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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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sonst noch etwas für Euch tun, Herr Ritter?« fragte der Hüne höflich.
    »Bleibt noch einen Augenblick«, bat Sperber ihn.
    »Ja, Euer Gnaden.«
    »Ich habe Euch schon einmal gesehen, wißt Ihr?«
    »Mich, Herr Ritter?«
    »Ich war vor einiger Zeit in Chyrellos, und Sephrenia und ich beobachteten ein Haus, das Styrikern gehörte. Wir sahen, wie Ihr eine Frau in dieses Haus begleitet habt. War das Komteß Bellina?«
    Occuda seufzte und nickte.
    »Was in jenem Haus geschah, hat sie wahnsinnig gemacht, das wißt Ihr doch?«
    »Ich konnte es mir denken.«
    »Würdet Ihr mir die ganze Geschichte erzählen? Ich möchte den Grafen nicht mit peinlichen Fragen quälen, aber wir müssen eine Möglichkeit finden, Ritter Bevier von seiner Besessenheit zu befreien.«
    »Ich verstehe, Euer Gnaden. Meine Loyalität gehört dem Grafen, aber vielleicht solltet Ihr die Einzelheiten wirklich erfahren. Zumindest könnte es Euch helfen, Euch vor dieser Wahnsinnigen zu schützen.« Occuda setzte sich mit sorgenschwerer Miene. »Der Graf ist ein gelehrter Mann, Herr Ritter, und er ist häufig längere Zeit fort von zu Hause – auf der Suche nach Geschichten, wie er sie seit Jahrzehnten zusammenträgt. Seine Schwester, Komteß Bellina, ist – oder vielmehr war – eine unscheinbare, dickliche Frau mittleren Alters, ohne viel Hoffnung, noch einen Gemahl zu finden. Die Burg ist abgelegen, und Bellina litt unter Einsamkeit und Langeweile. Im vergangenen Winter bat sie den Grafen, ihr zu erlauben, Freundinnen in Chyrellos zu besuchen. Er gestattete es ihr unter der Bedingung, daß ich sie begleite.«
    »Ich hatte mich schon gefragt, wie sie dorthin gekommen war.« Sperber setzte sich auf den Rand seines Bettes.
    »Nun«, fuhr Occuda fort, »Bellinas Freundinnen in Chyrellos sind unbesonnene, unvernünftige Damen. Sie haben Bellina die Ohren mit Geschichten über ein styrisches Haus vollgeplappert, wo eine Frau durch Magie ihre Jugend wiedergewinnen könnte und Schönheit als Dreingabe bekäme. Ein unbezähmbares Verlangen erfüllte Bellina, dieses Haus zu besuchen. Frauen tun manchmal Dinge aus seltsamen Gründen.«
    »Wurde sie wahrhaftig jünger?«
    »Es wurde mir nicht erlaubt, sie in das Gemach zu begleiten, wo der styrische Magier sie empfing, deshalb kann ich nicht sagen, was sich dort zutrug. Jedenfalls erkannte ich sie kaum noch, als sie wieder herauskam. Sie hatte den Körper und das Gesicht einer Sechzehnjährigen, aber ihre Augen waren furchterregend. Wie ich Eurem Freund bereits erklärte, habe ich einst Geistesgestörte gepflegt; deshalb erkannte ich sofort, wie es um Bellina stand. Ich brachte sie geradenwegs hierher zurück, in der Hoffnung, sie hier behandeln zu können. Der Graf befand sich auf einer seiner Reisen. Daher wußte er nicht, was hier seinen Anfang nahm, nachdem ich die Komteß heimgebracht hatte.«
    »Und was nahm seinen Anfang?«
    Occuda schauderte. »Es war grauenvoll, Herr Ritter«, sagte er gequält. »Irgendwie gelang es ihr, die anderen Bediensteten zu beherrschen. Es schien, als wären sie willenlos, jedenfalls konnten sie sich Bellinas Befehlen nicht widersetzen.«
    »Alle, außer Euch?«
    »Vielleicht hat mich gerettet, daß ich früher Mönch war – oder sie fand mich der Mühe nicht wert.«
    »Was im einzelnen hat sie getan?« fragte Sperber.
    »Wem oder was auch immer sie in jenem Haus in Chyrellos begegnet ist, es war abgrundtief böse, Herr Ritter, und es ergriff völlig von ihr Besitz. Sie schickte die Diener, die zu ihren willenlosen Sklaven geworden waren, des Nachts in die Dörfer der Umgebung, um unschuldige Leibeigene für sie zu entführen. Später entdeckte ich, daß sie im Burgkeller eine Folterkammer eingerichtet hatte. Sie schwelgte in Blut und Schmerzen anderer.« Occuda verzog vor Abscheu das Gesicht. »Herr Ritter«, fuhr er fort, »sie ernährte sich von Menschenfleisch und badete nackt in Menschenblut. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
    Er machte eine Pause, ehe er weitererzählte. »Vor einer Woche erst ist der Graf nach Hause zurückgekehrt. Als er eintraf, war es tief in der Nacht. Er schickte mich um eine Flasche Wein in den Keller, obwohl er selten etwas anderes trinkt als Wasser. Als ich unten war, hörte ich einen Schrei. Ich ging in die Richtung und öffnete die Tür zu Bellinas Geheimgemach. Bei Gott, ich wollte, ich hätte es nicht getan!« Er schlug die Hände vors Gesicht, und ein gequältes Schluchzen entrang sich ihm. »Bellina war nackt«, fuhr er fort,

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