Elenium-Triologie
Erst vor kurzem konnten wir ein Komplott vereiteln, das Martel in Rendor ausbrütete und das, hätte er Erfolg damit gehabt, zum Abzug der Ordensritter aus der Heiligen Stadt geführt hätte. Es sieht ganz so aus, als wären diese schrecklichen Geschehnisse, von denen Ihr uns erzählt habt, ebenfalls ein Komplott. Martel, der in Annias' Auftrag handelt, zieht in der Welt herum und zündet Feuer an, in der Hoffnung, daß die Ordensritter sich gezwungen sehen, aus Chyrellos auszuziehen, um diese Feuer zu löschen.«
»Ist Annias wirklich so ruchlos?« fragte Ortzel.
»Eminenz, Annias wird alles tun, um auf den Thron zu gelangen. Ich bin überzeugt, er würde den Befehl erteilen, die Bevölkerung halb Eosiens abzuschlachten, wenn er dadurch bekommen könnte, worauf er so versessen ist.«
»Wie ist es möglich, daß ein Kirchenmann so tief zu sinken vermag?«
»Ehrgeiz, Eminenz«, sagte Bevier düster. »Sobald er sich im Herzen eines Menschen einnistet, wird dieser allem anderen gegenüber blind und taub.«
»Um so wichtiger ist es, daß mein Bruder sicher nach Chyrellos gelangt«, warf Alstrom ernst ein. »Er erfreut sich bei den anderen Mitgliedern der Hierokratie der größten Hochachtung, und seine Stimme hat Gewicht in ihren Beratungen.«
»Ich darf Euch und Eurem Bruder jedoch nicht verschweigen, daß Euer Plan gewisse Risiken birgt«, warnte Sperber. »Wir werden verfolgt. Gewissen Kreaturen ist jedes Mittel recht, unsere Mission zu vereiteln. Da Eure Hauptsorge der Sicherheit Eures Bruders gilt, muß ich gestehen, daß ich sie nicht garantieren kann. Unsere Verfolger sind hartnäckig und äußerst gefährlich.« Sperber gab keine näheren Erklärungen ab, weil er überzeugt war, daß weder Alstrom noch Ortzel ihm glauben würden, sollte er ihnen die nackte Wahrheit über den Sucher erzählen.
»Ich fürchte, ich habe keine andere Wahl in dieser Sache, Ritter Sperber. Da eine Belagerung zweifellos in Kürze bevorsteht, muß mein Bruder unter allen Umständen die Burg verlassen.«
»Solange Ihr Euch der Gefahr bewußt seid, Euer Gnaden.« Sperber seufzte. »Unsere Mission ist von größter Dringlichkeit, doch diese Angelegenheit ist vorrangig.«
»Sperber!« rief Sephrenia entsetzt.
»Wir haben keine Wahl, kleine Mutter«, erwiderte der große Ritter. »Es ist unbedingt erforderlich, daß wir Seine Eminenz sicher aus Lamorkand und nach Chyrellos bringen. Der Baron hat recht. Falls seinem Bruder etwas zustieße, würden die Ordensritter Chyrellos verlassen, um Vergeltung zu üben. Nichts könnte das verhindern. Wir müssen Seine Eminenz zur Heiligen Stadt bringen und dann versuchen, die verlorene Zeit aufzuholen.«
»Wonach sucht Ihr, Ritter Sperber?« erkundigte sich der Patriarch von Kadach.
»Wie Ritter Ulath bereits erklärte, sehen wir uns gezwungen, zur Magie zu greifen, um Königin Ehlana zu heilen. Und es gibt auf der Welt nur einen einzigen magischen Gegenstand, der die Kraft dazu besitzt. Wir sind auf dem Weg zum großen Schlachtfeld am Randerasee, um nach dem Edelstein zu suchen, der einst die Königskrone von Thalesien zierte.«
»Der Bhelliom?« Ortzel war entsetzt. »Ihr wollt dieses verfluchte Juwel doch nicht etwa wieder ans Tageslicht bringen?«
»Wir haben keine andere Wahl, Eminenz. Nur der Bhelliom kann meine Königin wieder gesund machen.«
»Aber der Bhelliom ist ein Werkzeug des Bösen! Alle Verruchtheit der Trollgötter haften ihm an!«
»So verrucht sind die Trollgötter gar nicht, Eminenz«, versicherte Ulath ihm. »Sie sind launisch und manchmal zu derben Späßen aufgelegt, das gebe ich zu, aber sie sind nicht wirklich böse.«
»Der Gott der Elenier verbietet, sich mit ihnen einzulassen!«
»Der Gott der Elenier ist weise, Eminenz«, meldete Sephrenia sich nun zu Wort. »Er hat auch verboten, sich mit den Göttern von Styrikum einzulassen. Doch er hat eine Ausnahme gemacht, als die Kriegerorden gegründet wurden. Die Jüngeren Götter von Styrikum haben sich bereit erklärt, ihn bei seinem Plan zu unterstützen. Wäre es nicht möglich, daß er sich auch der Unterstützung der Trollgötter versichern könnte? Er hat erstaunliche Überzeugungskraft, wie ich hörte.«
»Blasphemie!« keuchte Ortzel.
»Nein, Eminenz, nicht in diesem Fall. Ich bin Styrikerin und bin deshalb nicht an elenische Theologie gebunden.«
»Sollten wir nicht rasch aufbrechen?« meinte Ulath. »Es ist ein langer Ritt nach Chyrellos, und Seine Eminenz muß die Burg verlassen haben, bevor der
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