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Elfenglanz

Elfenglanz

Titel: Elfenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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eventuell illusionären ohne Substanz unterscheiden.
    Sie wollen, dass die Orks sich gegenseitig umbringen , begriff Laurel.
    Der Plan ging größtenteils sogar auf. Laurel zuckte erschrocken zusammen, als ein schwarz gekleideter Ork eine Elfe mit orangefarbenen Haaren abschoss. Doch dann atmete sie erleichtert auf, als die »Elfe« sich schimmernd verwandelte und zu einem mit Hauern bewehrten niederen Ork wurde. In dem ausgedachten Innenhof stolperten Orks über versteckte Zäune, prallten auf unsichtbare Häuser und Elfen, während sie von plötzlichen Blitzen geblendet wurden. Hier herrschte Chaos, aber Laurel musste zugeben, dass es gut funktionierte.
    Dennoch konnte es nicht ewig gut gehen. Einige gefallene Elfen verwandelten sich nicht in Orks, und andere Luftspiegelungen lösten sich auf, wenn die Orks blind drauflos schlugen und damit Glück hatten. Immer wenn eine der echten Elfen starb, wurde plötzlich enthüllt, was dieser unglückliche Bewohner des Sommerviertels inszeniert hatte – zumindest so lange, bis ein anderer diese Aufgabe übernahm.
    Als weder David noch Tamani auftauchten, versuchte Laurel, dorthin zurückzukehren, wo sie eingebrochen war, doch ihr Orientierungssinn war von dem Chaos sehr in Mitleidenschaft gezogen. Da sie nicht gesehen werden wollte, tastete sie sich vorsichtig von Felsblock zu Felsblock.
    Als sie die Wölbung eines weiteren Kugelhauses berührte, das als halb verfallener Stall getarnt war, merkte sie, dass sie eine falsche Richtung eingeschlagen hatte. Laurel schluckte ihre Angst hinunter und erwog, noch einmal nach David und Tamani zu rufen. Oder war das zu gefährlich? Sie unternahm lieber noch einen Versuch, den richtigen Weg zu finden, doch schon wieder hatte sich die Landschaft verändert, und die im steten Wandel begriffene Illusion machte es unmöglich, sich zurechtzufinden.
    Auf einmal flackerte das Kugelhaus unter ihren Fingerspitzen und wurde sichtbar. Die durchsichtige Hülle war zu drei Vierteln mit einem glänzenden lilafarbenen Seidentuch bedeckt – ein verräterisches Ziel inmitten der künstlichen grauen Steinmauern. Ein Ork, der von Laurel ungesehen hinter der Luftspiegelung gelauert hatte, drehte sich um und ließ die Axt auf das Zuckerglas niedersausen. Klirrend zerbrach die Kugel und der Ork fiel über die Elfenbewohner her, die sich drinnen aneinanderklammerten.
    Laurel, die gegen den Ork nichts ausrichten konnte, duckte sich hinter eine falsche Mauer und machte sich ganz klein. Sie schlug die Hände vor den Mund, als die Elfen in nächster Nähe anfingen zu schreien. Wo blieb Tamani? Wo war David? Tränen liefen ihr übers Gesicht und sie schluchzte herzzerreißend, als die Schreie nacheinander verklangen.
    Laurel brauchte sehr lange, bis sie aufhörte zu zittern und sich einigermaßen zusammenreißen konnte. Sie zwang sich, vorsichtig um die Ecke zu sehen. Der Ork war im Haus zusammengebrochen, sein Blick war gebrochen und die Lippen zu einer letzten höhnischen Grimasse gebleckt. Doch derjenige, der ihn getötet hatte, war nirgends zu entdecken. Das Haus war weiterhin deutlich zu sehen. Es war niemand mehr da, der es hätte verbergen können.
    »Hilfe!«
    Es war ein leises Stimmchen, das eines Kindes, das weitere Orks anlocken würde, wenn es so weiter weinte. Laurel, die jetzt nicht mehr von unsichtbaren Dingen behindert wurde, hielt vorsichtig Ausschau nach Orks und schlich dann zu dem halbzerstörten Kugelhäuschen aus Zuckerglas. Was würde sie da vorfinden?
    »Hallo?«, rief sie leise. Keine Antwort außer dem Knirschen der Zuckerglasscherben unter ihren Füßen.
    Habe ich mir das nur eingebildet? Sie glaubte eigentlich nicht, dass die Sommerelfen auch Klänge als Illusion hervorbringen konnten, aber sie wusste es eben nicht genau.
    »Hilfe!« Da war sie wieder, die Stimme.
    Eine Hand winkte unter einem kopflosen Körper, aus dem zäher durchsichtiger Pflanzensaft troff. Laurel erschauerte und schaltete alles Denken ab, als sie die Leiche der Frau wegzog und ein kleines Mädchen fand. Noch im Tod hielt die Frau es schützend in den Armen.
    Laurel erkannte es sofort.
    »Rowen!« Laurel drückte Tamanis Nichte an ihre Brust und barg den Kopf des Mädchens an ihrem Arm, damit ihr der schreckliche Anblick erspart blieb.
    »Laurel?«, flüsterte Rowen. Laurel konnte sich vorstellen, dass sie völlig verstört war.
    »Ja, ich bin’s«, sagte sie und hätte vor Erleichterung beinahe geschluchzt. »Ich bin hier. Tamani ist auch hier,

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