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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Corinna Faist Getränke aus und machte nicht gerade den Eindruck, als sei sie halb verrückt vor Angst um mich. Christian hatte wieder mal total übertrieben.
    Melike und ich luden uns Nudelsalat auf zwei Teller und fischten Würstchen aus dem Topf, der auf dem Herd der winzigen Küche stand. Dann suchten wir uns einen Platz. Es war rammelvoll in dem kleinen Stübchen, die Luft zum Schneiden dick, aber wenigstens war es warm. Durch die großen Scheiben konnte man dem Geschehen in der Halle folgen, ohne sich den Hintern abzufrieren.
    Die letzte Stunde des Lehrgangs hatte gerade begonnen, danach würde hier im Stübchen sicher bis spät in den Abend gequatscht und getrunken. Opa und Oma waren noch nicht zurückgekommen, deshalb war auch die wesentlich größere Gaststätte geschlossen.
    Melike und ich schaufelten uns wie zwei Halbverhungerte das Essen in den Mund und spülten mit Cola nach. In der Wärme und Helligkeit, umgeben von lachenden und redenden Menschen, erschien mir unser Abenteuer im Wald beinahe unwirklich.
    »Stell dir vor, du wärst hingefallen«, flüsterte ich. »Und der Waldschrat hätte dich erwischt.«
    »Oder dich«, erwiderte meine Freundin. »Fritzi hat dich beinahe abgeworfen.«
    »Quatsch!«, widersprach ich. »Abgestreift hätte er mich um ein Haar; ich wette, mein Knie ist morgen dick.«
    Ganz unvermittelt, wie aus heiterem Himmel, fiel mir etwas ein. Gerade hatte ich noch über eine Bemerkung von Melike gelacht, aber nun war ich schlagartig ernst.
    »Was ist?«, fragte Melike.
    »Mir ist’s hier zu warm.« Ich sprang auf. »Lass uns rausgehen.«
    Wir schnappten unsere Jacken, stopften im Vorbeigehen die Plastikteller und Becher in den blauen Müllsack, der neben der Tür hing, und gingen hinaus. In der Kälte hatte ich das Gefühl, mein Gesicht würde glühen.
    »Komm mit.« Ich schnappte Melike am Arm und zog sie hinter mir her bis zu Jaspers Box. Die großen Neonröhren waren schon abgeschaltet, nur die Lampe vom Waschplatz tauchte den langen Stall in ein dämmriges Licht. Wir gingen in Jaspers Box und hockten uns zu dem Pferd ins Stroh.
    »Jetzt sag schon, was los ist«, flüsterte Melike neugierig.
    »Der Friedrich Gottschalk«, flüsterte ich zurück, »ist der Vater von Tims Mutter. Das ist mir eben eingefallen. Also Tims Opa.«
    »Ja und?« Melike schaute mich verständnislos an.
    »Offiziell sind er und Tims Vater verkracht, die haben seit Jahren kein Wort mehr miteinander gesprochen«, fuhr ich fort. »Aber wenn der Gottschalk mit den Pferdedieben gemeinsame Sache macht, dann könnte es doch sein, dass der Richard Jungblut die geklauten Pferde für die beiden verkauft.«
    Melike starrte mich ein paar Sekunden fassungslos an.
    »Wir müssten Tim die Fotos von den Pferden zeigen, die du gemacht hast«, sagte ich aufgeregt. »Wenn er sie dann bei sich im Stall wiedererkennt, haben wir den Beweis. Und dann muss die Polizei endlich etwas unternehmen. Vielleicht hatten sie bisher Schiss, sich mit jemandem wie Gottschalk anzulegen.«
    »Tims Vater ein Pferdedieb?«, überlegte Melike. »Könnte ich mir sogar echt vorstellen. Er hat irgendwas Fieses an sich.«
    Ich nickte.
    »Aber er ist Tims Vater«, sagte sie dann. »Und egal, wie nett Tim ist, er wird wohl kaum etwas gegen seinen eigenen Vater unternehmen.«
    Aus der Halle schallte gedämpft Papas Stimme herüber. Man hörte den dumpfen Hufschlag der Pferde, ab und zu klapperte eine Stange. Aus den umliegenden Boxen drang das zufriedene ruhige Mahlen der Pferdezähne, Heu raschelte, und hier und da schnaubte eines der Pferde, wenn ein Halm seine Nase kitzelte.
    Auf einmal hörten wir Stimmen und Schritte, die näher kamen. Ich spähte durch die Ritzen zwischen den Boxenbrettern.
    »Corinna Faist und Engelbert Maiwald«, flüsterte ich.
    Corinna und ihrem Mann gehörte der »Goldene Schwan« auf der Hauptstraße in Steinau. Corinna hatte seit vielen Jahren ein Pferd auf dem Amselhof stehen und ritt mehr schlecht als recht E-Springen, das allerdings mit verbissenem Ehrgeiz. Eigentlich konnte ich Corinna ganz gut leiden, obwohl Papa meinte, sie habe das größte Schandmaul im ganzen Ort. Als kleines Mädchen hatte ich nicht verstanden, was er damit meinte. Ich fand Corinnas Mund ganz normal. Und das hatte ich Papa auch so gesagt, woraufhin er mir lachend erklärt hatte, dass Corinna gern über andere Leute tratsche.
    Engelbert Maiwald war um sieben Ecken mit dem Bürgermeister von Steinau verwandt. Er hielt sich für unglaublich wichtig

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