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Elfenkuss

Titel: Elfenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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fast zu schön, um sie zu beschreiben.
    Langsam drehte sie sich um, damit sie sie besser sehen konnte. Eine Art Blütenblätter spross dort, wo der Knubbel gewesen war, und bildete einen sanft geschwungenen Stern auf ihrem Rücken. Die längsten Blätter, die sich über ihre Schultern fächerten und um ihre Taille lugten, waren über fünfunddreißig Zentimeter lang und so breit wie ihre Hand. Kleinere Blütenblätter, die vielleicht fünfundzwanzig bis dreißig Zentimeter lang waren, rankten sich um die Mitte und breiteten sich da aus, wo noch Platz war. Wo die Riesenblume aus ihrer Haut spross, wuchsen sogar einige grüne Blättchen.
    Die Blütenblätter waren im Ursprung dunkelblau und verblassten zur Mitte zu einem weichen Himmelblau, das an den Spitzen in Weiß überging. Die Ränder waren gekräuselt und sahen den Usambaraveilchen, die ihre Mutter mit viel Mühe in der Küche zog, unheimlich ähnlich. Es waren bestimmt zwanzig weiche, blütenblättermäßige Teile – wenn nicht mehr.
    Laurel drehte sich wieder zum Spiegel und starrte auf die schwebenden Blütenblätter neben ihrem Kopf. Sie sahen fast wie Flügel aus.
    Ein lautes Klopfen riss Laurel aus ihrer Trance. »Bist du bald fertig?«, fragte ihre Mutter verschlafen. Laurel grub die Fingernägel in ihre Handflächen, während sie
weiter entsetzt die riesigen weißen Dinger musterte. Hübsch waren sie ja, aber wem wuchs schon eine Riesenblume auf dem Rücken? Das war zehn- nein hundert Mal schlimmer als der Knubbel. Wie sollte sie das noch verstecken? Vielleicht konnte sie die Blüten einfach ausrupfen. Sie griff sich eins der länglichen Dinger und zog. Der Schmerz schoss durch ihre Wirbelsäule, und sie musste sich fest in die Wange beißen, um nicht zu schreien. Doch ein Wimmern konnte sie nicht unterdrücken.
    Ihre Mutter klopfte noch mal. »Laurel, ist alles okay?«
    Laurel atmete mehrmals tief ein, bis der Schmerz nur noch leise pochte und sie wieder sprechen konnte. »Alles in Ordnung«, sagte sie mit einem leisen Beben in der Stimme. »Bin gleich fertig.« Verzweifelt suchte sie das Badezimmer nach etwas Brauchbarem ab. Das dünne Trägernachthemd konnte sie vergessen. Sie nahm ihr großes Badehandtuch, warf es sich um die Schultern und zog es eng an den Körper. Mit einem schnellen Blick in den Spiegel vergewisserte sie sich, dass keine gigantischen Blütenblätter in Sicht waren, und öffnete die Tür mit einem gezwungenen Lächeln. »Entschuldige, dass ich so lange gebraucht habe.«
    Sarah blinzelte. »Hast du geduscht? Ich habe das Wasser gar nicht laufen hören.«
    »Nur kurz.« Sie zögerte. »Ich hatte keine Lust, mir die Haare zu waschen«, ergänzte sie.
    Doch ihre Mutter war noch gar nicht richtig wach. »Komm runter, wenn du angezogen bist, dann mache
ich dir Frühstück«, sagte sie gähnend. »Scheint ein schöner Tag zu werden.« Laurel zischte hinter ihrer Mutter her bis in ihr Zimmer. Da sie es nicht abschließen konnte, sperrte sie einen Stuhl unter die Klinke, wie sie es in Filmen gesehen hatte. Nicht dass die Konstruktion besonders stabil aussah. Wahrscheinlich würde sie sofort nachgeben, aber mehr war im Moment nicht drin.
    Laurel ließ das Handtuch fallen und untersuchte die zusammengedrückten Blätter. Sie waren ein bisschen verwuschelt, taten aber nicht weh. Sie zog ein langes Stück über eine Schulter und schaute genau hin. Der große Knubbel war eine Sache gewesen, aber was sollte sie hiermit anfangen?
    Sie beschnüffelte das weiße Ding, ließ es wieder los und roch noch mal daran. Es roch wie eine Fruchtblüte, nur stärker. Viel stärker. Der betäubende Duft parfümierte bereits das Zimmer. Wenigstens stank das Riesenteil nicht. Sie würde ihrer Mutter etwas von einem neuen Parfüm erzählen müssen. Laurel sog noch einmal den Duft ein und wünschte, etwas so Wohlriechendes könnte man wirklich in der Parfümerie kaufen.
    Als ihr das unglaubliche Ausmaß ihrer Situation klar wurde, drehte sich alles um Laurel. Es schnürte ihr die Brust zu, während sie überlegte, was zu tun war.
    Erst mal das Wichtigste: Sie musste es verstecken.
    Laurel öffnete den Schrank und stellte sich davor, auf der Suche nach etwas, womit sie eine Riesenblume verstecken
konnte, die auf ihrem Rücken blühte. Doch das hatte sie nicht im Sinn gehabt, als sie im August einkaufen war. Laurel stöhnte angesichts der vielen dünnen Blusen und Kleider. Die waren kaum dazu geeignet, irgendwas zu verbergen.
    Sie durchwühlte ihre Sachen und

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