Elfenkrieger (Mithgar 02)
ausladenden Gesten wies sie nach rechts und links. »Peste et mort! Er könnte überall sein, auch oben in den Wolken oder unter der Erde… oder sogar auf einer anderen Ebene.«
Aiko, die eines ihrer Schwerter einölte, sah auf. »Ich sage immer noch, der Verfluchte Bewahrer könnte auch die Statue im Heckenlabyrinth sein.«
Delon schüttelte vehement den Kopf. »Nein, nein, Aiko. Gudrun war zwar verflucht, aber sie ist ganz sicher kein Bewahrer des Glaubens.«
»Aber wir können nicht einfach immer weiter nach Südsüdosten segeln«, verkündete Alos. »Ich meine, irgendwann geht uns das Meer aus – es sei denn, Ihr erwartet von mir, dass ich auch noch durch das Ödland von Chabba segle.«
Delon schaute auf die träge wogenden Wellen des Ozeans. »Wo sind wir?«
Arin warf einen Blick auf die Sonne. »Gute hundert Meilen südlich von Pendwyr.«
Niemand zweifelte ihr Wort an. Elfen wussten ganz einfach immer, wo Sonne, Mond, Sterne und die fünf Wanderer standen. Dank dieser Fähigkeit brauchten sie nur einen Blick auf den Winkel zwischen den Gestirnen zu werfen, um abschätzen zu können, wo sie sich auf Mithgar befanden. Wenn die Dara also sagte, dass sie gut hundert Meilen südlich von Pendwyr segelten, dann befanden sie sich ohne jeden Zweifel ganz genau dort.
»Hört zu«, sagte Delon, »es muss einen Weg geben, um zu enträtseln, wohin wir uns wenden müssen.« Er sah Arin an. »Ich meine, Dara, es wäre kein Rätsel, wenn man es nicht lösen könnte… also muss es eine Möglichkeit geben, unser nächstes Ziel zu ermitteln.«
Arin zuckte die Achseln und sagte: »Vielleicht hat Egil doch Recht. Vielleicht spielt es gar keine Rolle, wohin wir uns wenden, weil wir überall etwas finden werden, worauf die Worte des Rätsels zutreffen.«
»Das glaube ich nicht«, widersprach Delon. Er wandte sich an Ferai. »Ich glaube vielmehr, dass du die Antwort kennst, meine Teure.«
Ferai stieß die Luft aus und zuckte die Achseln.
»Sie weiß nicht, wohin wir fahren sollen«, murrte Alos.
»Ich glaube schon«, erwiderte Delon. »Sie weiß nur nicht, dass sie es weiß.«
»Na, wenn ich es weiß, aber nicht weiß, dass ich es weiß, ist das nicht dasselbe, als es eben gar nicht zu wissen?«, fragte die Diebin.
»Ha!«, blaffte Alos. »Da hat sie Euch am Haken.«
»Überhaupt nicht, Alos«, sagte Delon. »Wir müssen nur eine Möglichkeit finden, uns ihr Wissen zu erschließen.«
»Wie mein Rätsel erschlossen wurde«, sagte Arin. »Aber in meinem Fall hatte ich eine vage Erinnerung daran, dass meine Vision noch mehr beinhaltet hatte, als es auf den ersten Blick schien, obwohl mir es verborgen blieb, bis Lysanne es mir entlockte.«
Aiko schüttelte den Kopf. »Sie ist eine ausgebildete Magierin, Dara, und wir haben hier keine Zauberer.«
»Wie wollen wir dann dieses Wissen erschließen, von dem Ihr sagt, dass ich es habe?«, sagte Ferai.
Alle Augen richteten sich auf Delon. Er zuckte die Achseln und sagte dann: »Vielleicht können wir deinem Gedächtnis einen Stoß geben.«
»Wie?«
»Nun, meine Liebe, du könntest uns zum Beispiel etwas über dich erzählen.«
»Was zum Beispiel?«
»Hm, erzähl uns doch etwas von deiner Mutter.«
»Meine Mutter ist tot.«
»Dann von deinem Vater.«
»Der ist auch tot.«
Delon nahm ihre Hand. »Dann erzähl uns von deinem Leben.«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich hatte eine ziemlich ereignislose Kindheit und bin dann nach Pendwyr gekommen.«
Delon ließ ihre Hand los und warf verzweifelt die Hände in die Luft. »Dann erzähl uns, wie es sich zugetragen hat, dass du im Gefängnis gelandet bist und hingerichtet werden solltest.«
»Ich war unschuldig!«, erklärte Ferai geduldig.
»Ha!«, konterte Delon. »Du wurdest im Kerker die Königin der Diebe genannt.«
»Lasst mich doch in Ruhe«, rief Ferai ärgerlich, wandte sich ab und ging zum Bug des Schiffs.
Delon wollte ihr folgen, doch Arin zupfte an seinem Ärmel und schüttelte den Kopf. »Lasst es gut sein, Delon. Ich spüre alte Wunden, die tief gehen. Sie wird mit uns reden, wenn sie es will, und nur dann. Wir können daran nichts ändern.«
Delon warf einen Blick auf die Stelle, wohin Ferai sich zurückgezogen hatte. Dann schaute er auf Arin, nickte und lehnte sich zurück. Und im sich hebenden und senkenden Bug der Breeze beobachtete Ferai, wie die Wellen vorbeiglitten…
Als Ferai sechs war, begannen ihre Eltern mit ihrer Ausbildung – Janine lehrte sie Akrobatik und zeigte ihr das Trapez,
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