Elenium-Triologie
Gemächlich, in kleinen Etappen, begaben sie sich nach Antors Hauptstadt Cimmura, wo der König dann Erstaunliches verkünden ließ. Er erklärte den pandionischen Ritter Sperber zu seinem, des Königs Streiter und bestimmte, daß auch die Nachkommen Sperbers den Herrschern von Elenien als Streiter dienen sollten, solange ihrer beider Familien existierten.
Wie an einem Königshof unvermeidlich, wurde auch an Antors Hof in Cimmura intrigiert. Einflußreiche Höflinge waren einerseits bestürzt über das Erscheinen des kriegerischen Sperber, versuchten andererseits jedoch, sich seiner Unterstützung zu versichern. Nachdem diese Versuche gescheitert, ja, von Sperber entschieden abgewiesen worden waren, erkannten die Höflinge voll Unbehagen, daß der Streiter des Königs nicht bestechlich war. Zudem machte die Freundschaft zwischen Antor und Sperber den pandionischen Ritter zum Vertrauten und Berater des Königs. Da Sperber, wie wir bereits erwähnten, von überragender Intelligenz war, fiel es ihm leicht, die Intrigen und Ränke der Höflinge zu durchschauen und seinen weniger begnadeten Freund darauf aufmerksam zu machen. Innerhalb eines Jahres war König Antors Hof erstaunlicherweise frei von Korruption, denn Sperber prägte seiner Umgebung seine eigene strenge Sittlichkeit auf.
Von noch tiefergreifender Konsequenz für die verschiedenen Machtgruppen in Elenien war der wachsende Einfluß der Pandionischen Bruderschaft im Königreich. Antor war nicht nur Ritter Sperber unendlich dankbar, sondern auch seinen Ordensbrüdern. Der König und sein Streiter reisten des öfteren nach Demos, um sich mit dem Hochmeister unseres Ordens zu beraten, und wichtige politische Entscheidungen wurden häufiger im Mutterhaus getroffen als in der königlichen Ratskammer, wo Höflinge Antors Regentschaft eher zu ihrem eigenen Vorteil zu beeinflussen versuchten denn zum Wohle des Reiches.
Ritter Sperber heiratete in mittlerem Alter, und seine Gemahlin gebar ihm bald einen Sohn. Auf Antors Bitte erhielt auch das Kind den Namen Sperber: eine Tradition, die sich seit jener Zeit bis zum heutigen Tag bewahrt hat. Zum Jüngling gereift, begann auch Sperbers Sohn im pandionischen Mutterhaus seine Ausbildung für jenes Amt, das er einst übernehmen würde. Zur Freude ihrer Väter waren der junge Sperber und Antors Sohn, der Kronprinz, von frühester Kindheit an beste Freunde, und so war der Treueschwur zwischen dem elenischen König und seinem Streiter auch für die Zukunft gesichert.
Als Antor, reich an Jahren und Ehren, auf dem Sterbebett lag, überreichte er als letzte Handlung seinem Sohn den Rubinring und den kurzschäftigen, breitklingigen Speer, und auch Sperber gab seinen Ring und das Königsschwert an den Sohn weiter, eine Tradition, die ebenfalls bis zum heutigen Tag erhalten blieb.
Unter den Bürgern des Elenischen Reiches hat sich der Glaube verbreitet, daß Elenien blühen und gedeihen wird und ihm nichts Böses widerfahren kann, solange die königliche Familie und das Haus Sperber bestehen. Wie so mancher Volksglaube besitzt auch dieser einen wahren Kern. Die Nachkommen Sperbers waren von jeher hochbegabte Männer, und neben ihrer pandionischen Ausbildung wurden sie in Staatskunst und Diplomatie unterrichtet, um sie auf ihr erbliches Amt vorzubereiten.
In letzter Zeit kam es jedoch zu einer Entfremdung zwischen der Königsfamilie und dem Hause Sperber. Der wankelmütige König Aldreas, der gänzlich unter dem Einfluß seiner ehrgeizigen Schwester und des Primas von Cimmura stand, übertrug seinem eigenen Streiter sehr kühl die geringere, ja sogar erniedrigende Aufgabe, die Erziehung von Prinzessin Ehlana zu übernehmen – möglicherweise in der Hoffnung, daß dies den Streiter so sehr kränken würde, daß er sein erbliches Amt niederlegte. Ritter Sperber jedoch nahm seine Aufgabe sehr ernst und unterrichtete das Kind, die zukünftige Königin, in jenen Fächern, die sie auf ihre Regentschaft vorbereiteten.
Als offensichtlich wurde, daß Sperber sein Amt als Streiter des Königs nicht freiwillig niederlegen würde, sandte Aldreas ihn auf Einflüsterung seiner Schwester und des Primas Annias ins Exil in das Königreich Rendor.
Nachdem König Aldreas verstorben war, bestieg seine Tochter Ehlana den Thron. Als Sperber dies erfuhr, kehrte er nach Cimmura zurück, mußte jedoch feststellen, daß seine junge Königin schwer erkrankt war und nur ein Zauber sie am Leben hielt, den die styrische Magierin Sephrenia zu ihrem Schutz
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