Elenium-Triologie
und die Soldaten passen bestimmt auf, daß niemand sich hinausschleicht.«
»Irgendeine List?« fragte sie.
»Nicht unter diesen Umständen«, antwortete Ulath. »Die Belagerer sind mit Armbrüsten bewaffnet. Wir würden nie nahe genug herankommen, um sie irgendwie an der Nase herumführen zu können.«
»Bleiben also nur noch die Geheimnisse von Styrikum?«
Ortzels Miene erstarrte. »Ich will auf keinen Fall etwas mit heidnischer Hexerei zu tun haben!« sagte er scharf.
»So was hatte ich schon befürchtet«, murmelte Kalten Sperber zu.
»Ich werde versuchen, morgen früh ein vernünftiges Wort mit Ortzel zu reden«, erwiderte Sperber leise. Er blickte Alstrom an. »Es ist spät, Baron, und wir alle sind müde. Nach ein bißchen Schlaf können wir vielleicht wieder klarer denken und uns etwas anderes einfallen lassen.«
»Ein kluger Rat«, entgegnete Alstrom. »Meine Diener werden Euch und Eure Begleiter zu sicheren Quartieren bringen, und morgen überlegen wir weiter.«
Sie wurden durch die düsteren Korridore der Burg zu einem Flügel geführt, der offenbar wenig benutzt wurde, obwohl er gemütlicher wirkte. Das Abendessen bekamen sie auf ihre Gemächer gebracht, und Sperber sowie Kalten legten ihre Panzer ab. Nach dem Essen unterhielten sie sich noch eine Zeitlang in dem Zimmer, das sie miteinander teilten.
»Ich hätte dir sagen können, wie Ortzel schon auf die bloße Erwähnung von Magie reagiert. Die Kirchenmänner von Lamorkand denken in dieser Beziehung so streng wie die Rendorer.«
»Wenn er wie Dolmant wäre, hätten wir ihn überzeugen können«, sagte Sperber düster.
»Dolmant ist weltoffener«, meinte Kalten. »Er ist neben dem pandionischen Mutterhaus aufgewachsen und weiß bedeutend mehr über die Geheimnisse, als er je zugeben würde.«
Jemand klopfte leise an die Tür. Sperber stand auf und öffnete. »Sephrenia möchte Euch sprechen«, sagte der Junge.
»Gut. Leg du dich ruhig schon nieder, Kalten. Du siehst immer noch ziemlich mitgenommen aus. Führ mich zu ihr, Talen.«
Der Junge brachte Sperber zum Ende des Korridors und klopfte an die Tür.
»Komm herein, Talen«, rief Sephrenia.
Talen öffnete die Tür. »Wie habt Ihr gewußt, daß ich es bin?« fragte er neugierig.
»So etwas weiß ich«, antwortete sie geheimnisvoll. Die zierliche Styrikerin bürstete liebevoll Flötes langes schwarzes Haar. Das Kind hatte einen verträumten Blick und summte zufrieden vor sich hin. Sperber blinzelte überrascht. Es war der erste Laut, den er je von ihr gehört hatte. »Wenn sie summen kann, wieso kann sie dann nicht reden?«
»Wie seid Ihr je auf den Gedanken gekommen, daß sie es nicht kann?« Sephrenia bürstete ruhig die Haare der Kleinen weiter.
»Sie tut es nie!«
»Was hat das damit zu tun?«
»Weshalb wollt Ihr mich sprechen?«
»Wir müssen etwas ziemlich Spektakuläres unternehmen, um von hier wegzukommen«, antwortete sie. »Ich werde Eure Hilfe brauchen, um es zu schaffen, und die der anderen ebenfalls.«
»Ihr braucht nur zu sagen, was wir tun sollen. Habt Ihr denn schon eine Idee?«
»Sogar mehrere. Doch unser erstes Problem ist Ortzel. Wenn er halsstarrig ist, werden wir ihn nie aus der Burg schaffen können.«
»Wie wär's mit einem leichten Schlag auf den Kopf, kurz bevor wir aufbrechen? Wir könnten ihn in seinem Sattel festbinden, bis wir uns in sicherer Entfernung befinden.«
»Sperber!« sagte Sephrenia entrüstet.
»Es war nur ein Gedanke.« Er zuckte die Schultern. »Was ist mit Flöte?«
»Was soll mit ihr sein?«
»Sie hat es doch zuwege gebracht, daß die Soldaten im Hafen von Vardenais uns nicht sahen und die Spione vor dem Ordenshaus ebenfalls nicht. Könnte sie nicht auch hier etwas Ähnliches bewirken?«
»Ist Euch bewußt, wie viele Soldaten da draußen vor dem Tor sind, Sperber? Sie ist doch nur ein kleines Mädchen.«
»Oh. Ich wußte nicht, daß das etwas ausmacht.«
»Natürlich macht es etwas aus!«
»Könntet Ihr Ortzel nicht einfach in den Schlaf schicken?« fragte Talen. »Ihr wißt schon, ein bißchen Fingerwackeln, bis er schnarcht?«
»Das wäre natürlich möglich.«
»Dann weiß er nicht, daß Ihr Magie benutzt habt, um uns hinauszubringen, während er geschlafen hat.«
»Eine brauchbare Idee«, lobte sie ihn. »Wie bist du darauf gekommen?«
»Ich bin ein Taschendieb, Sephrenia.« Er grinste verschmitzt. »Ich wäre kein sehr guter, könnte ich nicht schneller denken als der andere.«
»Was immer wir auch mit Ortzel
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