Elfenkrieger (Mithgar 02)
Stadt Pendwyr und erbettelte sich Essen und Geld. Ihre Zirkuskunststücke zeigte sie nicht, denn sie glaubte, so unwahrscheinlich dies auch erscheinen mag, dass Neuigkeiten über ein Kind, welches Entfesselungstricks und Akrobatik vorführen konnte, den Behörden zu Ohren kommen könnten und sie dann für einen Mord festgenommen würde, der in einem benachbarten Land begangen worden war. Schließlich trafen in Pendwyr, der Reichshauptstadt, oft Nachrichten von Mordtaten und Belohnungen aus Ländern nah und fern ein.
Über ein anderes Straßenkind, einen Bengel, den sie mochte, geriet sie an eine Diebesbande, und schon sehr bald erwiesen sich ihre Fähigkeiten als unschätzbar wertvoll für die Langfinger und Einbrecher, denn Schlösser konnten sie ebenso wenig aufhalten wie Tore, Mauern, Hunde oder die Stadtgarde… immer gelang es ihr, jedes Hindernis zu umgehen.
Die Diebe brachten ihr den Taschendiebstahl bei und wie man jemandem den Beutel so abschnitt, dass der Bestohlene es erst bemerkte, wenn es zu spät war, und sie machte sich all diese Fertigkeiten sehr rasch zu Eigen. Auch ein Opfer zu betrügen, lernte Ferai sehr schnell, denn es unterschied sich kaum von dem, was die alte Nom ihr beigebracht hatte, obwohl hier das Risiko viel größer war, dafür aber auch der Gewinn.
Die Diebesbande gab ihr den Spitznamen Frettchen, und einer ihrer Spießgesellen sagte: »Wir machen nur wieder rückgängig, was dieser furchtbare gothonische Akzent aus deinem Namen gemacht hat.« Trotz ihrer Proteste, das gothonische Wort für Frettchen sei Furet, musste sie zugeben, dass dies in ihrer Heimatsprache ein wenig wie Ferai klang, also blieb der Name haften.
Sie blieb vier Jahre bei der Bande, aber am Ende war sie die unablässigen Zänkereien und Streitereien untereinander leid und machte sich selbstständig.
Einige ihrer Diebstähle waren spektakulär, denn lautlos überquerte sie die Distanz zwischen zwei Häusern auf einem dünnen Seil über den Köpfen patrouillierender Soldaten, durchbrach einen Ring wachsamer Posten, öffnete ein Schloss, das als vollkommen einbruchsicher galt, und vollbrachte andere, ähnlich sensationelle Leistungen.
Fast zehn Jahre lebte sie so in Pendwyr, und der Tod dieses Schweins Lemond verblasste immer mehr in ihrem Gedächtnis. Doch sie dachte jeden Tag an ihre Eltern, und oft weinte sie beim Gedenken an Janine und Ardure, vor allem wenn jemand ein trauriges Lied sang.
So lebte sie fast zehn Jahre in relativer Behaglichkeit – bis die Stadtgarde sie vor drei Wochen abgeholt hatte. Sie hatten ihre Tür aufgebrochen, waren in ihr Zimmer eingedrungen und hatten sie festgenommen, bevor sie fliehen konnte, und unter ihrer Matratze fanden sie einen einzelnen Goldohrring. Wie er dorthin gekommen war, wusste Ferai nicht, aber er erwies sich als einer von vielen bei einem Einbruch geraubten Gegenständen. Was die Frage anbelangte, warum die Stadtgarde zu ihr gekommen war, so hatte es den Anschein, dass jemand sie angezeigt habe in dem Fall, wo die Edeldame Brum verwundet worden war, als sie einen Dieb überrascht hatte, der in der Nacht ihr Haus beraubte.
Später besagten Gerüchte, ein alter Spießgeselle von ihr habe die Belohnung für ihre Ergreifung kassiert.
Trotz ihrer gegenteiligen Beteuerungen wurde sie rasch schuldig gesprochen und für den Diebstahl der Juwelen einer Edeldame und den Mordversuch an ihr zum Tode verurteilt.
Sie warfen sie in eine Zelle neben denjenigen mit den Piratenkapitänen, obwohl einige den Vorschlag machten, sie stattdessen zu den Piraten zu sperren: Sie würden ihr eine anständige Bestrafung angedeihen lassen, bevor sie an den Galgen käme.
Doch sie schmachtete letztlich in ihrer Einzelzelle und wartete auf den Tod. Die Aufseher achteten darauf, nichts in ihre Nähe kommen zu lassen, was sie vielleicht als Dietrich benutzen konnte, denn der Verräter hatte auch gemeldet, dass ihre Fähigkeit, Schlösser zu öffnen, ans Wunderbare grenzte. Als Beweis dafür stellte die Stadtgarde fest, wie das komplizierte Schloss an der Schmuckschatulle der Dame Brum geöffnet worden war, ohne dass der Dieb auch nur einen einzigen Kratzer hinterlassen hatte. Entweder das, oder die Edeldame Brum hatte die Schmuckschatulle versehentlich offen gelassen, was diese natürlich empört abstritt.
So saß Ferai im Gefängnis fest und hatte keine Möglichkeit, die Tür zu öffnen.
Schließlich war der Tag der Hinrichtung gekommen, und dann waren Arin, Egil, Aiko und Delon der Barde
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