Elfenglanz
liebte, von Herzen liebte. Dieser Jemand würde ihr Anker sein und sie in unser Königreich zurückbringen.
Doch sie sollte nicht mit leeren Händen kommen. Ich brauchte ein Pfropfreis, das nicht auf die Menschen herabblicken, sondern sie lieben würde. Es musste ein Pfropfreis sein, dass die alten Traditionen und Vorurteile nicht übernahm, die man nur so schwer ablegen konnte, dass ich nicht einmal einem Gedächtniselixier zutraute, sie zu löschen. Wie wäre es wohl, dachte ich, wenn dieses Pfropfreis den Elfen in Avalon zeigen könnte, dass es noch eine andere Möglichkeit gab? Vielleicht wuchs in ihr eine wertvolle Beraterin des Throns heran? Konnte so vielleicht eine friedliche Revolution vorangetrieben werden – die neuen Ruhm und einen neuen Lebensgeist in unser Königreich brächte?«
»Jamison!« Laurel rang nach Luft.
»Und während dieses Pfropfreis eine andere Lebensweise erlernte, konnte ich der kleinen Winterelfe beibringen, allen Elfen in Avalon mit dem gleichen Respekt zu begegnen – und nicht nur solchen mit Macht. Und vielleicht, ganz vielleicht, würde sie ja doch auf den Thron gelangen – und ihre Chance nutzen, Avalon zu einem Ort zu machen, den ich mir heimlich erträumte.«
»Du hast das geplant!«, sagte Laurel atemlos, während sie noch versuchte, die Ausmaße von Jamisons Handlungen zu ermessen. »Du hast mich erwählt, Tamani geholfen und alles so geplant!«
»Alles nicht. Das hier nicht«, widersprach Jamison und zeigte auf die gewaltige Zerstörung, die sich ihren Blicken bot. »Niemals. Doch nach der Verbannung von Callista musste ich handeln. Ich musste einen Wandel einleiten. Das ist unser Geheimnis«, fuhr Jamison ernüchtert fort, als er von Yasmine zu Laurel und David sah. »Und jetzt ist es auch eures. Man sollte langsam vorgehen, mein nicht mehr ganz so kleiner Setzling. Die besten langfristigen Gelegenheiten bieten sich nur allmählich; ein Baum muss erst seine Wurzeln in die Tiefe strecken, bevor er ungeahnte Höhen erklimmen kann. Doch ich verspreche dir: Wenn die Zeit kommt – wenn Avalon vorbereitet ist und du dich uns anschließen willst – wird auch Yasmine so weit sein. Dann gibt es eine richtige Revolution. Eine friedliche Umwälzung, die alle Elfen in Avalon unterstützen können. Und wenn du mit Yasmine zusammenarbeitest, kann Avalon endlich zu dem werden, was wir uns immer schon erhofft haben.«
Staunend sah Laurel zu Yasmine hinunter und entdeckte in ihren leuchtenden Augen all die Güte, die sie immer an Jamison geliebt hatte.
Die Zukunft von Avalon! Laurel lächelte vor Freude. Sie sah die beiden an und nickte. Schweigend schloss sie sich ihrem heimlichen Kreuzzug an.
Als sie weitergingen, dachte Laurel über Jamisons Ausführungen nach. Was hatte er nicht alles getan! Er hatte die Samen gesät – buchstäblich und bildlich betrachtet – und eine Ernte vorausgesehen, die er vermutlich nicht mehr erleben würde. Als sie ans Tor gelangten, half Laurel Jamison wie betäubt, sich auf eine kleine Steinbank innerhalb der zerstörten Gartentore zu setzen. Yasmine nahm neben ihm Platz und ihre Am Fear-faire standen zu allen Seiten Gewehr bei Fuß.
»Ich … bin gleich wieder da«, murmelte Laurel, die ein paar Minuten Ruhe brauchte, um die Neuigkeiten zu verdauen.
Mit David im Schlepptau ging sie zurück durch die Gartentore und lief ein Weilchen, ehe sie sich an die Steinmauer lehnte und nach unten rutschte.
»Ich fasse es nicht, was er sich alles ausgedacht hat«, sagte sie leise.
»Und jetzt wird er dafür sterben, dass es Wirklichkeit werden kann.« David setzte sich neben sie auf den Boden. »Und damit wir Avalon wieder verlassen können.«
Doch Laurel schüttelte den Kopf. »Tamani wird sich etwas überlegen.«
»Hoffen wir mal.«
Sie schwiegen lange, bis die Sonne über den Horizont lugte und eine kühle Brise Laurels Haar zerzauste. Sie räusperte sich. »Die Sache mit dem Schwert tut mir leid.«
»Mir nicht.«
»Dann tut es mir eben leid, dass du so viele Orks töten musstest.«
Er antwortete nicht, doch sie wusste, wie sehr er innerlich zerrissen war.
»Es … es war aber auch toll. Du hast uns alle gerettet. Für mich bist du ein Held«, fügte sie hinzu und hoffte, dass er sich über ihr Lob freute.
Doch er lächelte nicht. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist, dieses Schwert zu halten.« Er zuckte die Achseln. »Andererseits, vielleicht doch. Möglicherweise fühlt es sich so an, wenn du Magie ausübst.«
»Glaub mir, Mixen
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