Elfenglanz
die Opfer, die von ihren Freunden mit tröstlichen Worten empfangen und beruhigt wurden.
Laurel fiel auf, dass sie die Steinplatte zwischen dem Gewächshaus und dem Speisesaal erneut entfernt hatten, doch nur wenige Mixer wagten es, die Akademie bereits wieder zu betreten.
Während sie weiterging und Ausschau nach Yeardley hielt, achtete sie peinlich genau darauf, niemanden auch nur zu streifen. Zwar wusste sie nicht, ob das Virengift sich schon so weit in ihrem Körper ausgebreitet hatte, dass sie die anderen anstecken könnte, aber sie ging lieber auf Nummer sicher. Endlich entdeckte sie ihren Lehrer in der Mitte des Gewächshauses und war wenig überrascht, doch sehr erleichtert, Chelsea bei ihm zu finden.
»Laurel!«, rief Chelsea, und Yeardley machte Anstalten, sie zu umarmen.
»Ihr dürft mich nicht berühren!«, rief Laurel und hob warnend die Hände. »Ich habe mich mit Kleas Gift angesteckt.«
»Aber wieso du ?«, fragte Chelsea.
»Das ist eine lange Geschichte«, erwiderte Laurel. »Aber du musst keine Angst haben, dir kann nichts passieren, es wirkt nur bei Elfen.« Die ganze Zeit, während sie mit Chelsea und Yeardley redete, wurde sie mit Informationen über das Gift geradezu bombardiert. Die Gefühle, wie es versuchte, sie zu töten, waren überwältigend. Und immer hatte es etwas mit dem Chlorophyll zu tun. Chelsea und David konnte es demnach nicht gefährlich werden.
Laurel wandte sich an den Professor. »Ich brauche deine Hilfe, und zwar schnell.«
»Selbstverständlich«, sagte Yeardley.
»Im vorletzten Sommer hat eine Elfe, die vielleicht etwas jünger war als ich und braune Haare hatte, an dem Viridefaeco-Trank gearbeitet. Weißt du noch, wer das war?«
Yeardley seufzte. »Fiona. Sie ist so beharrlich, aber sie ist bisher nicht weit gekommen. Anhand alter Aufzeichnungen konnte sie einen vielversprechenden Grundstoff herstellen. Ich gebe zu, wir hatten große Hoffnungen in sie gesetzt, doch seitdem steckt sie fest.«
»Ist sie hier?«, fragte Laurel in der inständigen Hoffnung, dass sie nicht auch Kleas Angriff zum Opfer gefallen war. Es mochte sein, dass sie Avalon retten konnte, indem sie wie Klea dachte. Doch wenn das Viridefaeco langwierige Gärungsprozesse erforderte oder nur auf sehr komplizierte Weise haltbar gemacht werden konnte, wäre es für Tamani zu spät.
Als Yeardley sie niedergeschlagen ansah, bekam sie kaum noch Luft. »Sie hat überlebt«, sagte er leise. »Aber da sie sehr viel Rauch eingeatmet hat, geht es ihr sehr schlecht. Ich habe mich persönlich um sie gekümmert, deshalb weiß ich, dass sie noch bei Bewusstsein ist. Komm mit.«
Vor Erleichterung wäre Laurel beinahe zusammengebrochen. Sie folgte Yeardley ans andere Ende des Gewächshauses, bis sie die kleine Elfe mit den dunkelbraunen Locken erkannte, die mit geschlossenen Augen an einem Blumenkasten lehnte.
»Fiona«, sagte Yeardley leise und kauerte neben ihr.
Als Fiona die Augen aufschlug und Laurel und Chelsea bemerkte, richtete sie sich ein wenig auf.
»Wie geht es dir?«, fragte Yeardley.
Laurel wartete ihre Antwort nicht ab. »Es geht um den Viridefaeco-Trank.« Alles andere war jetzt unwichtig. »Du hast einen Grundstoff herausgearbeitet?«
»J-ja, aber …«, stammelte die Kleine.
»Aber was?« Laurel hatte Angst.
»Ich war im Laboratorium, als … die Orks angriffen. Vielleicht haben die Grundstoffe … es nicht überstanden.«
Laurel riss sich zusammen und zwang sich zur Ruhe. Klea verlor unter Druck auch nicht gleich die Nerven. Im Gegenteil, sie betrachtete so etwas als Herausforderung. »Wir müssen ins Labor. Kannst du laufen?«
Yeardley half Fiona aufzustehen. Zunächst war sie etwas wackelig auf den Beinen, doch es ging ihr schnell besser. »Hilfst du ihr, bitte?«, bat Laurel Chelsea. »Ich kann nicht.«
»Natürlich«, murmelte Chelsea, legte den Arm der Elfe um ihre Schultern und stützte sie, während Yeardley ihnen den Weg bahnte.
Als sie an den Durchbruch gelangten, den David erst vor wenigen Stunden geschaffen hatte, zuckte Fiona zurück. »Keine Sorge, das Feuer ist gelöscht und das Gift wirkt nicht mehr«, versicherte Chelsea ihr. »Und ich bin hier und helfe dir.«
Die junge Elfe nickte und holte tief Luft, ehe sie weiter in die warme, verrußte Dunkelheit vordrang.
Es kam ihnen vor, als würden sie sich in einer riesigen Gruft befinden, als sie im Schein einer phosphoreszierenden Blume durch die trüben Gänge der Akademie liefen. Die Wände waren teilweise
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