Elenium-Triologie
wirst, ehe sie die Gelegenheit hatten, diese Pläne in die Tat umzusetzen.«
»Kann ich bei der Kirche um Asyl ersuchen, Eminenz?«
fragte Talen Bergsten rasch.
»Ich fürchte nein«, antwortete der Patriarch.
»Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie sehr ich von unserer Heiligen Mutter enttäuscht bin, Eminenz«, schmollte Talen. »Und deshalb werde ich mein Vorhaben aufgeben, in den Dienst der Kirche zu treten!«
»Gott sei Dank«, murmelte Bergsten.
»Amen«, seufzte Abriel.
»Würdet ihr mich bitte entschuldigen?« fragte Talen verstimmt.
»Nein.« Das war Berit, der mit verschränkten Armen bei der Tür saß. Er streckte ein Bein aus, um Talen den Weg zu versperren.
Talen lehnte sich zurück und machte ein beleidigtes Gesicht.
Im weiteren Verlauf der Besprechung ging es um die Verteilung der Truppen in den verschiedenen Festungen und Burgen in Mittellamorkand – eine Aufgabe, mit der Sperber und seine Freunde nichts zu tun hatten. So schweifte des Bräutigams Aufmerksamkeit ab. Er saß nur da und starrte blicklos zu Boden.
»Freund Sperber, hättet Ihr einen Augenblick Zeit für mich?«
fragte Kring, als sie Nashans Studiergemach schließlich verließen.
Sperber nickte und führte den narbigen Stammeshäuptling der Peloi in eine kleine Kapelle in der Nähe. Beide beugten flüchtig das Knie vor dem Altar und setzten sich dann auf eine der polierten Kirchenbänke in den vorderen Reihen. »Was gibt es, Kring?« fragte Sperber.
»Ich bin ein einfacher Mann, Freund Sperber«, begann Kring, »deshalb komme ich gleich zur Sache. Ich bin sehr von dieser großen schönen Frau eingenommen, die die Königin von Elenien beschützt.«
»Ich dachte mir so etwas Ähnliches.«
»Meint Ihr, ich hätte eine Chance bei ihr?« Krings Augen leuchteten.
»Das weiß ich nicht, mein Freund«, antwortete Sperber. »Ich kenne Mirtai kaum.«
»Ist das ihr Name? Mirtai – das klingt hübsch, nicht wahr? Alles an ihr ist vollkommen. Ist sie verheiratet?«
»Ich glaube nicht.«
»Gut. Es ist immer ziemlich unangenehm, einer Frau den Hof zu machen, wenn man zuerst ihren Mann töten muß. Das ist kein guter Anfang.«
»Ihr solltet wissen, daß Mirtai keine Elenierin ist, Kring, sondern eine Tamulerin. Ihre Kultur – und Religion – sind nicht wie unsere. Habt Ihr ehrenhafte Absichten?«
»Natürlich! Diese Frau würde ich niemals beleidigen!«
»Gott sei Dank. Sonst würde sie Euch wahrscheinlich töten.«
» Töten? « Kring blinzelte erstaunt.
»Sie ist eine Kriegerin, Kring. Sie ist nicht wie die Frauen, denen Ihr bisher begegnet seid.«
»Frauen können keine Krieger sein!«
»Elenische Frauen nicht. Aber wie ich schon sagte, Mirtai ist eine Atan-Tamulerin. Ein äußerst kriegerisches Volk. Wie ich gehört habe, hat Mirtai bereits zehn Männer getötet.«
»Zehn?« Kring schluckte schwer. »Das wird Probleme machen, Sperber.« Er straffte die Schultern. »Aber vielleicht kann ich ihr beibringen, sich fraulicher zu benehmen, wenn wir erst verheiratet sind.«
»Darauf würde ich nicht setzen, mein Freund. Wenn von euch jemand dem anderen etwas beibringen wird, dann eher sie Euch . Ich kann Euch nur raten, die Finger von Mirtai zu lassen. Ich mag Euch, und ich hätte es gar nicht gern, Wenn Ihr getötet würdet.«
»Ich muß darüber nachdenken, Sperber«, meinte Kring.
»Trotzdem möchte ich Euch bitten, mein Olma zu sein.«
»Ich kenne dieses Wort nicht.«
»Es bedeutet Fürbitter. Er spricht mit der Erwählten – und ihrem Vater sowie ihren Brüdern. Ihr müßtet damit anfangen, ihr zu versichern, wie sehr ich ihr zugetan bin. Dann erzählt Ihr, was für ein guter Mann ich bin – das übliche eben, Ihr versteht schon –, was für ein großer Häuptling ich bin, wie viele Pferde ich habe, wie viele Ohren ich erobert habe und was für ein mächtiger Krieger ich bin.«
»Das letztere dürfte sie beeindrucken.«
»Es ist die reine Wahrheit. Ich bin der Beste! Während wir nach Zemoch reiten, werde ich genug Zeit haben, eingehend darüber nachzudenken. Sagt es ihr jedoch bitte, bevor wir aufbrechen – damit auch sie Zeit hat, es sich zu überlegen. Oh, das hätte ich beinahe vergessen. Ihr könnt ihr auch sagen, daß ich ein Poet bin. Das beeindruckt Frauen normalerweise.«
»Ich werde mein Bestes tun, Domi«, versprach Sperber.
Mirtais Reaktion jedoch war nicht sehr vielversprechend, als Sperber am Spätnachmittag das Thema zur Sprache brachte. »Dieser kleine Kahlkopf mit den O-Beinen?« fragte sie
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