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Elfen-Jagd

Titel: Elfen-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
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Seele des Mädchens mit seiner eigenen einlöste? Das schien zwar denkbar – doch das, was er von der Vorgehensweise des Magiers wußte, sprach eigentlich dagegen. Humfrey hatte es nicht nötig, Leuten über den Preis, den sie für ihre Antworten zahlen mußten, etwas vorzumachen. Er hätte nicht so getan, als ginge es nur darum, Tandy zu schützen, wenn das Ziel tatsächlich darin bestanden hätte, Seelen umzutauschen. Nein, es war und blieb Krach ein Rätsel.
    Bislang hatte Tandy wahllos neue Reisebegleiter ausgesucht, und jetzt waren es schon sechs weibliche Wesen, die den Rest der Gruppe ausmachten. Eine solche Zusammenstellung war reichlich unwahrscheinlich in Xanth: Normalerweise flohen solche Maiden die Oger, und das aus gutem Grund; denn die Oger pflegten derlei Leckerbissen mit Vorliebe zu verschlingen. Hätte Krach sich nicht dem Magier dafür verbürgt, daß er seinen natürlichen Neigungen nicht huldigen würde, weil er ihm einen Dienst schuldig war…
    Er schüttelte den Kopf, wodurch einige wütenden Flöhe davongewirbelt wurden. Nein, was sein Motiv anging, konnte er sich nicht sicher sein. Sein Vater Knacks war immerhin ein vegetarischer Oger, der eine Frau menschlicher Herkunft geheiratet hatte, so daß Krach in einem für Oger untypischen Heim aufgewachsen war. Seine Eltern hatten Kontakt zu den Bewohnern von Schloß Roogna pflegen dürfen, solange sie menschliche Sitten und Gebräuche respektierten. Krach hatte sich gar nicht wirklich wegen seines Eides oder seines menschlichen Geschmacks zurückgehalten. Er hatte vielmehr schon als kleines Kind gelernt, daß er aus der menschlichen Gesellschaft verbannt werden würde, sobald er wieder zu einem Wilden werden sollte. Jeder, der dem König Trent Schwierigkeiten machte, lief Gefahr, von diesem in eine Kröte oder einen Stinkkäfer verwandelt zu werden, denn Trent war der große Verwandlungsmagier. Es war ihm also nicht gerade schwergefallen, sich anzupassen. In Wirklichkeit hatte Krach gar keine menschlichen Knochen zermalmt, und er hatte auch keine leckeren Menschenmädchen entführt. Ja, vielleicht war ihm dadurch etwas Lebenswichtiges entgangen – doch er wollte nach wie vor nicht darauf wetten, daß eine gute Mahlzeit mehr wert sein konnte als die Freundschaften zu Menschen, die er unterhielt. Vielleicht war es also nicht nur sein Dienst für den Magier allein, der Tandy und die anderen vor ihm geschützt hatte. Oger suchten zwar normalerweise gar keine Gesellschaft, doch der Fluch der Schlauschlinge zeigte ihm, daß er in gewissem Umfang ein recht untypischer Oger war. Wie die Sirene auch, wußte er nun, daß er sich einsam fühlen würde, wenn er allein blieb.
    Plötzlich merkte Krach, daß sich der Ring der Mähren auf den halben ursprünglichen Durchmesser zusammengezogen hatte. Während er in seine unogerhaften Gedanken vertieft weitergestampft war, hatten sie die Schlinge immer weiter zugezogen. Schon bald würden sie ihn berühren.
    Und wenn sie den Kreis noch enger zogen – was dann? Einfache Pferde konnten einem Oger kaum etwas antun. Sie wogen zwar etwa das gleiche wie er, aber es waren schließlich nur Wesen mit dem Vorderteil eines Seepferdchens und dem Hinterteil eines Zentauren. Im Prinzip waren sie hübsch und sanft. Sicher, sie hatten die Ohren flach angelegt, und ihre Mähnen flammten wie gefährliche Stacheln, die Schweife peitschten wie Waffen, die gebleckten Gebisse glitzerten weiß im Mondlicht, und ihre Augen starrten ihn schräg an, als wäre er ein Beutetier und kein Ungeheuer – doch er wußte, daß er jede von ihnen weit über die Ebene schleudern konnte, wenn er wollte und seine volle Ogerkraft wiedererlangt hatte. Warum sollten sie sich ihm da nähern?
    Da fiel es ihm ein: Das hier waren gewöhnliche Nachtmähren, gewohnt, Schlafenden ihre Alpträume zu bringen. Sie waren nicht von der Schlauschlinge befallen worden und besaßen deshalb keine überpferdische Intelligenz. Sie verpaßten ihm einfach nur die Standardbehandlung, indem sie ihn umdrängten und versuchten, ihn zu erschrecken…
    Krach lachte laut los. Das mußte man sich einmal vorstellen, daß jemand ernsthaft versuchte, einen Oger zu erschrecken!
    Verblüfft stoben die Mähren auseinander. Das war aber gar nicht die übliche Verfahrensweise! Es war nicht vorgesehen, daß das Opfer anfing zu lachen. Was war hier schiefgelaufen?
    »Tut mir leid«, sagte Krach reumütig. »Ich wollte eure Vorstellung nicht durcheinanderbringen. Ich mach’ euch einen

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