Elfen-Jagd
magische Brücken, die auf die andere Seite führen.«
»Bei Schloß Roogna?« wiederholte Feuereiche. Sie wirkte bleich und matt, als habe sie nichts Richtiges gegessen, obwohl sie alles hätte haben können. Krach vermutete, daß die Trennung von ihrem Baum auf sie genauso wirkte wie Durst auf einen gewöhnlichen Menschen. Sie mußte bald zurück, sonst würde sie sterben. Sie litt unter dem Fehlen ihrer Seele und würde schon bald so werden wie Tandy im Hypnokürbis, wenn man ihr nicht vorher half. Die Wunden, die ihr die Luntenratten zugefügt hatten, verschlimmerten ihren Zustand noch und beschleunigten den Verfall.
»Das stimmt«, sagte Tandy etwas fröhlicher. »Wenn diese Spalte an Schloß Roogna vorbeiführt, brauchst du ihr nur zu folgen! Damit wäre dein Problem gelöst.«
»Ah ja«, stimmte die Dryade ihr matt zu.
Nun bemerkte auch die Sirene ihren Zustand. »O weh, wie geht es dir denn?«
»Den Umständen entsprechend«, erwiderte die Dryade ohne zu jammern. »Ihr anderen müßt ja jetzt die Spalte durchqueren. Ich finde schon allein nach Schloß Roogna.«
»Ich fürchte, du bist zu lange von deinem Baum getrennt gewesen«, sagte die Sirene. »Du kehrst besser erst wieder zu ihm zurück, um neue Kraft zu schöpfen, bevor du dich auf die lange Reise zum Schloß Roogna machst.«
»Aber dazu reicht die Zeit nicht mehr!« entgegnete Feuereiche. »Der Mond nimmt von Nacht zu Nacht mehr ab; schon bald wird der Wahnrand zusammenbrechen, und mein Baum ist wieder deutlich zu sehen und wehrlos.«
»Aber wenn du auf dem Weg zum König umkommst, kannst du ihm auch keinen Dienst mehr erweisen«, bemerkte die Sirene.
»Ich bin wirklich in der Klemme«, erwiderte die Dryade und sackte zu Boden.
Die Sirene blickte Krach an. »Wo steht denn dein Baum, Liebes?« fragte sie Feuereiche.
»Nördlich der Spalte. Ich hatte ganz vergessen…«
»Aber wie hast du sie denn überquert?«
»Ein Feuervogel hat mir geholfen. Weil ich mit einem Feuerbaum zusammen bin. Aber der Vogel ist schon lange fort.«
»Ich glaube, wir müssen trotz allem möglichst bald die Spalte überqueren und dich zu deinem Baum zurückbringen«, entschied die Sirene. Wieder blickte sie Krach bedeutungsvoll an.
»Wir kommen mit und beschützen deinen Baum«, sagte Krach, als er gemerkt hatte, worauf die Sirene hinauswollte.
Tandy klatschte erfreut in die Hände. »Ach, eine wunderbare Idee! Krach! Wir können ihr helfen!«
Krach schwieg. Eigentlich war es die Idee der Sirene gewesen, aber er war ja sehr entgegenkommend. Sie durften Feuereiche nicht ihrem eigenen Schicksal überlassen, dann würde sie ohne jeden Zweifel sterben. Sie konnten ihren Baum bewachen, denn niemand würde sich mit einem Oger anlegen.
Doch zunächst mußten sie den Baum erst einmal finden – und das hieß, sie mußten die Spalte überqueren, und zwar schnell. Wie sollten sie das bewerkstelligen?
»Du hast doch auf dem Jammerspurberg auch schon mal Treppen in den Fels gehauen«, schlug Tandy vor.
»Das hat aber lange gedauert«, wandte die Sirene ein. »Dazu würden wir wahrscheinlich mehrere Tage benötigen. Wir müssen aber noch heute auf die andere Seite.«
Ratlos starrten sie in die Spalte hinab. Es schien keine einzige Möglichkeit zu geben, schnell auf die andere Seite zu gelangen – aber es mußte doch einfach eine geben! Denn alle konnten sehen, wie die Dryade schwächer wurde. Feuereiches Haut sah schon aus wie eine tiefgefurchte Rinde, wie von einem alten Baumstamm. Ihr grünes Haar war bereits welk, und der Rotton wurde langsam schwarz. Schon bald würde ihre Flamme erloschen sein.
»Es muß einen Pfad geben«, sagte Johann. »Wenn wir ausschwärmen und einen suchen, finden wir ihn bestimmt.«
Das war ein konstruktiver Vorschlag. Sie machten sich auf die Suche nach einem Pfad.
Aus dem Westen erscholl Hufgeklapper. Sie scharten sich schnell wieder zusammen, und Krach stellte sich in Positur, gefeit gegen alles, was da auf sie zukommen mochte.
Zwei Zentauren kamen herangaloppiert, ein männlicher und ein weiblicher. Zentauren zu begegnen konnte Gutes oder Schlechtes bedeuten, je nachdem. Krach war sich seiner orangefarbenen Jacke und seiner Panzerhandschuhe bewußt, beides Geschenke der Zentauren auf der Zentaureninsel, aber er wußte auch, daß es hier in der Wildnis Raubzentauren geben konnte. Was taten die beiden hier?
Da erkannte er sie.
»Chet! Chem!« rief er.
Die beiden hielten keuchend an, einen leichten Schweißfilm auf ihren menschlichen
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