Elenium-Triologie
an.
»Wir sind in einer Mission unterwegs, Graf Ghasek. Wir suchen die letzte Ruhestatt König Saraks von Thalesien, der während der Invasion durch die Zemocher fiel.«
»Der Name ist mir vage vertraut.«
»Das hofften wir. Ein Gerber in Paler – ein Mann namens Berd…«
»O ja, ich kenne ihn.«
»Er hat uns von der Chronik erzählt, die Ihr verfaßt.«
Des Grafen Augen leuchteten auf und brachten zum erstenmal ein wenig Freude in sein Gesicht. »Meine Lebensaufgabe, Ritter Sperber.«
»Das dachte ich mir, Euer Gnaden. Berd hat uns gesagt, daß Eure Nachforschungen sehr umfassend sind.«
»Da hat Berd ein wenig übertrieben.« Der Graf lächelte bescheiden. »Aber ich habe zumindest den größten Teil der Volkssagen von Nordpelosien und sogar von einigen Gebieten in Deira zusammengetragen. Othas Invasion war viel weitreichender, als allgemein bekannt ist.«
»Das haben auch wir festgestellt. Mit Eurer Erlaubnis würden wir gern Eure Chronik nach Hinweisen durchsehen, die uns vielleicht zu dem Ort führen könnten, wo König Sarak begraben ist.«
»Selbstverständlich, Ritter Sperber, ich werde Euch dabei helfen, aber es ist schon spät und meine Chronik ist sehr umfangreich.« Er lächelte verlegen. »Wenn ich erst einmal anfange, würden wir wahrscheinlich gar nicht ins Bett kommen. Ich verliere jedes Zeitgefühl, sobald ich mich in diese Seiten vertiefe. Vielleicht sollten wir bis morgen früh warten, ehe wir uns damit beschäftigen.«
»Wie Ihr meint, Graf Ghasek.«
Da trat Occuda mit einem Stapel Teller und einer Schüssel voll dickem Eintopf in den Saal. »Ich habe Eure Schwester versorgt, Herr«, sagte er leise.
»Irgendeine kleine Besserung?« fragte der Graf.
»Nein, Herr, leider nicht.«
Der Graf seufzte, und sein Gesicht wurde wieder trübsinnig. Occudas Kochkünste ließen zu wünschen übrig. Der Eintopf war im besten Fall mittelmäßig, doch der Graf war wohl so in seine Studien vertieft, daß er wahrscheinlich gar nicht merkte, was ihm vorgesetzt wurde.
Nach dem Essen wünschte der Graf seinen Gästen gute Nacht. Occuda führte sie die Treppe hinauf und durch einen langen Korridor zu den Gemächern, die er für sie hergerichtet hatte. Als sie näherkamen, hörten sie wieder das gellende Geschrei der Wahnsinnigen. Bevier unterdrückte ein Schluchzen. »Sie leidet«, sagte er gequält.
»Nein, Herr Ritter«, widersprach Occuda. »Ihr Geist ist dermaßen verwirrt, daß sie sich ihrer Lage gar nicht bewußt ist.«
»Es würde mich interessieren, woher ein Diener so viel von Krankheiten des Geistes versteht.«
»Das genügt, Bevier!« rügte Sperber ihn aufs neue.
»Nein, Herr Ritter«, sagte Occuda. »Die Frage Eures Freundes ist berechtigt.« Er wandte sich wieder Bevier zu. »In meiner Jugend war ich Mönch. Mein Orden widmete sich der Pflege von Geistesschwachen. Eines unserer Klöster war zu einem Hospital für Geisteskranke umgewandelt worden, und dort habe ich gedient. Ich habe sehr viel Erfahrung mit Geistesgestörten. Ihr dürft mir glauben, wenn ich sage, daß Komteß Bellina unheilbar geisteskrank ist.«
Bevier wirkte eine Spur weniger selbstsicher, doch dann verhärtete sein Gesicht sich wieder. »Ich glaube Euch nicht!« sagte er heftig.
»Das ist Euch unbenommen, Herr Ritter«, entgegnete Occuda. »Dies ist Eure Kammer.« Er öffnete eine Tür. »Schlaft wohl.«
Bevier trat ein und schmetterte die Tür hinter sich zu.
»Euch ist doch klar, daß er sich auf die Suche nach der Schwester des Grafen machen wird, sobald es im Haus ruhig geworden ist?« murmelte Sephrenia.
»Ihr habt wahrscheinlich recht«, pflichtete Sperber ihr bei. »Occuda, ist es möglich, diese Tür von außen zu verschließen?«
Der Pelosier nickte. »Mit einer Kette, Euer Gnaden.«
»Tut es bitte. Wir möchten nicht, daß Bevier mitten in der Nacht umherirrt.« Sperber überlegte kurz. »Wir stellen am besten auch eine Wache vor seine Tür«, wandte er sich an die anderen. »Er hat seine Lochaber-Axt bei sich, und wenn seine Besessenheit übermächtig wird, versucht er möglicherweise, die Tür einzuschlagen.«
»Das könnte ein bißchen riskant werden, Sperber«, gab Kalten zu bedenken. »Wir wollen ihn nicht verletzen, aber wir möchten auch nicht, daß er mit dieser schauerlichen Axt auf uns losgeht.«
»Wenn er auszubrechen versucht, müssen wir ihn eben überwältigen«, entgegnete Sperber.
Occuda zeigte auch den anderen ihre Schlafkammern. Sperbers Kammer war die letzte.
»Kann ich
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