Elfenkrieger (Mithgar 02)
dass er eine Nachricht von Hochkönig Bleys für den Lord Haushofmeister im Caer hatte. Er hatte gut zwölfhundert Meilen in sechsundzwanzig Tagen zurückgelegt, alles in allem eine bemerkenswerte Leistung, und wäre noch früher eingetroffen, doch er hatte unterwegs eines seiner Reservepferde verloren und war durch Krankheit aufgehalten worden. Dennoch war er nun endlich in Pendwyr eingetroffen, und jetzt war die Zitadelle in Sicht.
Schließlich erreichte er die Brücke zur Festung, wo er von den Brückenwärtern angehalten wurde, die ihn jedoch rasch durchließen, als sie in ihm ein Mitglied der Königsgarde erkannten.
Lord Otkins, Erster Unterhaushofmeister, wurde aus dem Bett geholt. Er war nicht auf der Höhe, da er in dieser Nacht nur wenig Schlaf bekommen hatte – die Piraten waren entkommen, einige seiner Männer waren getötet worden, manche waren schwer verwundet, etliche Diebe und Beutelschneider waren in der Dunkelheit geflohen, und sogar die Schuldner und Trunkenbolde waren verschwunden. Viele der Ausbrecher waren noch auf freiem Fuß, obwohl einige wieder eingefangen und andere getötet worden waren. Als der Mann ihn aus dem Bett holte, hatte Lord Otkins geglaubt, er bringe Neuigkeiten über die Ausbrecher. Doch nein, vielmehr war es ein Sendschreiben von König Bleys persönlich.
Lord Otkins nahm das gefaltete Pergament und brach das Siegel.
Revor,
wir sind bei Coron Aldors Kriegstrupp im Grimmwall nicht weit von Drimmenheim. Ein Lian namens Vanidar brachte eine Nachricht von Dara Arin, einer Dylvana, die möglicherweise nach Pendwyr kommen könnte oder auch nicht. Wenn sie kommt, ist sie vielleicht in Begleitung einiger anderer, von denen vor allem Aiko zu nennen wäre, eine Kriegerin mit goldener Haut aus dem fernen Ryodo. Helft der Dara. Gebt ihr, was immer sie erbittet, denn ihre Mission ist von größter Bedeutung. Sagt Dara Arin außerdem, dass ich keine Frettchen halte, schon gar nicht in Käfigen.
– Bleys
Das Siegel des Hochkönigs war unter Bleys’ Unterschrift in rotes Wachs gedrückt worden. Huah. Schön und gut. Ich werde die Augen nach dieser Dylvana offen halten. Ich frage mich, was sie will. Und was soll die Bemerkung über die Frettchen? Das alles ist sehr merkwürdig.
Vor sich hin murmelnd, legte Lord Otkins sich wieder ins Bett und zog die Decke bis zu seinem Kinn hoch. Er würde später am Tag Befehl geben, nach dieser Elfe Ausschau zu halten. Doch einstweilen gab es wichtigere Dinge, um die man sich kümmern musste – schließlich hatte es einen Gefängnisausbruch gegeben!
5. Kapitel
»Ich glaube, sie werden der Küste folgen, wenn sie herausfinden, dass wir weg sind«, sagte Egil, während er die Stellung der Segel im Licht der Sterne über ihnen begutachtete.
»In welcher Richtung, nach Osten oder Westen?«, fragte Delon.
»Nach Osten, glaube ich«, erwiderte Egil. »In diese Richtung sind wir gesegelt, um nach Pendwyr zu gelangen, und ich glaube, sie werden annehmen, dass wir unsere Flucht vor ihnen auf diesem Weg fortsetzen werden.«
»Vielleicht glauben sie auch, wir wollen sie irreführen, kehren um und segeln nach Westen«, sagte Aiko, die nun bei den anderen an Deck war. Nur Alos lag bewusstlos unten in einer Koje.
An der Ruderpinne stehend, sagte Arin: »Darüber zu spekulieren, in welcher Richtung die Jüten uns vielleicht suchen, ist nicht so wichtig, wie zu entscheiden, wohin wir nun tatsächlich segeln sollten. Und bis wir ein Ziel wählen können, lasst uns weiter nach Süden aufs offene Meer segeln.«
»Was liegt direkt im Süden?«, fragte Egil. »Inseln? Ein Hafen? Was?«
»Hm. Sabra, glaube ich«, sagte Delon. »Den ganzen Weg über das Avagonmeer – vielleicht zweitausend Meilen weit weg. Warum fragt Ihr?«
»Die Jüten glauben vielleicht, wir segeln zu einer großen Stadt, und wenn Sabra eine solche ist, sollten wir etwas nach Osten oder Westen abschwenken.« Egil wandte sich an Arin. »Aber unabhängig davon ist dein Plan gut, Liebste. Segeln wir also aufs offene Meer, wo sie uns hoffentlich nicht suchen werden. Und selbst wenn sie uns suchen, ist das Avagonmeer sehr, sehr groß.«
»Wartet einen Moment«, sagte Ferai, die an einem Schiffszwieback kaute, während sie mit untergeschlagenen Beinen auf dem Kabinendach saß. »Warum steuern wir nicht einfach eine reiche Stadt an? Es gibt Dutzende davon, und die Wahrscheinlichkeit, dass uns jemand findet, ist bestenfalls gering. Außerdem, was könnten wir Besseres tun?«
»Was
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