Elfenglanz
schnappten nach Luft, ehe David instinktiv nach dem Schwert griff und es an sich drückte. Als Laurel sein Gesicht sah, hätte sie ihn beinahe nicht erkannt. Blut und Schweiß zogen sich in Streifen von den Schläfen bis zum Kinn und seine Arme waren rostig rot befleckt. Er war von oben bis unten mit geronnenem Blut beschmiert.
»Wie geht es dir?«, fragte sie ihn und drückte sich vom Boden hoch. Chelsea fiel neben David auf die Knie.
»Müde«, krächzte er. »Ich muss was trinken. Und mich ausruhen«, antwortete er. »Ich brauche eine Pause, unbedingt.«
»Gibt es hier irgendwo ein ruhiges Plätzchen?«, fragte Tamani Katya, während die übrigen Elfen die Orks weiter mit allen möglichen Dingen bombardierten.
»Bringt ihn doch in den Speisesaal«, schlug Katya vor. »Da bekommt ihr auch Verbände und Medizin … für die Elfen, die von Orks verwundet wurden.« Sie senkte den Blick.
»Ich gehe mit«, sagte Laurel, stand auf und half Chelsea, die auf den knienden David hinunterblickte. Er war stehend k.o., doch er ließ das Schwert nicht los. Laurel und Chelsea konnten ihm nicht helfen, solange er es festhielt.
Chelsea beugte sich vor. »David«, flüsterte sie ihm ins Ohr, »ich kann es gerne für dich tragen.«
David sah sie blinzelnd an, als spräche sie in einer Fremdsprache mit ihm. Dann verstand er, was sie gesagt hatte. »Danke«, wisperte er und legte das Schwert wieder auf den Boden.
Chelsea packte mit beiden Händen das Heft und hob Excalibur ehrfürchtig hoch, während Laurel und Tamani David beim Aufstehen halfen.
Laurel führte ihn am Arm zur Treppe, als ein Elf mit einem Tablett voller Humpen mit dampfender Chartreuse vorbeikam. Das war eine Säure, die aus vergorenen Limetten gewonnen wurde. »Komm, wir säubern dich«, sagte Laurel und drehte David so, dass er von der Schlacht nichts mehr mitbekam.
»Haben wir denn Zeit dafür?«, fragte David schwächlich und folgte ihr durch die Balkontür. »Es kommen immer mehr und wir müssen Yeardley zu Jamison bringen.«
»Darüber können wir später nachdenken«, erwiderte Laurel und warf Chelsea einen besorgten Blick zu. In der verbarrikadierten Akademie fühlten sie sich sicher, doch wie lange würde sie noch standhalten?
Langsam gingen sie zu dritt die Treppe hinunter und merkten erst unten, dass Tamani nicht mehr bei ihnen war. Er war auf der obersten Stufe stehen geblieben und hielt sich mit einer Hand am Geländer fest. Mit der anderen umklammerte er seine verletzte Schulter, an die er Laurel im Haus seiner Mutter nicht hatte heranlassen wollen. Tamani ließ sich einen Augenblick Zeit für die Erschöpfung und den Schmerz, die er den ganzen Tag verdrängt hatte. Er hatte die Augen geschlossen und Laurel wandte den Blick ab, ehe er merkte, dass sie ihn in diesem Zustand gesehen hatte. Sie war froh, als sie kurz darauf seine Schritte hörte. Tamani schloss wieder zu ihnen auf.
»David«, fragte Chelsea unsicher, »bist du …«
»Mann, ist das Ding schwer«, stöhnte David und schnitt ihr das Wort ab. Er reckte und streckte die Arme und lockerte die Handgelenke.
Laurel biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf, als Chelsea sie fragend ansah. Für Fragen war dies nicht der passende Zeitpunkt.
Als sie endlich den Speisesaal betraten, wären sie beinahe mit einer Elfe zusammengestoßen, die einen Stapel weißer Tücher trug.
»Passt doch auf«, sagte eine kalte Stimme. Laurel riss die Augen auf. Trotz des tiefen Schnitts auf einer Wange und der unordentlichen Kleidung und Frisur erkannte sie Mara sofort. Wenn sie Tamanis bösen Blick richtig deutete, wusste er auch noch, wen er vor sich hatte. Mara hob das Kinn, als wollte sie auf Tamani herabsehen, doch er sah ihr direkt in die Augen und machte keine Anstalten, sich zu verbeugen. Das fiel Laurel besonders auf. Im nächsten Augenblick verließ Mara auch schon den Raum.
»Hat mich auch gefreut«, sagte Chelsea trocken.
»Geht schon mal weiter«, sagte Tamani steif. »Ich habe noch etwas zu erledigen.«
Laurel ging kurz zu ihm. »Komm dann aber sofort zurück«, sagte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Ich will mir deine Wunden ansehen.«
Tamani wollte protestieren, doch Laurel ließ nicht mit sich reden.
»In fünf Minuten.«
Zähneknirschend nickte er.
Im Speisesaal war eine Menge los. Yeardley verteilte am anderen Ende Seren und Verbände an die gesunden Elfen, die an mehreren Stellen die Verletzten versorgten. Wie fühlten sie sich, wenn sie plötzlich
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