Elenium-Triologie
Zufallstreffer.«
Sperber schaute sich scheinbar gleichmütig um. Der aufgeschaufelte Hügel war etwa fünfzehn Meter entfernt. »Wir gehen am besten in diese Richtung«, sagte er laut genug, daß es die lauernden Schatzsucher hören konnten. Er hob einen behandschuhten Arm und deutete ostwärts. »Wie viele sind es?« fragte er Talen leise.
»Ich habe acht oder zehn gesehen. Es könnten auch mehr sein.«
»Behalt sie unauffällig im Auge. Wenn du bemerkst, daß sie eine Armbrust auf uns richten, dann warne uns.«
»Mach' ich.«
Sperber trottete los. Der zähflüssige Schlamm spritzte unter Farans Hufen. »Blickt nicht zurück«, warnte Sperber seine Gefährten.
»Wäre jetzt nicht Galopp angebracht?« fragte Kalten angespannt.
»Wir wollen ihnen doch nicht zu erkennen geben, daß wir sie bemerkt haben.«
»Das ist nervenaufreibend, Sperber«, murmelte Kalten und rückte seinen Schild zurecht. »Ich habe ein ungutes Gefühl zwischen den Schulterblättern.«
»Ich auch«, gestand Sperber. »Talen, tun sie irgendwas?«
»Sie beobachten uns nur«, antwortete der Junge. »Ich sehe hin und wieder einen Kopf auftauchen.«
Sie trotteten durch den aufspritzenden Schlamm.
»Wir sind fast außer Schußweite«, sagte Tynian angespannt.
»Der Regen ist bei ihnen dichter als bei uns«, meldete Talen.
»Ich glaube nicht, daß sie uns noch sehen können.«
»Gut!« Sperber stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. »Reiten wir etwas langsamer. Es ist offensichtlich, daß wir hier nicht die einzigen sind, und wir wollen unerfreuliche Überraschungen vermeiden.«
»Kitzelig«, bemerkte Ulath.
»Ja, konnte man schon werden, nicht wahr?« Tynian seufzte erleichtert.
»Ich weiß nicht, weshalb Ihr Euch Sorgen gemacht habt«, sagte Ulath mit einem bedeutungsvollen Blick auf Tynians schwere deiranische Rüstung, »bei all dem Stahl, den Ihr mit Euch herumschleppt!«
»Armbrustbolzen können aus der richtigen Entfernung sogar diese Rüstung durchschlagen.« Er tippte auf den Brustpanzer. Es hallte fast wie eine Glocke. »Wenn Ihr Euch das nächste Mal mit der Hierokratie unterhaltet, Sperber, dann schlagt doch vor, daß sie Armbrüste grundsätzlich verbieten. Ich habe mich da draußen regelrecht nackt gefühlt!«
»Wie schafft Ihr es bloß, die schwere Rüstung zu tragen?« fragte ihn Kalten.
»Mühsam, mein Freund, und schmerzhaft. Als man mir den Panzer das erste Mal umschnallte, bin ich zu Boden gesackt. Ich brauchte eine ganze Stunde, bis ich wieder auf den Beinen war.«
»Haltet die Augen offen«, mahnte Sperber. »Ein paar lamorkische Schatzgräber sind eine Sache, aber Männer, die vom Sucher beherrscht werden, sind eine andere. Wenn er seine Leute in den Wäldern hatte, könnt ihr sicher sein, daß er hier erst recht welche hat!«
Wachsam setzten sie ihren Weg durch den Schlamm fort. Sperber studierte wieder seine Karte, die er unter dem Umhang vor dem Regen schützte. »Randera liegt weiter oben am Ostufer des Sees«, erklärte er. »Bevier, stand in Euren Büchern etwas darüber, ob die Thalesier Randera besetzt hatten?«
»Über diesen Teil der Schlacht berichten die Chroniken ziemlich ungenau«, antwortete der Ritter im weißen Umhang. »Es ist nur überliefert, daß die Zemocher Randera schon kurz nach Beginn des Feldzugs eingenommen hatten. Ob die Thalesier etwas dagegen unternahmen, weiß ich nicht.«
»Kann ich mir nicht vorstellen«, warf Ulath ein. »Thalesier hatten mit Belagerungen nie viel im Sinn. Uns fehlt die dazu nötige Geduld. Wahrscheinlich ist König Saraks Armee einfach an Randera vorbeigezogen.«
»Dann ist es wohl doch nicht so schwierig, wie ich dachte«, sagte Kalten. »Der einzige Abschnitt, wo wir uns umsehen müssen, ist demnach der zwischen Randera und dem Südende des Sees.«
»Freu dich nicht zu früh, Kalten«, warnte Sperber. »Selbst das ist noch ein riesiges Gebiet.« Er spähte durch den Nieselregen zum See. »Das Ufer scheint sandig zu sein, und auf nassem Sand reitet es sich besser als durch Schlamm.« Er wendete Fa-ran und ritt den anderen voraus auf den See zu.
Der Sandstrand, der sich am Südufer entlang in die Ferne erstreckte, schien nicht durchwühlt worden zu sein wie das übrige Schlachtfeld. Kalten blickte sich überrascht um, als sie auf den breiten Streifen feuchten Sandes ritten. »Ich frage mich, warum man hier nicht gebuddelt hat.«
»Hochwasser«, antwortete Ulath.
»Ich verstehe nicht.« Kalten blickte ihn fragend an, »Der Wasserstand
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