Elfenglanz
ihr hochgeblickt hatte, zog er vor Konzentration die Brauen zusammen und holte weit mit dem Schwert aus. Er wankte durch die Leichenhaufen und hielt das Schwert vorsichtig ausgestreckt. So ging er langsam auf den Balkon zu. Katya wies die Elfen an, nichts mehr hinunterzuwerfen, damit er nicht versehentlich getroffen wurde.
»Nein, das geht schon in Ordnung«, erklärte Chelsea mit einem Hauch von Stolz. »Er ist unantastbar. Ihr könnt ruhig weiter werfen.«
»Hey, Leute«, keuchte David, als er nahe genug herangekommen war. »Ich halte nicht mehr lange durch. Meine Arme …« Er holte keuchend Luft und unterbrach sich, um einen weiteren Ork umzubringen. »Meine Arme machen nicht mehr mit.«
»Wo ist das Seil?«, fragte Tamani nervös.
Als Laurel den Blick über den Balkon schweifen ließ, bemerkte sie zwei Elfen, die auf sie zuliefen und dabei Bettlaken verknüpften. Sie beugte sich über die Brüstung. »Wir sind …« Sie hielt inne, weil ihre Stimme zu kippen drohte. »Wir sind hier, David. Gleich sind wir so weit.«
Tamani nahm dem Elf das erste Laken ab, zerteilte es mit dem Messer und verknotete die beiden Enden zu einem Steigbügel. Dann sah er Laurel und Chelsea ernst an.
»Wir lassen das jetzt herunter, aber David muss als Erster drankommen, sonst ziehen die Orks daran und nehmen es uns weg. Er soll den Fuß in die Schlaufe stellen, dann ziehen wir ihn hoch. Verstanden?«
Laurel nickte und Tamani reichte ihr den Steigbügel. Sie beugte sich wieder über das Geländer und wiederholte Tamanis Anweisungen. David nickte, ohne zu ihr hochzuschauen. Sie wollte nicht zu viel sagen, weil die Orks gespannt lauschten, doch er tötete sie so schnell, dass wahrscheinlich keiner in Hörweite noch lebte, wenn sie das Bettlaken hinunterließen.
»Festhalten!«, schrie Tamani den Elfen auf dem Balkon zu.
Alle packten an einem Ende des Lakens an. Sogar Chelsea reihte sich hinter Tamani ein. »Du musst gut zielen«, sagte sie zu Laurel und stemmte die Füße in den Boden.
»David!«
Er sah zu ihr hoch. »Kann losgehen«, rief er mit letzter Kraft.
Laurel schloss die Augen, holte tief Luft, öffnete sie wieder und versuchte, sich an die Softball-Regeln zu erinnern. Dann warf sie David das Tau aus verknotetem Stoff zu.
David löste eine Hand vom Schwert, fing das Seil und zog es an seine Brust. Obwohl er kurz das Gleichgewicht verlor, gelang es ihm, sich vorzubeugen und den Fuß in die Schlaufe zu stellen.
Als die Orks ahnten, dass er ihnen im Augenblick nichts tun konnte, stürmten sie los. Wenn sie sich auf ihn stürzten …
»Ziehen!«, kreischte Laurel, kaum dass David bereit war.
Als sich das Seil aus Bettlaken spannte, klammerte sich David wie verrückt fest und verteidigte nicht mehr sich selbst, sondern seine dürftige Rettungsleine.
»Wir haben ihn!«, rief Laurel.
Mehrere heulende Orks wollten sich an Davids Beine hängen, doch bei der ersten Berührung glitten sie ab, weil sie ihn nicht anfassen konnten. Schließlich kapierte einer, was gespielt wurde, und sprang, kurz bevor David außer Reichweite gezogen wurde, hoch und packte das Laken, um mit seiner Keule auf David einzuschlagen.
Er konnte David zwar nicht wirklich treffen, aber er brachte ihn aus dem Gleichgewicht, sodass er beinahe das Seil losgelassen hätte. Daraufhin versuchte David, ihn mit Excalibur zu treffen, doch weil er so erschöpft war, zielte er schlecht. Laurel sah mit Sorge, wie seine Knöchel weiß wurden. Total gestresst mobilisierte er seine letzten Kräfte, um gleichzeitig das Seil und das Schwert festzuhalten. Eigentlich hätte sie es kaum für möglich gehalten, dass David jemals das Schwert loslassen könnte, doch jetzt hatte sie schreckliche Angst, dass es jeden Moment passieren könnte. Ohne Excalibur war David so gut wie tot.
Auf einmal ließ der Ork das Seil los, plumpste schlaff auf die Erde und blieb reglos liegen.
Laurel hatte keine Zeit, sich zu fragen, warum er losgelassen hatte, denn ohne das Gewicht des Orks schoss David zum Geländer hoch.
Tamani nahm eine Hand vom Seil und beugte sich vor, um David die andere zu reichen. Doch dann rutschten ihre Hände ab und David fiel zurück.
David holte zwei Mal tief Luft und schleuderte das Schwert hoch in die Luft. Es kam klirrend auf dem Boden des Balkons auf, während Laurel seinen Arm packte. Tamani zog am anderen Arm und gemeinsam hievten sie ihn über die Brüstung, wobei sie alle drei übereinander fielen.
Fünfzehn
S ie lagen nur einen Augenblick da und
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