Elfenglanz
sie ebenfalls ein Mensch war. Jetzt blickten einige Elfen auf das Schwert, das David an den Brunnen gelehnt hatte, und tuschelten hinter vorgehaltener Hand.
David hörte auf, sich zu waschen, und warf den Elfen, die frech genug waren, ihn anzustarren, böse Blicke zu.
Plötzlich stürmte Tamani mit lauten Schritten durch den Speisesaal. Er sah wütend aus und trug ein weiteres weißes Wäschebündel. Caelin, der ihm nachlief, war froh, dass er seine Aufgabe jetzt jemand anderem übertragen konnte.
»Hier, bitte«, sagte Tamani und reichte David das trockene weiße Kleidungsstück. »Ein sauberes Hemd ist das Mindeste, was wir dir für die Rettung der Akademie schuldig sind.« Bevor er das Hemd überreichte, sah Tamani zornig in die Runde. Nach einigen Sekunden, in denen niemand etwas sagte, zog David das Hemd aus der neuesten Kollektion Avalons an und sah nun wie ein normaler Elfenjunge aus.
Sobald David wieder angezogen war, kehrten alle zu ihren Aufgaben zurück, doch viele Elfen musterten ihn heimlich mit einer Mischung aus Neugier, Verachtung und Angst.
»Wie fühlst du dich, Mann?«, fragte Tamani und ging neben ihm in die Hocke.
»Besser«, antwortete David. »Aber ich hätte gern noch ein Glas Wasser.«
Chelsea war schon unterwegs.
»Meinst du, du könntest bald wieder rausgehen?« Tamani bedrängte ihn nicht, aber Laurel wusste, wie dringend er Yeardley zu Jamison bringen wollte.
David verzog den Mund. Sein Blick war irgendwie verschattet, doch er sah das Schwert an und nickte. »Ich glaube schon«, sagte er.
»Danke.«
David schloss noch einmal kurz die Augen und griff dann nach dem Schwert.
»Halt, nicht so schnell.« Laurel sprang auf.
»Laurel …« Tamani war hörbar verzweifelt.
»Ich will erst deine Schulter verbinden.« Sein graues T-Shirt war zerrissen und der Pflanzensaft darauf geronnen, doch ohne Verband würde die Wunde sicher wieder aufplatzen.
»Mir geht’s gut«, sagte Tamani und drehte sich so, dass sie seine Schulter nicht mehr sehen konnte.
»Das stimmt nicht. Du hast Schmerzen, und du wirst … besser kämpfen können, wenn ich etwas dagegen tue.«
Er zögerte und sah dann Chelsea an, die mit einem weiteren Glas Wasser für David zurückkam. Schließlich gab er nach. »Aber nur, wenn du dich beeilst«, sagte er widerstrebend. »Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
»Es geht ganz schnell«, versprach Laurel.
An der nächsten Krankenversorgungsstation überlegte sie, welche Medizin sie ihm verabreichen sollte. »Kann ich das kurz mitnehmen?«, fragte sie und griff nach zwei Flaschen mit einer klaren Lösung sowie Verbandszeug.
Die Elfe nickte, ohne aufzusehen, während sie mit einer Kaktusstachelnadel einen tiefen Schnitt in der Schulter eines Kindes nähte.
Laurel lief zu Tamani zurück. »Zieh das T-Shirt aus«, sagte sie.
Nach einem kurzen Blick zu David stöhnte er und zog sein Oberteil aus, indem er die mit Pflanzensaft getränkten Stellen vorsichtig von der verletzten Stelle löste. Aus mehreren oberflächlichen Wunden tropfte noch ein wenig Pflanzensaft, und die tiefe Wunde im Rippenbereich, die Laurel bereits morgens verbunden hatte, nässte schon wieder durch den Verband.
Auch die Schulterverletzung bestand beileibe nicht aus einer einzigen Schnittwunde, wie sie gedacht hatte. Tamani hatte fünf tiefe Löcher im Oberarm und holte scharf Luft, als Laurel sie mit dem nassen Lappen abtupfte. »Es tut mir leid«, sagte sie und versuchte, angesichts der schweren Stichverletzungen nicht die Nerven zu verlieren. »Gleich geht es dir besser.«
»Nein«, sagte Tamani und hielt ihre Hand fest, als sie nach der Flasche greifen wollte.
»Warum denn nicht?«
»Du darfst mich nicht betäuben«, sagte er, obwohl ihm das Sprechen schwerfiel. »Ich kann den Arm nicht mehr so gut bewegen, wenn ich ihn nicht richtig spüre. Nimm nur das Heiltonikum und einen Verband. Mehr darfst du jetzt wirklich nicht tun.«
Laurel nickte mit zusammengezogenen Augenbrauen. Es war schwer zu sagen, wie viele Kämpfe Tam heute noch bevorstanden.
Tamani schlang seinen gesunden Arm um ihre Taille und vergrub das Gesicht mit einem gedämpften Stöhnen in ihrem Bauch. Laurel nutzte den Moment, um ihm mit den Fingern durch das schwarze Haar zu streichen. Dann trug sie schnell das Heiltonikum auf, damit er nicht allzu lange leiden musste.
Sie wollte sich nicht von seinen Händen ablenken lassen, die auf ihr Bein drückten, oder von seinem weichen Atem auf ihrer Haut am Bauch, von seiner Stirn unter
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