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Elfen-Jagd

Titel: Elfen-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
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versank es bereits in seinem Fell und in seinem Fleisch, und es tat scheußlich weh, als er versuchte, es abzurupfen. Da ein Oger stets den Weg des größten Widerstands ging, legte Krach beide Hände auf seinen Kopf und kratzte – bis der Schmerz ihn taumeln ließ.
    »Hör auf, Krach, hör auf!« schrie Tandy ihm von oben zu. »Du reißt dir ja noch den Kopf ab!«
    Krach hielt inne. »Dem kann ich nicht widersprechen. Das wäre höchst sinnlos.«
    Tandy starrte ihn fassungslos an. »Was hast du gesagt?«
    »Ich sagte, daß es sinnlos wäre, mein Fleisch zu peinigen, da die Schlauschlinge mich anscheinend nicht ernsthaft beeinträchtigt.«
    »Aber Krach – du reimst ja gar nicht mehr!«
    »Tatsächlich!« sagte er verblüfft. »Das muß der Fluch der Schlauschlinge sein. Sie hat meinen natürlichen Kommunikationsmechanismus durcheinandergebracht.«
    »Nicht nur das!« rief Tandy. »Krach, du hörst dich richtig schlau an!«
    »Dieser Eindruck muß wohl trügen. Kein Oger besitzt ein nennenswertes Maß an Intelligenz.«
    »Jedenfalls hörst du dich schlau an!« meinte sie unbeeindruckt. »Diese Schlauschlinge, wie du sie nennst, muß deinem Kopf wohl noch etwas Hirnmasse hinzugefügt haben.«
    »Das leuchtet ein«, meinte er, nachdem er einen Augenblick lang ohne jede Anstrengung nachgedacht hatte. »Dieser Effekt manifestierte sich just im Augenblick des Kontakts zwischen diesem Objekt und mir. Da legt die Wahrscheinlichkeit einen Kausalkonnex nahe. Dies ist natürlich viel schlimmer als jeder physische Angriff, denn es hat mich temporär entogert. Ich muß das Objekt aus meinem Organismus entfernen!«
    »Nein, tu das bloß nicht!« protestierte sie. »Ist doch eigentlich ganz interessant. Ich habe nichts dagegen, wenn du schlau bist, Krach. Das erleichtert das Gespräch mit dir.«
    »Wie dem auch sein mag, auf jeden Fall scheine ich im Augenblick nicht dazu in der Lage zu sein, es zu neutralisieren«, meinte Krach. »Anscheinend werde ich diesen Fluch vorläufig über mich ergehen lassen müssen. Ich versichere dir jedoch, daß ich Ausschau nach einem Antidotum halten werde.«
    »Na gut, wenn du meinst.«
    »Ohne jeden Zweifel.«
    Sie schritten weiter – und nun bemerkte Krach Dinge, die ihn früher nie interessiert hatten. Er sah, wie die Erosion Risse im Boden erzeugt hatte, wie der Wald sich stratifiziert hatte, mit lichtindifferenter Vegetation und Pilzgewächsen, die die unteren Schichten beherrschten, und hellen, breiten Blättern darüber, die das absteigende Licht der Sonne einzufangen vermochten. Der gesamte Urwald bildete ein einziges intaktes Biotop in optimaler Interdependenz mit seiner Umgebung. In ganz Xanth begannen sich die Dinge miteinander zu integrieren – in seinem Bewußtsein. Wie blind er doch sein ganzes Leben den Wundern der Magie gegenübergestanden hatte!
    Als die Dämmerung einbrach, senkte sich der Pfad zum Boden, und sie kamen am Dorf des Magischen Staubes an. Ein Troll trat hervor, um sie zu empfangen. »Oger, kommst du in friedlicher Absicht oder um Unheil anzurichten?« fragte das Wesen in fluchtbereiter Haltung, während die anderen Dorfbewohner hastig ihre Befestigungsanlagen bemannten und Kinder, Frauen und Greise zu evakuieren begannen.
    »In friedlicher Absicht!« erwiderte Tandy schnell. »Ich bin Tandy. Und das hier ist Krach, der mich vor Ungeheuern beschützt.«
    Der Troll starrte sie mit weit geöffneten Augen an. Das war ein höchst ungewöhnlicher Ausdruck, sogar für Wesen seiner Art. »Er beschützt dich vor…?«
    »Ja.«
    »Hm ja, also wir hegen hier keinerlei Vorurteile gegen Ungeheuer«, meinte der Troll und kratzte sich mit einer schmutzfarbenen Kralle an der langen, hornigen Nase. »Ich bin selbst ein Ungeheuer, und einige meiner besten Freunde sind auch welche. Aber nur ein Narr würde einem Oger trauen.«
    »Na ja, dann bin ich eben eine Närrin«, erwiderte Tandy. »Dieser Oger hat immerhin gegen einen Gewirrbaum gekämpft, um mich zu retten.«
    »Bist du ganz sicher, daß du nicht das Opfer einer Entführung bist? Du siehst schließlich wirklich zum Fressen lecker aus.«
    Krach gefiel diese Anspielung nicht, die ihm sonst völlig entgangen wäre, wenn er nicht unter dem Fluch der Schlauschlinge gestanden hätte. »Mein Vater ist Knacks, der vegetarische Oger«, sagte er gruffig. »Meine Familie hat schon seit Jahren niemanden mehr entführt, geschweige denn gefressen.«
    Der Troll starrte ihn fassungslos an. »Du hörst dich aber gar nicht wie ein Oger an!

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