zurückgelegt. Dabei ist sie vom Plattenrand abgerutscht und mit Schwung in die volle Joghurtschüssel gefallen, die ein Stockwerk tiefer stand. Philipps Hose hat ausgesehen wie das Ziel einer Joghurtkanone. Gott, war das eine Blamage!“ Wohlweislich verschwieg sie, dass sie in dem Moment nicht bei der Sache gewesen war. Sie war von Philipps Händen abgelenkt worden. Seinen großen Händen mit diesen langen, schlanken Fingern, die so gut zu seinem athletischen Körper passten.
    „Und wie hat er reagiert?“, wollte Betty wissen.
    „Gelacht hat er. Während ich neben ihm gestanden und um ein Loch im Boden gebetet habe, hat er nur gelacht und seine Hose abgewischt.“ Sie schüttelte den Kopf. „Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm hektisch ein paar Servietten zu reichen und mich mit hochrotem Kopf zu entschuldigen.“
    „Du bist ihm aber beim Säubern nicht auch noch zur Hand gegangen, oder?“, fragte Betty süffisant.
    „Wo denkst du hin!“ Linda merkte, wie ihr wieder furchtbar warm wurde. Das mussten die Wechseljahre sein. Bei den einen begannen sie Mitte Vierzig, bei Linda eben ein paar Jährchen früher. „Ich weiß so schon nicht, wie ich ihm wieder unter die Augen treten soll.“
    „Also, ich finde, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Linda“, meinte Betty beruhigend. „So peinlich war dieser Zwischenfall nun auch wieder nicht.“
    „Na, wenn das nicht peinlich ist, weiß ich auch nicht“, murmelte Linda vor sich hin. „Mir hat's jedenfalls gereicht.“
    „Ich finde so was auch immer sehr unangenehm. Ich kann dich vollauf verstehen“, versuchte Anna sie zu trösten.
    „Das war vielleicht etwas ungeschickt. Aber nicht peinlich“, meinte Betty nur kopfschüttelnd. „Ich sage euch mal, was wirklich peinlich wäre: Wenn du mit fiesen Blähungen zum Kontrolltermin beim Gynäkologen gehst, auf den Behandlungsstuhl krabbelst und zehn Sekunden später halb nackt durch die Praxis zur Sprechstundenhilfe rennst, weil dein Arzt ohnmächtig auf dem Boden zusammengesunken ist. Dasistpeinlich.“ Betty grinste die beiden an.
    „Das ist wirklich oberpeinlich“, stimmte Anna lachend zu. „Sprichst du aus Erfahrung oder warum kannst du das so bildhaft beschreiben?“ Doch Betty ließ sich nicht von Anna aufziehen.
    Linda schüttelte nur den Kopf und meinte: „Das war bei mir aber noch nicht alles. Gestern Abend ist noch mehr passiert.“
    Sie erzählte davon, wie sie sich wegen des kleinen Mädchens ausgesperrt hatte und halb nackt bei Philipp klopfen musste. Dass sie sich wie auf dem Präsentierteller gefühlt und dann auch noch seine Handschellen im Schrank aufblitzen gesehen hatte. Wie sie seine Bemerkung mit der Nummer und dem gemeinsamen Spaß völlig falsch verstanden und ihn daraufhin wüst beschimpft hatte, um wie ein wild gewordener Derwisch aus der Kabine zu humpeln und sich dabei wahrscheinlich völlig lächerlich zu machen.
    Als sie kurz Atem holte, bemerkte sie, wie Betty und Anna sie völlig gebannt anstarrten. Beide hatten mit Essen aufgehört und hingen gespannt an ihren Lippen. Annas Gabel schwebte dabei mit einer kleinen Portion Rührei in der Luft, während Bettys Kaffeetasse drei Zentimeter vor ihren Lippen festgefroren war.
    Dann fuhr Linda fort zu erzählen, wie sie Philipp nachts wieder begegnet war und er die ganze Sachlage erklären konnte. Dass er sie irgendwie dazu gebracht hatte, bei einem Duett-Wettbewerb mit ihm aufzutreten und sie jetzt schon einen Horror vor diesem Abend hatte.
    Als sie geendet hatte, meinte Betty nur trocken: „Dann hast du in den letzten fünfzehn Stunden ja mehr Spontanes erlebt als in den letzten fünfzehn Jahren deines Lebens. Gratuliere, du machst dich!“ Linda winkte nur resigniert ab. „Weißt du noch, was ich am ersten Tag an Bord über das Schicksal gesagt habe?“
    „Oh, jetzt geht das wieder los ...“, stöhnte Linda und parkte ihre Stirn geräuschvoll auf der Tischplatte.
    „Dannhatteichalsodochrecht ...“
    „Und wann ist der Karaoke-Abend?“, unterbrach Anna, die schon vor Aufregung ganz rot im Gesicht war, ungewohnt rücksichtslos ihre Freundin, bevor diese wieder so richtig in Fahrt kommen

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