Elenium-Triologie
Helligkeit spendeten. Dort hielten sie an und verriegelten die Türen.
»Ich habe völlig die Orientierung verloren«, gestand Kalten und genehmigte sich ein Törtchen. »In welche Richtung müssen wir jetzt?«
»Durch diese Tür, glaube ich.« Sephrenia deutete mit der Hand darauf. »Alle Küchen haben Türen zu einem Korridor, der zum Thronsaal führt.«
»Otha speist in seinem Thronsaal?« staunte Bevier.
»Otha verläßt ihn kaum noch«, erwiderte sie. »Er kann nicht mehr laufen.«
»Was hat ihn denn verkrüppelt?«
»Sein Appetit. Er ißt fast unentwegt, und er hat schon immer etwas gegen körperliche Betätigung gehabt. Seine Beine sind inzwischen zu schwach, sein Gewicht zu tragen.«
»Wie viele Türen hat der Thronsaal?« erkundigte Ulath sich.
Sephrenia überlegte kurz. »Vier, soweit ich mich erinnere.
Die eine vom Küchengang, eine vom Hauptpalast und eine zu Othas Privatgemächern.«
»Und die letzte?«
»Der vierte Ausgang hat keine Tür, sondern führt direkt ins Labyrinth.«
»Dann müssen wir als erstes diese Türen verbarrikadieren, damit wir uns möglichst ungestört mit Otha unterhalten können.«
»Und wer immer sich sonst noch dort aufhält«, fügte Kalten hinzu. »Ob Martel wohl schon da ist?« Er langte nach einem weiteren Törtchen.
»Das läßt sich nur auf eine Weise herausfinden«, sagte Tynian.
»Augenblick«, unterbrach Sperber ihn. »Was ist das für ein Labyrinth, in das der vierte Ausgang führt, Sephrenia?«
»Es ist der Weg zum Tempel. Es gab eine Zeit, da waren die Leute fasziniert von Labyrinthen. Es ist sehr kompliziert und sehr gefährlich.«
»Und das ist die einzige Möglichkeit, in den Tempel zu gelangen?«
Sie nickte.
»Azashs Anbeter müssen durch den Thronsaal, um in den Tempel zu kommen?«
»Normalerweise begeben sich Gläubige hier nicht in den Tempel, Sperber – lediglich Priester und Opfer.«
»Dann sollten wir in den Thronsaal stürmen. Wir verriegeln die Türen, kümmern uns um die Wachen im Thronsaal, und dann nehmen wir Otha gefangen. Wenn wir ihm ein Messer an die Kehle halten, wird keiner seiner Soldaten es wagen, sich mit uns anzulegen.«
»Otha ist ein Magier, Sperber«, erinnerte ihn Tynian. »Ihn gefangenzunehmen wird nicht so leicht sein.«
»Otha ist im Augenblick keine große Gefahr«, widersprach Sephrenia. »Wir wissen alle, wie es ist, wenn ein Zauber gewaltsam gebrochen wird. Man braucht eine Weile, sich davon zu erholen.«
»Sind alle bereit?« fragte Sperber angespannt.
Sie nickten, und er führte sie durch die Tür. Der Korridor von den Küchen zu Othas Thronsaal war schmal und nicht sehr lang. Eine Fackel erhellte rötlich sein entferntes Ende. Talen stahl sich voraus. Seine weichen Sohlen verursachten keinen Laut auf dem Fliesenboden. Kurz darauf kam er zurückgehuscht.
»Sie sind alle da«, wisperte er aufgeregt. »Annias, Martel und die übrigen. Sieht ganz so aus, als wären sie eben erst angekommen. Alle tragen noch ihre Reiseumhänge.«
»Wie viele Wachen sind im Thronsaal?« fragte Kurik.
»Nicht viele. Im Höchstfall zwanzig.«
»Die übrigen suchen uns wahrscheinlich auf den Korridoren.«
»Kannst du den Saal beschreiben?« fragte Tynian. »Und die Stellen, wo die Wachen stehen?«
Talen nickte. »Dieser Korridor mündet gar nicht weit vom Thron in den Saal. Otha ist nicht zu übersehen. Er erinnert mich an eine Schnecke, die zu dick für ihr Haus geworden ist. Martel und die anderen stehen um ihn herum. An jeder Tür sind zwei Wachen postiert, außer an dem Türbogen hinter dem Thron, der wird gar nicht bewacht. Die übrigen Wachen sind an den Wänden entlang verteilt. Sie tragen Kettenhemden und Schwerter, und jeder hält einen langen Speer. Vor dem Thron kauern etwa ein Dutzend stämmiger Burschen. Sie haben bloß Lendentücher umgebunden und sind nicht bewaffnet.«
»Othas Träger«, erklärte Sephrenia.
»Ihr hattet recht«, wandte Talen sich an sie. »Es sind vier Türen: die direkt vor uns, eine zweite in der Wand gegenüber, dann der offene Eingang, und eine breite Flügeltür am Ende des Saals.«
»Das ist die Haupttür in den Mittelteil des Palasts«, sagte Sephrenia.
»Also die wichtige«, schloß Sperber. »In den Küchen halten sich wahrscheinlich nur ein paar Köche auf, und in Othas Privatgemächern vermutlich auch bloß ein paar Bedienstete. Aber hinter der Haupttür sind gewiß Wachen. Wie weit ist es von dieser Tür zur Haupttür?«
»Ungefähr zweihundert Fuß«, schätzte der
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