Elenium-Triologie
etwa in der Nacht dorthin?«
»Nein, erst morgen früh.«
»Schon besser, aber nicht viel. Ihr wißt doch, daß es da spukt, oder?«
»Nein, ich hatte keine Ahnung. Wo liegt dieser Hügel denn?«
»Seht Ihr den Weg dort?« fragte der Hagere.
Kurik nickte.
»Folgt ihm, aber nicht vor Sonnenaufgang. Er führt direkt am Riesengrabhügel vorbei – nicht ganz fünf Meilen von hier.«
»Habt Ihr je gesehen, ob jemand sich dort herumgetrieben und vielleicht dort gegraben hat?«
»Hab' nie von so was gehört. Vernünftige Leute treiben sich nicht irgendwo herum, wo's spukt.«
»Man erzählt, daß Ihr in dieser Gegend einen Troll habt.«
»Was ist ein Troll?«
»Eine häßliche Kreatur mit Haar am ganzen Körper. Und Euer Troll hier soll ziemlich krumm sein.«
»Ach, der! Er hat seinen Bau irgendwo draußen in den Sümpfen und kommt bloß bei Nacht heraus. Dann watschelt er am Ufer hin und her. Hin und wieder heult er schauderhaft und haut mit den Vorderpranken auf den Boden, als wär' er schrecklich wütend. Ich hab' ihn selber schon ein paarmal gesehen, wenn ich Torf gestochen hab'. Ich tät' mich an Eurer Stelle fernhalten von ihm. Er ist bestimmt ziemlich wild.«
»Scheint mir ein guter Rat zu sein. Habt Ihr je Styriker in dieser Gegend gesehen?«
»Nein, die kommen nicht her. Die Leute hier haben was gegen Heiden. Ihr stellt aber eine Menge Fragen!«
Kurik zuckte die Schultern. »Am ehesten erfährt man was, wenn man fragt«, entgegnete er gleichmütig.
»Dann fragt jetzt einen andern. Ich muß wieder was tun«, sagte der Hagere unfreundlich. Er blickte finster in den Stall. »Bist du endlich mit dem Melken fertig?«
Der Schwachsinnige schüttelte verängstigt den Kopf.
»Dann beeil dich ein bißchen, wenn du was zu essen willst.«
»Danke für die Zeit, die Ihr uns geopfert habt, Freund.« Kurik saß wieder auf.
Der Hagere brummte etwas und kehrte ins Haus zurück.
»Gut«, sagte Sperber, als sie aus dem Dorf in den Sonnenuntergang ritten. »Zumindest sind hier keine Zemocher.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, widersprach Kurik. »Ich glaube nicht, daß dieser Kerl eine besonders gute Informationsquelle ist. Er interessiert sich offenbar kaum dafür, was rund ums Dorf vor sich geht. Außerdem könnte diese Sucherbestie so gut wie jeden auf uns ansetzen, und obendrein müssen wir noch auf den Troll achtgeben. Wenn Sephrenia recht hat, daß dieser Stein auf sein Wiedererscheinen aufmerksam macht, müßte der Troll doch einer der ersten sein, der es bemerkt, oder nicht?«
»Keine Ahnung. Wir müssen sie fragen.«
»Wir sollten vorsichtshalber damit rechnen und, wenn wir die Krone ausgraben, auf den Besuch des Trolls vorbereitet sein.«
»Welch erbaulicher Gedanke! Wenigstens haben wir erfahren, wo der Grabhügel ist. Schauen wir uns jetzt mal nach Kaltens Lager um, bevor es dunkel wird.«
Kalten hatte es in in einem Buchenwäldchen aufgeschlagen, etwa eine Meile vom See entfernt, und am Waldrand ein großes Feuer errichtet. Er stand daneben, als Sperber und Kurik herbeiritten. »Nun?« fragte er.
»Wir kennen jetzt die Richtung zum Grabhügel.« Sperber kletterte aus dem Sattel. »Er ist nicht sehr weit von hier. Komm, reden wir mit Tynian.«
Der schwergepanzerte Alzioner stand am Lagerfeuer und unterhielt sich mit Ulath.
Sperber berichtete, was Kurik von dem Bauern erfahren hatte, dann fragte er Tynian: »Wie fühlt Ihr Euch?«
»Gut. Wieso? Sehe ich schlecht aus?«
»Das nicht. Ich möchte eigentlich nur wissen, ob Ihr Euch kräftig genug für eine neuerliche Totenbeschwörung fühlt. Die letzte hat Euch ganz schön mitgenommen, wenn ich mich recht entsinne.«
»Ich werde es schon schaffen, Sperber«, versicherte ihm Tynian. »Vorausgesetzt, Ihr verlangt nicht, daß ich ganze Regimenter erwecke.«
»Nein, nur einen Toten. Wir müssen mit König Sarak sprechen, ehe wir seine Gebeine ausgraben. Er weiß vermutlich, was aus seiner Krone geworden ist. Und ich möchte sichergehen, daß er nichts dagegen hat, nach Thalesien überführt zu werden. Ich hätte ungern einen Geist auf den Fersen.«
»Da kann ich Euch nur beipflichten!« versicherte Tynian ihm inbrünstig.
Sie standen am nächsten Tag noch früher auf als sonst und warteten ungeduldig, daß sich am Osthimmel das erste Grau zeigte. Als es soweit war, ritten sie über die noch dunklen Felder.
»Ich glaube, wir sollten warten, bis es heller ist, Sperber«, murrte Kalten. »So werden wir wahrscheinlich nur im Kreis
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