Elfen-Jagd
in zwei Teile.
Er erkannte, daß die Sache vielleicht doch länger dauern konnte, als er erwartet hatte.
Da die Mädchen draußen im Nichts vor dem Kürbis warteten und weder Nahrung noch Wasser suchen konnten, wollte er die Sache schnell hinter sich bringen. Irgendwie mußte er die Ereignisse beschleunigen.
Einmal mehr setzte er seine Schlauschlinge darauf an. Wie konnte man am schnellsten ein Wesen orten, das nicht geortet werden wollte?
Antwort: Wie wär’s mit einem Verfolgen seiner Fährte? Er musterte den Boden, und als er sich hinreichend konzentriert hatte, erblickte er tatsächlich Hufspuren. Sie kreuzten seine Linie von rechts hinten nach links vorne. Nun, die zu verfolgen war ja wohl kaum ein Problem.
Doch seine Schlauschlinge verhielt sich mal wieder unbequem mißtrauisch und ließ ihn die Einfachheit des ganzen Vorgehens in Frage stellen. Die Hufabdrücke waren wirklich verdächtig leicht zu finden gewesen, genau an der Stelle, an der er stehengeblieben war, um sie zu suchen, fast als sei es Absicht gewesen. Er wußte, daß es keineswegs einfach war, ein Wesen zu verfolgen, selbst wenn man es mit einer deutlichen Spur zu tun hatte. Die Fährte konnte schließlich ziellose Haken schlagen und sich schließlich in unwegsamem Gelände verlieren. Sie konnte ihm sogar gefährlich werden, sobald sein Opfer erfuhr, daß er es verfolgte – und das wußte der Nachthengst mit Sicherheit bereits. Da mußte man mit allen möglichen Finten und Hinterhalten rechnen.
Nein, es hatte keinen Zweck, das Spiel des Nachthengstes mitzuspielen. Dieser Fährte durfte er nicht trauen. Die hatte man nur ausgelegt, um einen gewöhnlichen Oger in die Irre zu führen. Da wäre es schon besser, dem Hengst Krachs Spiel aufzuzwingen, und wenn das Pferd nicht um Krachs heimliche Intelligenz wußte, war das ein Vorteil, der einen Hinterhalt durchaus wettmachen konnte. Ein kluger Oger war ein ganz anderer Gegner als ein dummer.
Krach stampfte weiter und folgte der eingeschlagenen Linie, die das Gebiet teilte. Das würde auch den Handlungsspielraum des Hengstes einschränken, da er keinen Ort mehr aufsuchen konnte, an dem Krach bereits nach ihm gesucht hatte, sofern er die Regeln richtig verstand, was wiederum zur Folge hatte, daß er Krachs Linie nicht mehr überschreiten durfte.
Und doch schien dieses Gebiet grenzenlos zu sein. Auf diese Weise würde er ewig herumstampfen können, ohne jemals ein Ende zu finden. Er begriff auch, daß eine Teilung des gesamten Territoriums nicht unbedingt das zu durchkämmende Gebiet halbierte: Die Hälfte der Unendlichkeit war immer noch unendlich. Und solange er nicht genau wußte, in welcher Hälfte sich der Nachthengst befand, hatte er überhaupt nichts gewonnen. Krach dachte nach. Seine Schlauschlinge strengte sich jetzt richtig an. Eines mußte er dem Fluch ja lassen: Er versuchte auf jeden Fall, ihm weiterzuhelfen. Er stellte sich auch niemals gegen seinen Willen, sondern zeigte ihm statt dessen neue Aspekte einer Situation auf, um ihm effektivere Handlungsmöglichkeiten zu erschließen. Das hatte er feststellen können, als er versucht hatte, ohne die Schlinge vorzugehen. Jetzt brauchte er sie einmal mehr. Wie konnte er möglichst schnell und sicher vorgehen?
Da machte die Schlinge ihm einen Vorschlag.
Krach steckte sich das Fadenknäuel in den Mund und biß es entzwei. Nun besaß er zwei Knäuel, beide kleiner als das erste, aber magisch vollständig und intakt. Er nahm eines davon und rollte es mit gewaltigem Schwung nach vorn.
Der Ball schoß davon, entrollte sich und hinterließ seine schnurgerade Fadenspur. Da der Bindfaden unendlich lang war, würde er bis zum Ende der unendlich langen Ebene rollen. Unendlichkeit ließ sich nur durch Unendlichkeit umfangen, das hätte selbst ein gewöhnlicher Oger noch kapiert! Damit war der Spielraum des Hengstes endgültig halbiert.
Nun legte Krach sein Ohr auf den Boden und horchte. Ja, tatsächlich – sein feines Gehör nahm ein fernes Hufgetrappel zur Rechten wahr. Der Hengst war irgendwo dort vorne und wich dem dahinrollenden Fadenknäuel aus. Jetzt hatte Krach das Geschöpf wenigstens ungefähr geortet. Er hatte etwas Unerwartetes getan, seinen Gegner zum Handeln gezwungen und dadurch einen kleinen Vorteil eingeheimst.
Krach zerbiß das verbliebene Knäuel in zwei Hälften und machte daraus Bälle. Einen davon schleuderte er gen Osten, und zwar in einem solchen Winkel, daß er damit den Nachthengst einschließen mußte. Dann horchte er
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