Elenium-Triologie
Gasthof vorbei«, sagte Talen schulterzuckend, »dann hinten herum. Der große Klotz, der gerade entkommen ist, lauerte mit den anderen in der Gasse dahinter. Er griff nach mir, aber ich duckte mich, und dann rannte ich los.«
»Gut gemacht«, lobte ihn Kalten.
Sperber steckte sein Schwert in die Scheide zurück. »Verschwinden wir.«
»Warum verfolgen wir Adus nicht?« fragte Kalten.
»Weil wir in eine Falle laufen könnten. Martel benutzt Krager als Köder, um uns an der Nase herumzuführen. Das ist wahrscheinlich der Grund, weshalb wir ihn so leicht entdeckt haben.«
»Soll das heißen, daß sie auch mich erkennen?« fragte Talen erschrocken.
»Wahrscheinlich«, erwiderte Sperber. »Sie haben ja schließlich herausgefunden, daß du in Cimmura für mich gearbeitet hast, oder hast du das vergessen? Krager wußte vermutlich, daß du ihn beschattest hast, und gab Adus deine Beschreibung. Adus mag zwar strohdumm sein, aber er hat scharfe Augen.« Sperber murmelte eine Verwünschung. »Martel ist noch schlauer, als ich dachte, und er fängt an, mich wütend zu machen.«
DRITTER TEIL DABUR
17
Bläulich breitete sich die Dämmerung zwischen den Häusern von Madol aus, und die ersten Sterne blinkten. Sperber, Kalten und Talen huschten durch die schmalen, winkeligen Straßen, änderten häufig die Richtung und nahmen manchen Weg sogar doppelt, um mögliche Verfolger abzuschütteln.
»Übertreiben wir nicht ein bißchen mit unserer Vorsicht?« fragte Kalten nach einer guten halben Stunde.
»Bei Martel dürfen wir kein Risiko eingehen«, entgegnete Sperber. »Er opfert bedenkenlos das Leben anderer, wenn er damit ans Ziel kommt. Ich möchte nicht mitten in der Nacht aufwachen und feststellen, daß Lyciens Haus von Söldnern umzingelt ist.«
»Das würde mir allerdings auch nicht gefallen«, meinte Kalten.
Während die Dämmerung sich vertiefte, schlichen sie durch das Westtor von Madol. »Dort hinein!« forderte Sperber seine Begleiter auf, als sie ein Stück weiter zu einem Dickicht am Straßenrand kamen. »Warten wir hier eine Weile, bis wir sicher sein können, daß uns niemand folgt.«
Sie kauerten sich zwischen raschelnde Schößlinge und spähten die Straße zur Stadt entlang. Irgendwo im Dickicht schimpfte ein schläfriger Vogel über die Störenfriede, und nach einer Weile holperte ein Ochsenkarren mit ratternden Rädern langsam in Richtung Madol vorbei.
»Es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß jemand so kurz vor Einbruch der Nacht die Stadt verläßt, oder was denkst du?« fragte Kalten leise.
»Ich bin ganz deiner Meinung«, antwortete Sperber. »Jeder, der jetzt noch herauskommt, ist wahrscheinlich hinter einer dringenden Sache her.«
»Und diese dringende Sache könnten wir sein, nicht wahr?«
Von der Stadt her war ein Knarren zu hören, dann ein Krachen und schließlich das Rasseln einer schweren Kette.
»Sie haben soeben das Tor geschlossen«, flüsterte Talen.
»Darauf habe ich gewartet«, sagte Sperber und stand auf.
»Los, gehen wir.«
Sie traten hinter dem Dickicht hervor und folgten der Straße. Vereinzelte Baumgruppen hoben sich aus der Dunkelheit zu beiden Seiten, und Büsche waren schattenhaft entlang der Wiesen zu erkennen, die sich in der Nacht verloren.
Talen stapfte nervös zwischen den beiden Rittern dahin, und sein Blick schoß unruhig hin und her.
»Was hast du denn, Junge?« fragte ihn Kalten.
»Ich war noch nie im Dunkeln auf freiem Feld«, erklärte Talen. »Ist es immer so schwarz?«
Kalten zuckte die Schultern. »Das ist in der Nacht so üblich.«
»Warum stellt niemand Fackeln auf?« jammerte Talen.
»Warum? Etwa damit die Kaninchen sehen können, wohin sie laufen?«
Lyciens Haus stand in den tiefen Schatten der Nadelbäume, die es umgaben.
Nur am Tor brannte eine Fackel. Talen war sichtlich erleichtert, als sie den kiesbedeckten Hof betraten.
»Hattet Ihr Glück?« erkundigte sich Tynian, der ihnen aus dem Haus entgegenkam.
»Wir hatten einige Schwierigkeiten«, antwortete Sperber. »Aber gehen wir erst mal hinein.«
»Ich sagte doch, Ihr hättet uns mitkommen lassen sollen«, brummte der breitschultrige Alzioner vorwurfsvoll, als sie das Haus betraten.
»So groß waren die Schwierigkeiten auch wieder nicht«, versicherte ihm Kalten.
Die anderen warteten in dem gemütlichen Gemach, in das Lycien sie bei ihrer Ankunft geführt hatte. Sephrenia stand auf und betrachtete die Blutspritzer auf den Umhängen der beiden Pandioner. Ihre Stimme verriet
Weitere Kostenlose Bücher