Elenium-Triologie
zu rennen. Wir wissen nicht, was uns erwartet, und werden kein Risiko eingehen. Also, meine Herren, marschieren wir los.«
Sie schritten durch den langen, geraden Korridor zum Labyrinth und kamen an mehreren dunklen Eingängen zu beiden Seiten vorbei.
»Sollten wir nicht lieber einen Blick hineinwerfen?« fragte Kalten.
»Das ist nicht notwendig«, entgegnete Kurik. »Einige von Adus' Männern sind verwundet. Wir brauchen nur den Blutspritzern auf dem Boden zu folgen. Das sagt uns zumindest, daß Adus diesen Weg genommen hat.«
»Aber das heißt nicht, daß es Martel auch getan hat«, warf Kalten ein. »Vielleicht hat er Adus angewiesen, uns in die Irre zu führen.«
»Das ist möglich«, gestand Sperber ein, »aber dieser Korridor ist als einziger beleuchtet.«
»Ich würde es bestimmt nicht Labyrinth nennen, wenn der Weg mit Fackeln gekennzeichnet ist«, gab Kurik zu bedenken.
»Vielleicht nicht, aber solange die Fackeln und die Blutspur dieselbe Richtung haben, gehen wir das Risiko ein.«
Der widerhallende Korridor machte an seinem Ende eine scharfe Biegung. Dadurch, daß sowohl Wände wie Decke nach oben und innen gewölbt waren, entstand der beunruhigende Eindruck, er wäre zu niedrig, und Sperber ertappte sich dabei, daß er unwillkürlich gebückt ging.
»Sie haben die Haupttür zum Thronsaal eingebrochen, Sperber!« rief Ulath von hinten. »Ein paar Fackeln sind bereits im Gang zu sehen.«
»Das nimmt uns die Entscheidung ab«, stellte Sperber fest. »Wir haben keine Zeit, uns in irgendwelchen Seitengängen umzusehen. Also weiter.«
An dieser Stelle begann eine Krümmung des Ganges, und die Blutflecken auf dem Boden deuteten darauf hin, daß sie immer noch dem Weg folgten, den Adus genommen hatte.
Der Korridor bog nach rechts ab.
»Wie kommt Ihr zurecht?« fragte Sperber Bevier, der sich schwer gegen Berits Schulter lehnte.
»Sobald ich wieder zu Atem komme, schaffe ich es ohne Hilfe.«
Der Korridor bog wieder nach links ab, kurz darauf ein weiteres Mal.
»Der Weg führt uns wieder zurück, Sperber!«
»Ich weiß. Aber haben wir eine andere Wahl?«
»Mir fällt keine ein.«
»Ulath«, rief Sperber. »Holen die Soldaten hinter uns auf?«
»Sieht nicht so aus.«
»Vielleicht kennen sie den Weg durchs Labyrinth ebenfalls nicht«, meinte Kalten. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgend jemand Azash zu seinem Vergnügen besuchen würde.«
Der Überfall erfolgte aus einem Seitengang. Fünf mit Speeren bewaffnete Zemocher stürzten sich aus der dunklen Gangmündung auf Sperber, Kalten und Kurik. Mit ihren Speeren hatten sie einen gewissen Vorteil – aber nicht genug. Nachdem sich drei von ihnen blutend auf dem Boden wälzten, flohen die zwei übrigen zurück in die Dunkelheit.
Kurik zog eine Fackel aus einem der Eisenringe an der Wand und ging Sperber und Kalten voraus in den dunklen, gewundenen Seitengang. Nach wenigen Minuten sahen sie die Soldaten, denen sie folgten. Beide tasteten sich ängstlich an der Wand entlang.
»Jetzt haben wir sie!« rief Kalten begeistert und wollte losrennen.
»Kalten!« Kuriks Stimme überschlug sich fast. »Bleib stehen!«
»Was ist denn?«
»Sie halten sich zu dicht an der Wand!«
»Na und?«
»Was stimmt nicht mit der Gangmitte?«
Kalten starrte auf die beiden Verängstigten, die sich an der Wand entlang schoben. »Wollen doch mal sehen«, brummte er. Er löste eine kleine Bodenfliese mit der Schwertspitze heraus und warf sie nach den Soldaten, verfehlte sie jedoch um mehrere Fuß.
»Laß mich versuchen«, sagte Kurik. »Durch die Rüstung sind die Schultern viel zu steif zum Werfen.« Auch er löste eine Fliese. Er warf viel zielsicherer. Die Fliese prallte mit lautem Krachen vom Helm des Soldaten ab. Der Mann schrie auf, als er rückwärts taumelte. Vergebens versuchte er, sich an der Wand festzuklammern und kippte nach hinten in die Mitte des Korridors.
Sofort öffnete sich der Boden unter ihm, und er verschwand mit einem verzweifelten Schrei. Sein Kamerad, der sich streckte, um ihm nachzusehen, tat ebenfalls einen falschen Schritt, fiel von dem schmalen Sims entlang der Wand und folgte dem anderen in die Tiefe.
»Schlau!« brummte Kurik. Er ging vorsichtig zum Rand der klaffenden Grube und leuchtete hinein. »Der Boden ist mit spitzen Pflöcken gespickt«, berichtete er, während er auf die zwei Aufgespießten hinunterblickte. »Gehen wir zurück und warnen die anderen. Wir müssen von jetzt an gut aufpassen, wohin wir den Fuß
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