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Elfenglanz

Elfenglanz

Titel: Elfenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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und verwandelte sich in einen unförmigen Mann in schwarzer Jeans und einem zerrissenen weißen Hemd. In einen Mann mit einer riesigen Axt.
    »Ach du Scheiße!« David wich zurück und hätte Laurel beinahe umgeworfen.
    Laurel blinzelte gegen die Tränen an. Rowen hatte den Ork gesehen, der ihre Mutter umgebracht hatte, und zwar so gut, dass sie ihn genau wiedergeben konnte.
    »Braves Mädchen«, sagte Tamani, ohne ihre kleine Hand loszulassen, die jetzt in fetten Orkfingern steckte. »Jetzt möchte ich, dass du auf diesem Weg hier zu Rhoslyns Haus gehst. Bleib im Schutz der Bäume. Niemand darf dich sehen – auch keine anderen Elfen. Niemand. Verwandle dich in einen Busch, wenn es sein muss. Sobald du da bist, klopf an die versteckte Hintertür, die ich dir im letzten Sommer gezeigt habe. Hast du das verstanden?«
    »Hintertür«, sagte Rowen. Es war so widersinnig, ihr zartes Stimmchen aus dem mächtigen Körper zu hören.
    »Wenn die Tür aufgeht, zeigst du Rhoslyn sofort, wer du bist. Sonst tut sie dir noch aus Versehen weh.«
    Rowen nickte.
    Tamani umarmte sie ein letztes Mal. Sein Körper schmiegte sich an die Spiegelung, bis eine groteske Tamani-Orkgestalt erschien. »Dann los«, sagte er und drehte die junge Elfe in die richtige Richtung. »Lauf, so schnell du kannst.« Der Rowen-Ork nickte und hüpfte mit der Schnelligkeit eines kleinen Elfenmädchens über den Weg.
    »Was ist passiert?«, fragte Tamani Laurel ausdruckslos, während er seiner Nichte nachsah, die rasch außer Sichtweite geriet.
    »Einer von uns hätte sie begleiten sollen«, erwiderte Laurel, ohne auf seine Frage einzugehen.
    »Sie schafft das schon«, entgegnete Tamani, als würde er selbst nicht dran glauben. Seine Stimme verriet schwere innere Qualen. »Sie kennt den Weg und wir haben schon viel zu viel Zeit verloren. Mehr können wir nicht für sie tun.«
    Laurel nickte. »Ich habe sie … in den Armen von … Die Orks …«
    Sie konnte den Satz nicht beenden. So viele Tote.
    »Dahlia hat Rowen gerettet«, sagte Tamani tonlos. »Sie wäre stolz darauf gewesen, so zu sterben.« Er drehte sich um und warf durch das Geäst einen letzten Blick auf die falsche Festung.
    »Gehen wir.«

Vierzehn
    A ls Laurel David und Tamani durch den Wald zur Akademie folgte, bekam sie immer weniger Luft und keuchte die ganze Zeit. Tamani hielt in Sichtweite der Akademie abrupt in einem Hain an, sodass Laurel beinahe mit ihm zusammengestoßen wäre. Durch die Löcher in der hohen Mauer, die die Schule umgab, sahen sie mindestens hundert Orks, die das einst so gepflegte Gelände auseinandernahmen. Aus schierer Zerstörungswut zerstörten sie, was sie konnten.
    »Einige Wachposten kämpfen noch«, berichtete Tamani, der durch einen schmalen Spalt in der Mauer spähte. »Aber ich sehe vor allem Leichen. Wenn die Orks die letzten Wachposten beseitigt haben, fallen auch rasch die Barrikaden. Ihre Übermacht ist zu groß.«
    »Was? Und warum hast du Chelsea dann hierher geschickt?«, wollte David wissen. »Ich dachte …«
    »Ich wollte ihnen ein wenig Luft verschaffen, während wir Jamison in Sicherheit brachten«, erwiderte Tamani und schüttelte den Kopf. »Du hattest recht, Laurel. Wir hätten zuerst hierher gehen sollen.«
    »Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht«, sagte Laurel. Was geschehen war, war geschehen. Außerdem hatten sie Rowen gerettet – das war viel wert. »Wie sollen wir in die Akademie kommen?«
    »Wir könnten zur Rückseite des Gebäudes gehen«, schlug David vor. »Vielleicht sind hinten weniger Orks.«
    »Kann sein. Aber die Eingänge sind bestimmt auch verbarrikadiert und ich befürchte, dass sie sich hier gleich einen Weg ins Gebäude bahnen werden«, sagte Tamani. Zur gleichen Zeit entdeckte Laurel einige Orks, die sich bereits an dem eigentlichen Akademiegebäude zu schaffen machten. Sie zerrten Bretter von den Fenstern, rissen den Efeu herunter, der schützend über das große Bauwerk rankte, und schlugen mit ihren mächtigen Fäusten gegen die dicken Steinmauern. Eine Handvoll Wachposten in blauer Rüstung kämpfte am Eingangstor, das zwar beschädigt, aber noch geschlossen war. Doch sie waren schwer in der Unterzahl, und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Akademie gestürmt werden würde. »Wir müssen uns mitten hindurch kämpfen. David geht voran, und wenn wir dicht hinter ihm bleiben, kann ich dich von hinten beschützen.«
    Dicht an dicht gingen sie durch das erste Tor der Akademie. Laurel spürte den Geschmack von Blut

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