Elfenherz
wenigstens hier treffen. Es ist fast wie zu Hause bei Hofe. Außerdem erfährt man die neuesten Gerüchte.«
Val lächelte. »Was denn für Gerüchte?« Schon war sie wieder in ihre Rolle der geduldigen Freundin geschlüpft und stellte automatisch die Fragen, die ihre Begleitung gern beantwortete. Voller Erleichterung hörte sie einfach nur zu; die Worte der Elfe verdrängten ihre eigenen ruhelosen Gedanken.
Das Mädchen grinste. »Also, der beste Cityklatsch im Moment ist, dass die Helle Dame, Silarial, die Königin des Seligen Hofes, hier in der Eisenstadt ist. Angeblich kümmert sie sich um die Giftmorde. Anscheinend weiß Mabry etwas, eine verbannte Adlige. Wir haben jedenfalls gehört, dass die beiden sich getroffen haben.«
Val grub die Nägel in ihre andere Hand. Hatte Mabry Ravus beschuldigt? Sie dachte an Ravus’ verlassene Wohnung in der Brücke und verzog das Gesicht.
»Da«, flüsterte die Elfe. »Da ist sie. Siehst du, die anderen können sich nur mühsam zurückhalten. Sie würden sie liebend gern bitten, etwas zu den Gerüchten zu sagen.«
Val stand auf.
»Ich frage sie.«
Bevor die Elfe mit dem Honighaar protestieren oder zustimmen konnte, schlängelte Val sich durch das Elfenvolk. Mabry trug ein fahles Gewand, das grünbraune Haar hatte sie mit einem Kamm hochgesteckt, der aus dem Inneren einer Muschel gefertigt worden war. Er kam Val seltsam vertraut vor, aber sie wusste nicht, woher.
»Das ist ein schöner Kamm«, sagte sie, nachdem sie ihn eine Weile angestarrt hatte.
Mabry zog ihn heraus und ließ ihre Locken über den Rücken fallen. Dann schenkte sie Val ein sattes Lächeln. »Ich kenne dich. Die Dienerin, die Ravus zu sehr ans Herz gewachsen ist. Du kannst das Ding haben, wenn es dir so gut gefällt. Vielleicht wird dein Haar ihm einmal ebenbürtig sein.«
Val strich mit den Fingern über die kühle Oberfläche der Muschel. Doch für ein Geschenk, das mit solch spitzen Bemerkungen daherkam, wollte sie sich nicht bedanken.
Mabry streckte einen Finger aus und berührte Val am Mundwinkel. »Wie ich sehe, hast du dir einen Schluck von dem geholt, was deine Haut zu trinken gewohnt ist.«
Val zuckte zusammen. »Woher weißt du das?«
»Es ist meine Gewohnheit, Dinge zu wissen«, sagte Mabry, drehte sich um und ließ Val stehen, bevor diese auch nur eine einzige Frage stellen konnte.
Val wollte Mabry folgen, aber ein Elf mit Haaren aus langen Gräsern und einem Lächeln voll boshaften Gelächters drängte sich dazwischen. »Meine Hübsche, lass mich deine Schönheit verschlingen.«
»Du machst wohl Witze«, erwiderte Val und wollte an ihm vorbei.
»Nicht im Geringsten«, sagte er, und auf einmal zuckte seltsamerweise Lust in Val auf. Ihr wurde heiß im Gesicht. »Ich kann selbst deine Träume voller Begehren sein lassen.«
Eine Hand legte sich um ihre Kehle und eine tiefe, raue Stimme sprach leise direkt an ihrem Ohr. »Und was nützt dir hier dein Training?«
»Ravus?«, fragte Val, obwohl sie ihn schon an seiner Stimme erkannt hatte.
Der andere Elf schlich davon, aber Ravus ließ ihren Hals nicht los. »Es ist gefährlich hier. Du solltest vorsichtiger sein. Und jetzt möchte ich, dass du zumindest versuchst, dich zu befreien.«
»Du hast mir noch gar nicht beigebracht...«, begann sie, aber dann hielt sie inne, beschämt über die Weinerlichkeit in ihrer Stimme. Er brachte es ihr ja gerade bei. Schließlich ließ er ihr genügend Zeit, über die richtige Technik nachzudenken. Er würgte sie nicht wirklich. Er gab ihr genug Zeit, um zu gewinnen.
Val entspannte sich, drückte ihren Rücken an seine Brust und lehnte sich an ihn. Als er überrascht seinen Griff lockerte, riss sie sich los. Er packte sie am Arm, aber sie wirbelte herum und presste ihren Mund auf seinen.
Seine Lippen waren rau, aufgesprungen. Sie spürte den Stich seiner Reißzähne an ihrer Unterlippe. Ravus machte ein tiefes Geräusch in der Kehle und schloss die Augen. Sein Mund öffnete sich unter ihrem. Val wurde schwindelig bei seinem Geruch - nach kaltem, klammem Stein. Ein Kuss glitt über in den nächsten und alles war vollkommen, richtig und wahr.
Doch dann riss er sich los und wandte sein Gesicht ab, sodass sie ihn nicht ansehen konnte. »Effektiv«, sagte er.
»Ich dachte, vielleicht möchtest du, dass ich dich küsse. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich könne es dir ansehen.« Ihr Herz schlug heftig, und ihre Wangen brannten, aber zu ihrer Erleichterung klang sie ganz ruhig.
»Ich wollte nicht,
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