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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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du dort gemacht? Ein paar Grabstätten geschändet? Bist du so zu dem Speer gekommen?«
    »Wohl kaum. König Aldreas hat ihn mir gegeben.«
    »Aldreas?«
    »Na ja, sein Geist. Sein vermißter Ring ist im Klingenaufsatz.« Sperber blickte seine beiden Freunde neugierig an. »Wo wolltet ihr eigentlich hin?«
    »Hinaus. Dich suchen.« Kurik zuckte die Schultern.
    »Woher wußtest du, daß ich das Ordenshaus verlassen habe?«
    »Ich habe ein paarmal nach dir gesehen«, antwortete Kurik. »Ich hab' gedacht, du weißt, daß ich das gewöhnlich tue.«
    »Jede Nacht?«
    »Mindestens dreimal«, bestätigte Kurik. »Ich mach' das, seit du ein Junge warst – natürlich nicht, während du dich in Rendor aufgehalten hast. Das erste Mal heut abend hast du im Schlaf geredet. Das zweite Mal – kurz nach Mitternacht – warst du verschwunden. Ich hab' mich umgeschaut, und nachdem ich dich nirgends finden konnte, hab' ich Kalten aufgeweckt.«
    »Und jetzt sollten wir lieber auch die anderen aufwecken«, sagte Sperber düster. »Aldreas hat mir so einiges erzählt, und wir müssen Entscheidungen treffen.«
    »Schlechte Neuigkeiten?« erkundigte sich Kalten.
    »Schwer zu sagen. Berit, schickt einen der Novizen bei den Pferden als Eure Ablösung auf den Wehrgang. Wir werden eine Zeitlang brauchen.«
    Sie versammelten sich in Hochmeister Vanions Studiergemach im Südturm. Sperber, Berit, Kalten und Kurik waren natürlich anwesend, außerdem Ritter Bevier, ein Cyriniker, Ritter Tynian, der Alzioner, und Ritter Ulath, der riesenhafte Genidianer. Die drei waren die Streiter ihrer Orden und hatten sich Sperber und Kalten angeschlossen, als die Hochmeister befunden hatten, daß die Rettung Prinzessin Ehlanas ihrer aller Angelegenheit war. Sephrenia, die zierliche, dunkelhaarige Styrikerin, welche die Pandioner in die Geheimnisse von Styrikum einwies, saß am Feuer, das kleine Mädchen, das sie Flöte nannten, an ihrer Seite. Talen, der Junge, hatte sich ans Fenster gesetzt und rieb sich die Augen. Er schlief immer tief und fest und mochte es gar nicht, wenn man ihn aus dem Schlummer riß.
    Vanion hatte an dem Tisch Platz genommen, den er für gewöhnlich als Schreibtisch benutzte. Sein Studiergemach war ein gemütliches Zimmer, niedrig, mit dunklen Deckenbalken und einem tiefen Kamin, in dem stets ein Feuer brannte, zumindest kannte Sperber dies nicht anders. Wie immer stand Sephrenias Teekessel dampfend auf dem Kamineinsatz.
    Vanion sah gar nicht gut aus. Der Hochmeister des pandionischen Ordens – ein grimmiger Ritter mit tiefen Sorgenfalten, der wahrscheinlich sogar noch älter war, als er aussah – trug bei dieser unerwarteten nächtlichen Zusammenkunft einen unpassenden styrischen Morgenrock aus grobgewebter weißer Wolle. Sperber war die Veränderung Vanions im Lauf der Jahre nicht entgangen.
    Wenn man ihn in einem unbewachten Augenblick überraschte, konnte man den Hochmeister, eine der tragenden Säulen der Kirche, beinahe für einen Styriker halten. Als Elenier und Ordensritter war es Sperbers Pflicht, seine Beobachtungen der Kirchenbehörde zu melden. Er tat es jedoch nicht. Seine Loyalität gegenüber der Kirche war eine Sache – ein Gebot Gottes. Seine Treue zu Vanion war eine andere, etwas Tieferes, Persönlicheres.
    Das Gesicht des Hochmeisters war fahlgrau, seine Hände zitterten leicht. Er hatte Sephrenia überreden können, ihm die drei Schwerter der toten Ritter anzuvertrauen, doch diese Bürde belastete Vanion offenbar mehr, als er zugeben wollte. Sephrenia hatte der Hilfe von zwölf pandionischen Rittern bedurft, um im Thronsaal jenen Zauber zu wirken, der die Königin am Leben erhielt. Diese zwölf Ritter würden sterben, einer nach dem andern, und der Geist eines jeden würde Sephrenia sein Schwert übergeben. Wenn der letzte gestorben war, würde Sephrenia den zwölf Rittern ins Haus der Toten folgen.
    An jenem Abend hatte Vanion sie beinahe zwingen müssen, ihm die drei Schwerter zu überlassen. Es war nicht allein das Gewicht dieser Waffen, die sie zu einer solchen Last machten: Irgend etwas war mit ihnen verbunden, von dem Sperber keine Vorstellung besaß. Vanion hatte unerbittlich darauf beharrt, die Schwerter zu übernehmen. Er hatte ein paar vage Gründe dafür angeführt, doch Sperber vermutete, daß der Hochmeister Sephrenia zu schonen versuchte, so gut es ging. Sperber glaubte, daß Vanion ungeachtet aller Verbote, die dergleichen untersagten, diese zierliche Frau liebte, die seit Generationen alle

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