Elenium-Triologie
jedoch ein Problem«, sagte Kurik ernst. »Wenn das, was der Spielmann hat, ansteckend ist, hat Bevier es jetzt ebenfalls. Er hat ihn aufgefangen, als er vom Pferd gefallen ist.«
»Ich behalte Bevier im Auge«, versprach Sephrenia. »Vielleicht hat seine Rüstung ihn geschützt. Ich werde es bald herausfinden.«
»Und Talen?« fragte Sperber. »Ist er mit dem Spielmann in Berührung gekommen, als er ihm den Eimer Wasser brachte?«
»Ich glaube nicht«, meinte sie.
»Könnt Ihr Bevier heilen, falls er sich angesteckt hat?« fragte Kurik.
»Ich weiß ja noch nicht einmal, was es ist. Ich erkenne lediglich, daß etwas Besitz von diesem Spielmann ergriffen hat. Gehen wir zurück und halten wir die anderen von ihm fern.«
»Ich fordere euch auf, ihr Ritter der Kirche«, sagte der Minnesänger soeben mit schriller Stimme, »sogleich mit mir zur Burg dieses verruchten Grafen zu reiten! Bestraft ihn für seine Grausamkeit, und befreit seine liebliche Schwester aus dieser unverdienten Einkerkerung!«
»Jawohl!« rief Bevier inbrünstig.
Sperber blickte Sephrenia an, und sie bedeutete ihm mit einem Nicken und ernstem Gesicht, daß Bevier sich angesteckt hatte. »Bleibt bei ihm, Bevier«, bat sie den Arzier. »Ihr anderen kommt mit mir.«
Wieder entfernten sie sich außer Hörweite vom Feuer; dann erklärte Sephrenia die Lage.
»Und jetzt hat Bevier ebenfalls dieses Leiden?« fragte Kalten bestürzt.
»Ich fürchte ja. So, wie er redet und sich aufführt.«
»Talen, als du dem Spielmann den Eimer gereicht hast, hast du ihn da berührt?« fragte Sperber ernst.
»Ich glaube nicht«, antwortete der Junge.
»Hast du das Bedürfnis, schöne Damen zu befreien?« fragte ihn Kurik.
»Ich? Kurik, wofür hältst du mich?«
»Er hat sich nicht angesteckt«, stellte Sephrenia erleichtert fest.
»Dank sei Gott dem Herrn. Und was tun wir jetzt?« fragte Sperber.
»Wir reiten so schnell es geht nach Ghasek«, antwortete sie. »Ich muß die Ursache dieser Infektion herausfinden, ehe ich sie heilen kann. Wir müssen unbedingt in die Burg – notfalls mit Gewalt!«
»Das schaffen wir«, versicherte ihr Ulath. »Aber was machen wir mit diesem Minnesänger? Wenn er andere schon durch Berührung anstecken kann, kommt er vielleicht an der Spitze einer ganzen Armee zurück!«
»Dagegen läßt sich mühelos etwas unternehmen.« Kalten legte die Hand um den Schwertgriff.
»Nein«, sagte Sephrenia scharf. »Ich versetze ihn statt dessen in Schlaf. Ein paar Tage Ruhe werden ihm auf jeden Fall gut tun.« Sie blickte Kalten streng an. »Wieso wollt Ihr jedes Problem immer zuerst mit dem Schwert lösen?«
»Eine zu gründliche Ausbildung vermutlich.« Er zuckte mit den Schultern.
Sephrenia begann die Formel zu sprechen, wob den Zauber mit den Fingern und gab ihn frei.
»Was ist mit Bevier?« fragte Tynian. »Wäre es nicht das beste, auch ihn schlafen zu schicken?«
Sephrenia schüttelte den Kopf. »Er muß weiterhin reiten können. Sonst müßten wir ihn zurücklassen. Ihr dürft ihm nur nicht so nahe kommen, daß er euch berührt. Ich habe schon Probleme genug.«
Sie schritten zum Feuer zurück.
»Der arme Kerl ist eingeschlafen«, meldete Bevier. »Was sollen wir jetzt unternehmen?«
»Wir reiten morgen früh nach Ghasek«, antwortete Sperber. »Oh, noch etwas, Bevier«, fügte er hinzu. »Ich weiß, daß Ihr zutiefst empört seid, aber bemüht Euch, die Beherrschung zu wahren, wenn wir dort sind. Haltet Eure Hand dem Schwert fern und hütet auch Eure Zunge. Wir wollen uns erst ein gründliches Bild von der Lage machen, ehe wir etwas unternehmen.«
»Das ist wohl vernünftig, nehme ich an«, gestand Bevier widerwillig. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich zurückhalten kann, wenn ich dieser Bestie von Grafen zu oft ins Gesicht sehen muß, aber ich werde Krankheit vortäuschen, wenn wir dort angelangt sind.«
»Gute Idee«, lobte Sperber. »Deckt unseren Freund hier zu und legt Euch dann auch nieder. Morgen liegt ein schwerer Tag vor uns.«
Nachdem Bevier in seinem Zelt verschwunden war, wandte Sperber sich leise an die anderen Ritter. »Weckt Bevier heute nicht, euch abzulösen. Er könnte auf den Gedanken kommen, mitten in der Nacht allein loszustürmen.«
Alle nickten und zogen sich ebenfalls zurück.
Auch am nächsten Morgen war der Himmel noch bedeckt, und der trübe Tag erfüllte den Wald mit düsterem Zwielicht. Nach dem Frühstück stellte Kurik eine von Stecken gehaltene Zeltplane über dem schlafenden
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