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Elfenkrieger (Mithgar 02)

Titel: Elfenkrieger (Mithgar 02) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Rûpt für die Überlebenden zur Schau.«
    »Aber sie haben die Bäume getötet«, sagte Arin.
    »Und diese Piraten haben Menschen getötet«, erwiderte Egil.
    Einen Moment gingen sie schweigend weiter, dann sagte Arin: »Du hast Recht, Egil. Das Fällen von Menschen wiegt schwerer als das Fällen von Bäumen. Aber bedenke auch, dass die Menge sich am Galgen versammelt hat, um unterhalten zu werden, während der Kriegstrupp der Lian nur Vergeltung suchte. Sie empfinden keine Freude an ihrem Tun, es geht nur um Gerechtigkeit.«
    Nun verstummte Egil, und während Laternenanzünder durch die Straßen gingen und der nahenden Dämmerung durch das Anzünden der Öllampen hoch oben auf Laternenpfählen entgegenwirkten, erreichten Arin und ihre Gefährten endlich das Gefängnis.
     
    Auf Befehl des Kerkermeisters legten sie die Waffen ab. Ein Wächter durchsuchte sie und fand Aikos Shuriken. Trotz ihres anfänglichen Zögerns gab die Kriegerin die Wurfsterne schließlich heraus, und er legte sie zu ihren anderen Waffen im Vestibül. »Hütet sie wie Euer bestes Stück«, sagte sie, »denn wenn sie bei unserer Rückkehr nicht mehr da sind, werdet Ihr in Zukunft keine Kinder mehr zeugen.«
    Ein Aufseher führte sie eine Steintreppe empor und zu den Gefängniszellen, wo es wegen der nahenden Dämmerung ziemlich dunkel war. Durch die vergitterten Fenster war die wartende Menge unten auf der Straße zu hören: fliegende Händler, die ihre Waren anpriesen, spielende und lachende Kinder, schrille Stimmen, die lautstark verlangten, das blutige Schauspiel möge endlich beginnen, und das Gemurmel der dicht gedrängten Menschentraube. Einige der Gefangenen starrten durch die Fenster auf den wartenden Galgen, während andere weinend auf dem Boden saßen.
    »Auf dieser Seite sitzen die Verbrecher, die aufgeknüpft werden sollen«, sagte der Aufseher, und deutete auf die Zellen zur Rechten. »Piraten, Beutelschneider und dergleichen. Auf der anderen Seite sind die Trunkenbolde und Schuldner. Die sollten auch aufgehängt werden, ist jedenfalls meine Meinung. Dann ist die Stadt diesen Abschaum ein für alle Mal los.« Dann wandte er sich an Arin. »Ihr müsst Euch aber sputen. Der Seiltanz fängt gleich an, und ich will gute Sicht haben. Wenn ich’s recht bedenke, hole ich besser Rob, damit er mir einen Platz freihält. Achtet darauf, dass Ihr nicht zu nah an die Gitterstäbe kommt. Ich bin wieder zurück, bevor Ihr bemerkt, dass ich weg war.« Damit wandte er sich ab und eilte davon.
    Aiko ging an der Reihe mit den Trunkenbolden und Schuldnern vorbei und schaute in jede Zelle.
    Plötzlich rief Delon, »Frettchen!«, und das Wort hallte durch den Zellentrakt.
    Er bekam keine Antwort.
    Langsam gingen Arin und Egil an den Zellen auf der rechten Seite vorbei und schauten hinein. Einige der Gefangenen waren dunkelhäutig. Das waren offenbar die Kistaner – die gefangenen Piratenkapitäne. Andere waren hellhäutig und zitterten. »Beutelschneider und Diebe höchstwahrscheinlich«, sagte Egil.
    Wölfische Blicke fielen auf sie, und einige der Gefangenen schleuderten ihnen Verwünschungen in unbekannten Sprachen entgegen. Andere kehrten den gaffenden Besuchern den Rücken, während wieder andere die Arme durch die Gitterstäbe streckten und die Dylvana mit tränenüberströmtem Gesicht anflehten, sie zu retten.
    »Adon, erspare mir so einen Ort«, murmelte Delon, der vorausging.
    Ein hellhäutiger junger Mensch mit dunkelbraunen, schulterlangen Haaren trat entschlossen nach vorne und blieb vor den Gitterstäben stehen. Als Delon vorbeiging, schoss sein Arm vor und hielt ihn am Ärmel fest. »Mein Herr, Ihr habt nach dem Frettchen gerufen?«
    Delon zuckte zurück und löste sich von den zugreifenden Fingern. »Das habe ich.«
    Der junge Häftling, der allein in seiner Zelle war, sagte leise: »Das bin ich. Man hat mich zu Unrecht eingesperrt.«
    Delon riss die Augen auf und betrachtete die Person vor sich eingehend. »Bei Adon«, keuchte er, »du bist ja eine Frau!«
    Sie breitete die Arme aus und vollführte eine Pirouette. Sie trug Männerkleidung, war fünf Fuß drei oder vier groß und sehr schlank. Ihre von langen Wimpern umrahmten Augen waren dunkelbraun und passten zu ihren Haaren. Sie konnte nicht älter als ein- oder zweiundzwanzig sein.
    »Und du heißt Frettchen?«, fragte Delon.
    »Ja.« Sie sah ihn mit geweiteten Augen und so viel damenhafter Tugendhaftigkeit an, wie sie aufbringen konnte. »Gewiss könnt Ihr sehen, mein Herr, dass

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