Elenium-Triologie
Sephrenia, »vernichten wir ihn lieber.«
»Sind von denjenigen Patriarchen, die sich verkrochen haben, inzwischen welche aus ihren Verstecken hervorgekommen?« fragte Hochmeister Abriel.
»Nicht einer«, schnaubte Emban. »Wahrscheinlich stecken sie in den tiefsten Rattenlöchern, die sie finden konnten. Zwei von ihnen hatten übrigens tödliche Unfälle.«
»Unsere Ritter suchen die Stadt nach ihnen ab«, erklärte Hochmeister Darellon. »Selbst die verängstigsten Hasenfüße fassen vielleicht ein bißchen Mut, wenn Ordensritter sie beschützen.«
»Darellon!« rügte Dolmant.
»Tut mir leid«, entschuldigte Darellon sich höflichkeitshalber.
»Wird das etwas an der Berechnung ändern?« wandte Komier sich an Talen. »Ich meine, wenn man die beiden abzieht, die gemeuchelt wurden?«
»Nein, Eminenz«, erwiderte Talen. »Wir hatten sie gar nicht einbezogen.«
Dolmant blickte die beiden leicht verwirrt an.
»Der Junge ist ein mathematisches Genie«, erklärte Komier.
»Er kann im Kopf schneller rechnen als ich mit dem Stift.«
»Du überraschst mich immer wieder, Talen«, sagte Dolmant. »Könnte ich dich für eine Karriere in der Kirche interessieren?«
»Um die Spenden der Gläubigen zu zählen, Eminenz?« fragte Talen.
»Äh – nein, das wohl nicht, Talen.«
»Hat sich etwas an den Stimmen geändert, Eminenz?« fragte Abriel.
Dolmant schüttelte den Kopf. »Annias hat nach wie vor die einfache Mehrheit. Er kann alles durchbringen, sofern es kein Hauptpunkt ist. Seine Speichellecker fordern eine Abstimmung über so gut wie alles, was anfällt, und deshalb sitzen wir die ganze Zeit im Ratssaal.«
»Die Zahlen werden sich ein wenig ändern, Eminenz«, kündete Komier an. »Meine Freunde und ich haben beschlossen, diesmal mitzuwählen.«
»Also das ist ungewöhnlich«, staunte Patriarch Emban. »Die Hochmeister der Ritterorden haben seit zweihundert Jahren an keiner Wahl der Hierokratie mehr teilgenommen.«
»Wir sind doch willkommen, Eminenz?«
»Was mich betrifft, auf jeden Fall, Eminenz. Annias dürfte jedoch nicht sehr begeistert darüber sein.«
»Wie bedauerlich für ihn. Wie sieht es mit unseren Zahlen aus, Talen?«
»Sie stiegen soeben von neunundsechzig Stimmen auf einundsiebzig. Das wären die sechzig Prozent, die Annias braucht, um die Wahl zu gewinnen.«
»Und eine einfache Stimmenmehrheit?«
»Hat er immer noch. Er braucht nur einundsechzig.«
»Ich glaube nicht, daß einer der neutralen Patriarchen bei einer Hauptabstimmung zu ihm überläuft, es sei denn, die Bestechungssumme ist hoch genug«, sagte Dolmant. »Die Neutralen werden sich wahrscheinlich der Stimme enthalten, dann braucht Annias…« Er überlegte stirnrunzelnd.
»Sechsundsechzig Stimmen, Eminenz«, half Talen aus. »Eine Stimme fehlt ihm.«
»Großartiger Junge«, murmelte Dolmant. »Dann sollten wir jede Abstimmung zu einer Hauptabstimmung machen – sogar, wenn es darum geht, ob mehr Kerzen angezündet werden sollen oder nicht.«
»Wie können wir das tun?« fragte Komier. »Ich bin ein bißchen eingerostet, was das Verfahren angeht.«
Dolmant lächelte leicht. »Einer erhebt sich und sagt, ›Hauptpunkt‹.«
»Wird das nicht einfach überstimmt?«
Emban gluckste. »O nein, mein lieber Komier. Eine Abstimmung darüber, ob eine Sache ein Hauptpunkt ist oder nicht, ist an sich bereits eine Hauptabstimmung. Ich glaube, wir haben ihn, Dolmant. Diese eine Stimme, die ihm fehlt, wird seine Thronbesteigung verhindern.«
»Außer er kommt zu Geld«, gab Dolmant zu bedenken. »Oder es stirbt noch ein Patriarch. Wie viele von uns muß er umbringen, um die Wahl zu gewinnen, Talen?«
»Alle wäre am besten für ihn.« Talen grinste.
»Benimm dich!« fuhr Berit ihn an.
»Verzeiht«, entschuldigte Talen sich, »ich hätte ›Eminenz‹ hinzufügen sollen, nehme ich an. Annias muß die Gesamtzahl der Wählenden um wenigstens zwei vermindern, um die sechzig Prozent zu erreichen, die er braucht, Eminenz.«
»Dann werden wir jedem loyalen Patriarchen Ritter als Leibwächter zuteilen müssen. Dadurch verringert sich natürlich die Zahl derer, die in der Stadt nach den fehlenden Patriarchen suchen. Es sieht allmählich so aus, als hinge es von der Kontrolle über die Straßen ab. Wir brauchen Wargun! Dringendst!«
Emban blickte ihn verwundert an.
»Das ist uns in Demos eingefallen, Eminenz«, erklärte Abriel. »Annias schüchtert die Patriarchen durch die Anwesenheit der vielen Kirchensoldaten in der Stadt ein. Wenn
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