Elenium-Triologie
setzen.«
Sie kehrten zum beleuchteten Korridor zurück und trafen auf Ulath und Tynian. Kurik beschrieb die Falle, in welche die zwei Zemocher gestürzt waren.
Nachdenklich betrachtete er die Toten und griff nach einem ihrer Speere. »Das waren nicht Adus' Männer.«
»Woher willst du das wissen?« fragte Kalten.
»Ritter Bevier hat den Speeren aller, die bei Adus waren, die Spitzen abgeschlagen. Es sind also auch andere Soldaten im Labyrinth – wahrscheinlich kleine Trupps wie der hier. Ich nehme an, sie sind hier, um uns in den Nebengängen in Fallen zu locken.«
»Das ist sehr zuvorkommend von ihnen«, brummte Ulath.
»Ich verstehe Euren Gedankengang nicht, Ritter Ulath.«
»Es sind überall Fallen im Labyrinth, aber wir haben eine Menge Soldaten zur Verfügung, die für uns hineintappen. Wir brauchen uns nur ein paar zu fangen.«
»Einer dieser Silberstreifen am Horizont, wie die Leute sagen?« fragte Tynian.
»Für uns schon, aber ich glaube nicht, daß die Zemocher, die wir uns schnappen, es so sehen werden.«
»Sind die Soldaten, die uns verfolgen, uns dicht auf den Fersen?« fragte Kurik ihn.
»Noch nicht.«
Kurik kehrte zum Seitengang zurück und leuchtete mit seiner Fackel hinein. Als er zurückkehrte, lächelte er grimmig. »An den Wänden der Seitengänge gibt es Fackelringe, genau wie hier«, sagte er. »Ich schlage vor, daß wir die Fackeln anders verteilen. Wir sind den Fackeln gefolgt, und die Soldaten sind uns gefolgt. Wenn die Fackeln sie immer wieder in die Seitengänge zu den Fallen führen, werden sie uns dann nicht wesentlich vorsichtiger und langsamer auf den Fersen sein?«
»Ich weiß nicht, wie sie das sehen«, sagte Ulath, »aber ich würde mir bestimmt mehr Zeit lassen.«
28
Immer wieder stürmten zemochische Soldaten aus Seitengängen. Auf ihren Gesichtern lag die Hoffnungslosigkeit von Menschen, die mit dem Leben bereits abgeschlossen hatten. Das Ultimatum ›ergebt euch oder sterbt‹ eröffnete ihnen jedoch eine Möglichkeit, von der sie nicht einmal geträumt hatten. Die meisten griffen wie Ertrinkende nach dieser Chance. Ihre überschwengliche Dankbarkeit ließ jedoch nach, als sie hörten, daß sie die Führung durch das Labyrinth übernehmen sollten.
Die Fallen für die Ahnungslosen und Unvorsichtigen waren tückisch. In den Gängen, wo der Boden nicht unter den Füßen nachgab, stürzte die Decke herab. Die meisten Fallgruben waren mit spitzen Pflöcken gespickt, doch gab es auch einige mit verschiedenen – äußerst übelnehmerischen – Giftschlangen.
Wo der Baumeister endlich genug von Fallgruben und einstürzenden Decken gehabt hatte, schmetterten die Seitenwände zusammen.
»Hier stimmt was nicht«, sagte Kurik, während hinter ihnen ein weiterer Verzweiflungsschrei durch das Labyrinth gellte, wo Soldaten, die durch die geborstene Tür in den Thronsaal eingedrungen waren, Seitengänge absuchten.
»Ich finde, es läuft alles recht gut«, entgegnete Kalten.
»Diese Soldaten leben hier, Kalten«, erklärte Kurik, »aber sie kennen sich in diesem Labyrinth genausowenig aus wie wir. Wir haben schon wieder keine Gefangenen mehr. Ich halte es für angebracht, über einiges nachzudenken. Wir dürfen keine Fehler machen.«
Sie sammelten sich in der Mitte des Korridors. »Das ergibt nämlich alles keinen Sinn.« Kurik blickte die anderen an.
»Daß wir nach Zemoch gekommen sind?« fragte Kalten. »Das hätte ich dir schon in Chyrellos sagen können.«
Kurik achtete nicht auf ihn. »Wir sind die ganze Zeit einer Blutspur gefolgt, die noch immer kein Ende hat – und sie verläuft genau in der Mitte eines hell beleuchteten Korridors.« Er kratzte mit einem Fuß über einen großen Blutfleck auf dem Boden. »Wenn wirklich jemand so stark geblutet hat, müßte er längst tot sein.«
Talen bückte sich, tupfte mit einem Finger in einen der glänzenden roten Flecken. Er kostete vorsichtig. »Bah!« Er spuckte aus. »Das ist kein Blut!«
»Was ist es dann?« fragte Kalten.
»Keine Ahnung. Jedenfalls kein Blut.«
»Dann wurden wir also hinters Licht geführt«, brummte Ulath. »Ich hab' schon an die Möglichkeit gedacht. Und was noch schlimmer ist, wir sitzen in der eigenen Falle. Wir können nicht einmal umkehren und uns nach den Fackeln orientieren, weil wir in der letzten halben Stunde kaum welche an Ort und Stelle gelassen haben.«
»In der Logik nennt man das ›ein Problem definieren‹«, sagte Bevier mit schwachem Lächeln. »Der nächste Schritt,
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