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Elentaria Saga - Teil 1

Elentaria Saga - Teil 1

Titel: Elentaria Saga - Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guinevere Labod
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hätte ihn wegstoßen sollen, vom Bett runter werfen und ihm eine Ohrfeige verpassen sollen, doch … ich hatte es auch gewollt und ich wusste, innerlich hatte ich mich sogar nach einem Kuss von ihm gesehnt.
    >>Guten Morgen.<<, sagte ich.
    Jacob saß am Bettrand.
    >>Wie geht es dir?<<
    >>Gut…<<, sagte ich. Am liebsten hätte ich ihn umarmt, ihn geküsst oder mich einfach nur in seine Arme gelegt. Ich wollte nur ein bisschen seiner Liebe.
    Stattdessen sah Jacob sich meine Wunde an. Er nahm den Verband ab und schockte mich mit Bildern der Entstellung. Es war unfassbar wie mein Arm aussah. Einfach nur grauenhaft.
    >>Es sieht schlimm aus.<<
    >>Was?<<, krächzte ich.
    >>Nicht weit entfernt von hier, im nächsten Dorf ist ein Arzt. Zudem sollten wir gehen. Ich will nicht, dass sich deine Wunde entzündet. Das ist gefährlich. Du könntest…<<
    Er stockte. Dennoch wusste ich, was er sagen wollte.
    >>Dann gehen wir dahin.<<, meinte ich nur.
    >>Ja, aber erst essen wir was. Dann gehen wir los.<<, sagte Jacob und verband mich wieder. Ich beobachtete ihn die ganze Zeit über, wandte meinen Blick nicht einmal ab. Er ging so sachte mit mir vor, als könnte ich zerbrechen und sobald er mich berührte, meine Haut streifte, zitterten seine Hände.
    Wieso? Wieso hast du mich geküsst?, wollte ich ihn einfach nur anschreien, ließ es dann aber bleiben. Ich ließ es einfach bleiben, denn ehrlich gesagt, wollte ich die Wahrheit nicht erfahren, ich fürchtete mich vor der Wahrheit.
    Nachdem wir uns fertig gemacht hatten und frühstückten, verließen wir die kleine Schenke, die am Morgen wesentlich friedlicher war als am Abend. Wir gingen hinter der Schenke weiter durch den Wald hindurch. Dort jedoch sah der Wald anders aus als bisher. Die Bäume waren allesamt schwarz und hatten schwarze Blätter, die vertrocknet aussahen, außerdem besaßen sie lange, dicke spitze Dornen an ihren Rinden wie Rosen. Es sah skurril aus und irgendwie auch wunderschön.
    Jacob meinte, die Schlimmsten lauernden Gefahren hatten wir überlebt, die die noch kommen in gegebener Zeit würden uns keine Schwierigkeiten bereiten, da er sie schon desöfteren in die Flucht geschlagen hatten, was hieß, wir würden sicher nach Sogland kommen, ausgenommen die schwarzen Ritter kommen uns auf die Schliche, was eher sehr unwahrscheinlich war. Ich konnte mich also freuen, endlich einmal Ruhe zu haben.
    >>Jacob?<<, sprach ich seinen Namen so liebevoll aus, wie es ging, als wir unterwegs waren. Er ging vor mir, nicht neben mir, weswegen ich es noch eigenartiger fand, dass er mir wegen einem Kuss aus dem Weg ging. Ich musste daran denken, wie er mir erzählt hatte, er habe nur ein einziges Herz und könne sich nur einmal in seinem Leben verlieben. Wie musste das sein? Das bräuchten die Menschen auch, fand ich. Dann würden sie nicht mehr einfach heiraten, ohne vorher nachzudenken, würden überlegen welcher Mann oder welche Frau wirklich für ein gemeinsames, langes Leben geeignet war. Ja, das wäre schön.
    >>Was willst du?<<, fragte er mich. Ich erwachte aus meinen Gedanken.
    >>Wieso hast du eigentlich in Polar gelebt? So ganz alleine. Wo ist deine Familie?<<, wollte ich wissen.
    Jacob blickte traurig nach unten. Nur einen Moment, ehe er sich wieder sammelte.
    >>Ich habe keine Familie.<<
    >>Nein? Bist du Waise?<<
    >>So ähnlich.<<
    >>Was heißt das?<<, fragte ich.
    >>Das heißt, dass ich nicht darüber reden will.<<, meinte er mit einem grimmigen Unterton.
    Ich schnaufte.
    >>Erst warst du ein Eisklotz, dann die letzten Tage nett und nun wieder ein Eisklotz. Sag mal, was ist mit dir los? Dich soll man verstehen. Du bist schlimmer als eine Frau.<<, schimpfte ich, als ich plötzlich zur Seite rutschte, ausgerutscht auf einem Pilz, der am Rand des Weges stand, hinunter die rundliche Klippe in den Abgrund. Ich hatte gar nicht bemerkt gehabt, dass wir höher lagen und zwischen den Bäumen, auf der anderen Seite, oder besser zwischen den beiden Seiten ein riesen Tal mit einem See lag. Doch nun wusste ich es, und sah mich wieder nahe des Todes.
    Ich versuchte mich an den Wurzeln der Bäume festzuhalten, nur glitten sie mir alle aus den Händen oder ich rutschte wie ein Schlitten auf Höchsttempo einfach an ihnen vorbei. Jacob reagierte sofort, lief mir schreiend hinter her und versuchte mich mehrmals zu packen, da fiel ich auch schon auf einen zweiten Boden, direkt zwischen Klippe und Tal, befand sich ein wackeliger Felsvorsprung.
    Ich knallte auf, wie ein Kissen auf den Boden.

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