Elenium-Triologie
so, wie wir es möchten, Talen. Es ist deines Vaters Wunsch, und ich werde Kurik nicht enttäuschen.«
»Und was ist mit mir? Was ist mit meinen Wünschen?«
»Du bist jung. Du wirst dich an dieses Leben gewöhnen.
Vielleicht wird es dir mit der Zeit sogar gefallen.«
»Wohin gehen wir?« fragte Talen schmollend.
»Ich will deinen Vater besuchen.«
»Oh. Dann kehre ich zum Feuer zurück. Ich möchte ihn lieber so in Erinnerung behalten, wie er war.«
Der Wagen knarrte, als Sperber hineinkletterte und sich neben seinen toten Knappen setzte. Er schwieg eine Zeitlang. Sein Schmerz und seine Bitterkeit hatten sich erschöpft und waren einem tiefen Bedauern gewichen. »Wir sind einen langen Weg miteinander gegangen, nicht wahr, alter Freund?« sagte er schließlich. »Jetzt bringen wir dich nach Hause zur letzten Ruhe, und ich muß meinen Weg alleine gehen.« Er lächelte schwach in der Dunkelheit. »Das war wirklich rücksichtslos von dir, Kurik. Ich hatte gehofft, wir würden gemeinsam alt werden – älter, meine ich.«
Eine Weile saß er wieder ganz still. »Für deine Söhne habe ich gesorgt«, fügte er dann hinzu. »Du wirst sehr stolz auf sie sein können – sogar auf Talen, auch wenn es vielleicht noch geraume Zeit dauern wird, ehe er sich mit dem Gedanken anfreunden wird, ein achtbares Leben zu führen.«
Wieder machte Sperber eine Pause. »Ich werde Aslade die traurige Nachricht so schonend wie möglich beibringen«, versprach er. Dann legte er die Hand auf die kalten Finger Kuriks. »Ruhe sanft, mein Freund.«
Doch wovor Sperber am meisten gegraut hatte, nämlich As-lade zu berichten, war nicht mehr notwendig. Sie wußte bereits alles. Sie trug schwarze ländliche Tracht, als sie ihm am Tor des Hofes entgegenkam, in den sie und ihr Mann so viele Jahre Arbeit gesteckt hatten. Ihre vier Söhne, so groß und rank wie junge Bäume, trugen ebenfalls ihren Festtagsstaat. Ihre ernsten Gesichter sagten Sperber, daß er sich seine mühsam vorbereitete Rede sparen konnte. »Kümmert euch um euren Vater«, wies Aslade ihre Söhne an.
Sie nickten und traten an den schwarzen Wagen.
»Wie hast du es erfahren?« fragte Sperber, nachdem Aslade ihn umarmt hatte.
»Das kleine Mädchen hat es uns gesagt«, antwortete sie leise. »Die Kleine, die ihr dabeigehabt hattet, als ihr damals auf dem Weg nach Chyrellos gewesen seid. Sie erschien plötzlich an der Tür und sagte es uns. Dann ging sie wieder.«
»Du hast ihr geglaubt?«
Aslade nickte. »Ich mußte es. Sie ist so gar nicht wie andere Kinder.«
»Stimmt. Es tut mir unsagbar leid, Aslade. Als Kurik älter wurde, hätte ich dafür sorgen müssen, daß er zu Hause bleibt.«
»Nein, Sperber. Das hätte ihm das Herz gebrochen. Aber du wirst mir jetzt bei etwas helfen müssen.«
»Alles, was du willst, Aslade.«
»Ich muß mit Talen reden.«
Sperber winkte den jungen Dieb herbei.
»Talen«, sagte Aslade, »wir sind sehr stolz auf dich, weißt du.«
»Auf mich?«
»Du hast den Tod deines Vaters gerächt. Deine Brüder und ich danken dir dafür.«
Er starrte sie an. »Soll das heißen, daß Ihr es gewußt habt? Von Kurik und mir, meine ich?«
»Natürlich habe ich es gewußt. Schon lange. Und jetzt sage ich dir, was du tun wirst – und wenn du dich weigerst, wird Sperber dich übers Knie legen. Du wirst nach Cimmura reiten und deine Mutter hierherbringen.«
»Was?«
»Ich habe mich ein paarmal mit ihr getroffen. Ich habe sie in Cimmura besucht, kurz bevor du auf die Welt kamst. Ich wollte mit ihr reden, damit wir entscheiden könnten, wer von uns die Bessere für deinen Vater wäre. Sie ist ein nettes Mädchen – ein bißchen mager vielleicht, aber wenn sie erst hier ist, werde ich dafür sorgen, daß sie Fleisch auf die Knochen kriegt. Wir alle werden hier leben, bis ihr Jungs eure Noviziate beginnt. Dann hat es sein Gutes, daß wir nicht allein sein werden, sie und ich.«
»Ihr wollt, daß ich auf einem Bauernhof lebe?« fragte er ungläubig.
»Dein Vater hätte es gewollt, und ich bin sicher, deine Mutter möchte es ebenfalls, genau wie ich. Du bist doch ein zu lieber Junge, als daß du uns drei enttäuschen würdest.«
»Aber…«
»Bitte, widersprich mir nicht, Talen. Es ist bereits alles geklärt. So, und jetzt gehen wir ins Haus. Ich habe Abendessen für uns gekocht und möchte nicht, daß es kalt wird.«
Am nächsten Mittag beerdigten sie Kurik unter einer hohen Ulme auf einem Hügel, der über den Hof schaute. Der Himmel war den ganzen
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