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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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hätten«, antwortete Sperber ebenso leise, um die anderen nicht aufzuwecken.
    »Das tun sie gewöhnlich auch nicht«, bestätigte Ulath, »außer sie sind tollwütig.« »Welch erfreulicher Gedanke!«
    »Wie schön, daß Ihr es so seht. Ich krieche jetzt unter die Decken. Es war ein langer Tag.«
    Sperber verließ den Lichtkreis um das Feuer und stapfte etwa fünfzig Meter in den Wald hinein, damit seine Augen sich rascher an die Dunkelheit gewöhnten. Auch er hörte bald das Heulen von Wölfen tiefer im Wald, und er glaubte nun den Ursprung vieler Geschichten zu kennen, die man über Ghasek erzählte. Allein dieser finstere Wald genügte wahrscheinlich, bei abergläubischen Menschen Furcht zu wecken. Nahm man noch die Raben hinzu – die der Aberglaube schon immer als böses Omen betrachtete – und schließlich noch das Heulen der Wölfe, so war es nicht schwer, sich vorzustellen, wie diese Gruselgeschichten entstanden waren. Wachsam lauschend begann Sperber im Kreis um das Lager zu stapfen.
    Hundertdreißig Meilen! Bei dem sich zusehends verschlechternden Straßenzustand war es unwahrscheinlich, daß sie mehr als dreißig pro Tag schaffen würden. Es gefiel ihm gar nicht, aber es ließ sich nicht ändern. Sie mußten nach Ghasek! Er konnte sich des erschreckenden Gedankens nicht erwehren, daß der Graf vielleicht auf gar niemanden gestoßen war, der etwas über König Saraks Grabstätte wußte, und daß dieser anstrengende und zeitraubende Ritt vergebens sein könnte. Nur mit aller Willenskraft vermochte er diesen Gedanken schließlich zu verdrängen.
    Während er durch den Wald ringsum spähte, fragte er sich, wie wohl sein weiteres Leben sein würde, falls es ihnen gelang, Ehlana zu heilen. Er hatte sie nur als Kind gekannt, doch sie war kein kleines Mädchen mehr. Es gab den einen oder anderen Hinweis auf ihr Wesen als Erwachsene, aber sie waren allesamt nicht deutlich genug, als daß Sperber sich wirklich ein Bild hätte machen könnte. Ehlana war zweifellos eine gute Königin, aber was war sie für eine Frau?
    Plötzlich sah er, daß sich im Dunkeln etwas bewegte. Sofort legte er die Hand um den Schwertgriff. Er spähte durch die Dunkelheit und bemerkte ein grünes Augenpaar, in dem sich der Feuerschein spiegelte. Ein Wolf. Das Tier starrte lange auf die Flammen, ehe es langsam zwischen den Bäumen verschwand.
    Sperber wurde bewußt, daß er den Atem angehalten hatte. Er stieß ihn heftig aus. Niemand ist je wirklich darauf vorbereitet, einem Wolf gegenüberzustehen, und auch Sperber konnte sich eines Schauders nicht erwehren.
    Der Mond ging auf und warf sein bleiches Licht auf den finsteren Wald. Als Sperber zum Himmel blickte, sah er, daß sich dunkle Wolken zusammenbrauten. Allmählich schoben sie sich vor den Mond, wurden dichter und dichter. »Großartig!« brummte er. »Das hat uns gerade noch gefehlt – schon wieder Regen!« Er schüttelte den Kopf und setzte wachsam seinen Weg fort.
    Nach einiger Zeit löste Tynian ihn ab, und Sperber kehrte in sein Zelt zurück.
    »Sperber!« Es war Talen, der ihn mit einem leichten Rütteln weckte.
    »Ja?« Sperber setzte sich auf. Ihm entging nicht, wie angespannt die Stimme des Jungen war.
    »Da ist etwas dort draußen!«
    »Ich weiß. Wölfe.«
    »Das war kein Wolf – außer sie haben gelernt, aufrecht auf den Hinterbeinen zu gehen.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Es war draußen im Dunkeln zwischen den Bäumen. Ich konnte die Gestalt nicht deutlich sehen, aber sie trug offenbar ein Gewand, das sehr schlecht saß.«
    »Der Sucher?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich habe sie nur ganz flüchtig gesehen. Sie kam an den Waldrand, dann ist sie gleich wieder in die Schatten zurückgewichen. Wahrscheinlich wäre es mir gar nicht aufgefallen, wenn nicht ein grünliches Glühen von ihrem Gesicht ausgegangen wäre.«
    »Grünlich?«
    Talen nickte.
    Sperber fing zu fluchen an.
    »Laßt es mich wissen, wenn Euch die Schimpfworte ausgehen«, sagte Talen. »Ich kenne eine ganze Menge.«
    »Wieso bist du eigentlich aufgestanden?«
    Talen seufzte. »O Sperber! Werdet Ihr denn nie erwachsen?«Sein Tonfall war der eines viel Älteren. »Kein Dieb schläft mehr als zwei Stunden an einem Stück, ohne einmal aufzustehen und sich umzusehen.«
    »Das habe ich nicht gewußt.«
    »Hättet Ihr aber wissen sollen. Es ist ein unstetes Leben, aber es macht viel Spaß.«
    Sperber legte die Hand um Talens Nacken. »Und ich werde doch noch einen normalen Jungen aus dir machen!« versprach

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