Elenium-Triologie
auch die Farbkleckse von verhältnismäßig vielen hellgewandeten Cammoriern, außerdem einige Lamorker und sogar mehrere Elenier in der Menge. Sperber und seine Begleiter behielten ihre Kapuzen auf und ritten langsam, um nicht Aufmerksamkeit zu erregen.
Am späten Vormittag kamen sie zu einem bescheidenen Haus, das etwas abseits der Straße stand. Der Besitzer war Ritter Voren, ein pandionischer Ordenskrieger, was allerdings wenige in Jiroch wußten. Die meisten in dieser Hafenstadt hielten ihn für einen elenischen Kaufmann, der zwar nicht übermäßig reich, aber auch nicht arm war. Tatsächlich betrieb er Handelsgeschäfte, und vor einigen Jahren hatte er sogar Gewinn gemacht. Der wirkliche Grund für Ritter Vorens Aufenthalt in Jiroch war jedoch nicht geschäftlicher Art. Unter Rendors Bevölkerung gab es beachtlich viele pandionische Ritter, deren einzige Verbindung zum Mutterhaus in Demos Ritter Voren war. Alle ihre Botschaften und Berichte gingen durch seine Hand und wurden in den Kisten und Ballen seiner Fracht an Bord des nächsten auslaufenden Schiffes gebracht.
Ein Diener mit Hängelippe und stumpfem, gleichgültigem Blick führte Sperber und die anderen durch das Haus in einen Garten, der von einer hohen Steinmauer umgeben war. Feigenbäume spendeten hier willkommenen Schatten, die Fontänen eines marmornen Springbrunnens sprudelten melodisch, und liebevoll gepflegte Blumen blühten in leuchtend bunten Farben.
Voren saß auf einer Bank am Brunnen. Er war ein großer, dünner Mann mit sarkastischem Humor. Die Jahre in diesem südlichen Königreich hatten seine Haut gebräunt, bis sie die Farbe eines alten Sattels angenommen hatte. Obgleich seine mittleren Jahre sich bereits ihrem Ende zuneigten, durchzog kein Grau sein Haar, wohl aber war sein sonnengegerbtes Gesicht von einem Netz von Fältchen gezeichnet. Statt eines Wamses trug er ein einfaches Leinenhemd mit offenem Kragen.
Er erhob sich, als sie in den Garten kamen.
»Ah, Mahkra«, begrüßte er Sperber mit einem raschen, verstohlenen Blick auf seinen Diener, »wie schön, Euch wiederzusehen, alter Junge.«
»Seid gegrüßt, Voren«, bedankte sich Sperber mit einer rendorischen Verneigung: einer geschmeidigen Bewegung, die schon fast eine Kniebeuge war.
»Jintal«, wandte Voren sich nun an seinen Diener, »seid so gut und bringt das meinem Faktor im Hafen.« Er faltete ein Stück Pergament und reichte es dem dunkelhäutigen Rendorer.
»Wie Ihr befehlt, Gebieter.« Der Diener verneigte sich.
Sie warteten, bis das Schließen der Haustür verriet, daß Jintal gegangen war.
»Kein schlechter Kerl«, bemerkte Voren. »Natürlich ist er strohdumm. Ich achte bei der Auswahl meiner Hausdiener stets darauf, daß sie nicht sehr klug sind. Intelligente Diener sind gewöhnlich Spitzel.« Er kniff die Augen zusammen. »Wartet einen Moment«, bat er. »Ich möchte sichergehen, daß der Bursche das Haus auch wirklich verlassen hat.« Er durchquerte den Garten und verschwand im Innern.
»Ich kann mich nicht erinnern, daß er früher schon so unruhig war«, sagte Kurik.
»Wir sind hier in einem unruhigen Teil der Welt«, entgegnete Sperber.
Nach wenigen Augenblicken kehrte Voren zurück. »Kleine Mutter«, begrüßte er Sephrenia herzlich und küßte ihre Handfläche, »gebt Ihr mir Euren Segen?«
Sie lächelte, berührte seine Stirn und sprach ein paar Worte in Styrisch.
»Das hat mir gefehlt«, gestand er, »obwohl ich in letzter Zeit nicht viel getan habe, was einen Segen verdiente.« Dann blickte er Sephrenia näher an. »Fühlt Ihr Euch nicht wohl, Sephrenia?« fragte er. »Ihr seht so abgespannt aus.«
»Das liegt vielleicht an der Hitze.« Sie strich sich müde über die Augen.
»Setzt Euch hierher.« Voren deutete auf seine Marmorbank. »Das ist das kühlste Fleckchen in ganz Jiroch.« Er lächelte ironisch. »Was leider nicht viel zu bedeuten hat.«
Sephrenia setzte sich auf die Bank, und Flöte kletterte daneben hoch.
»Nun, Sperber«, Voren drückte die Hand seines Freundes, »was führt dich schon so rasch nach Jiroch zurück? Hast du vielleicht gar etwas hier zurückgelassen?«
»Nichts, was ich vermisse«, antwortete Sperber trocken.
Voren lachte. »Nur um dir zu beweisen, welch ein guter Freund ich bin, werde ich Lillias nicht verraten, daß du das gesagt hast. Hallo, Kurik. Wie geht es Aslade?«
»Gut, Ritter Voren.«
»Und Euren Söhnen. Ihr habt drei, nicht wahr?«
»Vier. Der letzte kam auf die Welt, als Ihr Demos bereits
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