Elenium-Triologie
Kampf beginnt.«
»Genau das wollte ich auch vorschlagen, mein lakonischer Freund«, stimmte Tynian ein.
»Was meint Ihr, Baron, wie bald werden die Truppen des Grafen hier sein?«
»In spätestens einem Tag, Ritter Tynian. Ich habe Freunde, die versuchen, nördlich von Gerrichs Burg den Vormarsch seines Heeres zu behindern, aber sie werden ihn bestimmt nicht lange hinauszögern können.«
»Talen!« zischte Sperber. »Leg das sofort zurück!«
Der Junge verzog das Gesicht und legte einen zierlichen Dolch mit edelsteinbesetztem Griff auf den Tisch zurück, von wo er ihn genommen hatte. »Ich hab' nicht damit gerechnet, daß Ihr es merkt«, murrte er.
»Gib dich nie diesem Irrtum hin«, warnte Sperber scharf.
»Ich bemerke alles!«
Der Baron schien verwirrt.
»Der Junge hat noch einige kleinere Schwierigkeiten mit dem Eigentumsrecht«, erklärte Kalten ihm. »Wir bemühen uns, es ihm beizubringen, aber er lernt sehr schwerfällig.«
Talen seufzte und griff nach seinem Skizzenblock und Stift. Damit setzte er sich an ein Tischchen an der hinteren Wand und fing zu zeichnen an. Er war auch darin sehr begabt, wie Sperber sich besann.
»Ich bin Euch allen sehr dankbar, edle Herren«, sagte der Baron. »Die Sicherheit meines Bruders war meine größte Sorge. Nun werde ich mich ganz der bevorstehenden Bedrohung widmen können.« Er blickte Sperber an. »Wäre es möglich, daß Ihr diesem Martel während Eurer Mission wieder begegnet?«
»Das hoffe ich sehr!« erwiderte Sperber inbrünstig.
»Und Ihr habt vor, ihn zu töten?«
»Das ist schon seit einem guten Dutzend Jahren Sperbers Absicht«, warf Kalten ein. »Aber Martel hat einen sehr leichten Schlaf, wenn Sperber sich im gleichen Königreich aufhält wie er.«
»Möge Gott Euren Arm führen, Ritter Sperber. Mein Sohn wird friedlicher ruhen, wenn sein Mörder erst im Haus der Toten…«
Die Tür schwang auf und Ritter Enmann stürzte ins Zimmer.
»Euer Gnaden!« rief er aufgeregt. »Kommt schnell!«
Alstrom sprang auf. »Was ist, Enmann?«
»Graf Gerrich hat uns überlistet. Er ist mit einer Flotte auf dem Fluß gekommen, und seine Truppen landen bereits zu beiden Seiten des Burgfelsens.«
»Gebt Alarm!« befahl der Baron. »Und laßt die Zugbrücke hochziehen!«
»Sofort, Euer Gnaden.« Enmann stürmte aus dem Zimmer.
Alstrom seufzte düster. »Ich fürchte, es ist zu spät, Ritter Sperber. Sowohl Eure Mission wie auch der Gefallen, um den ich Euch ersuchte, sind nun zum Scheitern verurteilt. Wir stehen unter Belagerung, und ich fürchte, wir werden hier einige Jahre festsitzen.«
5
Mit monotoner Regelmäßigkeit schmetterten Felsbrocken gegen die Mauern von Baron Alstroms Burg, nachdem Graf Gerrichs Belagerungsmaschinen in Schußweite gekommen waren.
Sperber und seine Gefährten waren auf Alstroms Bitte hin in dem düsteren, waffenkammergleichen Zimmer geblieben und warteten auf die Rückkehr des Barons.
Talen blickte von seinem Zeichenblock auf. »Ich habe noch nie eine Belagerung miterlebt«, sagte er. »Wie lange dauert so was normalerweise?«
»Wenn uns nichts einfällt, um hier rauszukommen, wirst du dir bereits den Bart schaben, ehe es vorbei ist«, antwortete Kurik.
»Unternehmt doch was, Ritter Sperber!« sagte der Junge inbrünstig.
»Ich warte nur auf Vorschläge.«
Talen blickte ihn verzweifelt an.
Baron Alstrom kehrte in das Gemach zurück. Seine Miene war düster. »Ich fürchte, wir sind bereits vollständig umzingelt«, gab er bekannt.
»Wie wär's mit einem Burgfrieden?« meinte Bevier. »In Arzium ist es üblich, Frauen und Kirchenmännern freien Abzug zu gewähren.«
»Wir sind hier leider nicht in Arzium, Ritter Bevier«, erwiderte Alstrom bedauernd. »In Lamorkand gibt es so etwas wie Waffenstillstand überhaupt nicht.«
»Habt Ihr irgendwelche Vorschläge?« wandte Sperber sich an Sephrenia.
»Nun, vielleicht zwei oder drei. Versuchen wir es einmal mit Eurer großartigen elenischen Logik. Mit geballten Kräften aus der Burg auszubrechen steht völlig außer Frage, nicht wahr?«
»Völlig!«
»Und aus Euren Worten zu schließen, würde eine Waffenruhe wahrscheinlich nicht eingehalten werden?«
»Ich würde jedenfalls das Leben Seiner Eminenz oder das Eure nicht durch einen solchen Versuch aufs Spiel setzen«, erwiderte Sperber.
»Dann besteht die Möglichkeit eines heimlichen Fluchtversuchs. Aber das ist wohl auch nicht sehr erfolgversprechend?«
Kalten schüttelte den Kopf. »Nein. Die Burg ist umringt,
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