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Elfenkuss

Titel: Elfenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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vierte Tür lugte, griff er auf der Stelle in seinen Gürtel. Laurel entdeckte Barnes’ Schatten, der von dem Sonnenlicht, das durch das Ostfenster fiel, verlängert auf dem Fußboden lag – irgendwie war sogar sein Schattenprofil unverkennbar. Tamani holte den langen Halm wieder heraus und ging auf ein Knie. Er holte tief Luft und zielte sorgfältig. Mit einem leisen Hauch flog der Pfeil los.
    Laurel schaute unverwandt auf den Schatten. Er zuckte zusammen und grunzte leise. Die Sekunden zogen sich zu einer Ewigkeit, bis der Schatten endlich den Kopf auf den Tisch legte. Tamani zeigte auf den Boden, wo Laurel sich an die Wand schmiegte, und bedeutete ihr wieder, dort zu bleiben.
    Dieses Mal gehorchte sie.
    Tamani schlich vorwärts und blieb einige Sekunden hinter dem Ork in der Hocke. Laurel sah an dem Schatten, wie er die Hände auf beiden Seiten an das Gesicht des Ork hob. Da sie schon wusste, was als Nächstes kommen würde, kniff sie die Augen zu und legte die Hände über die Ohren. Doch das Geräusch, das sie dann hörte, war kein Knacken, sondern ein lauter Knall, der die Wand in ihrem Rücken erschütterte.
    »Das hast du dir so gedacht, dass deine mickrigen Elfentricks bei mir funktionieren, was?«
    Laurel riss die Augen auf und lief zu der Stelle, an der Tamani eben noch gestanden hatte. Barnes konnte sie nicht sehen, aber Tamani lag zusammengesunken an der Wand und schüttelte benommen den Kopf,
während er Barnes böse anschaute. Als sie beobachtete, wie der lange Schatten sich auf Tamani stürzte, wollte sie ihm schon eine Warnung zurufen, aber Tamani war längst weg, als Barnes in die Wand krachte, sodass der Putz bröselte. Während Tamani durch den Raum sauste, drückte Laurel sich immer enger an die Wand. Das ganze Haus bebte, als Barnes immer wieder versuchte, Tamani zu schnappen, der ihm jedes Mal knapp entwischte. Laurel sah dem Tanz der Schatten atemlos zu, voller Angst, eine Bewegung, ein Laut könnten sie verraten.
    Schließlich packte Barnes Tamani laut brüllend mit einem weiten Schlenker seiner langen Arme an der Brust und warf ihn an die südliche Wand, direkt gegenüber der Schwelle, an der Laurel kniete. Ein Netz von Rissen überzog die Wand, als Tamani dagegen knallte und zu Boden glitt. Laurel flehte ihn innerlich an, wieder aufzustehen und fortzuspringen, aber sein Kopf hing schlaff nach links, und er atmete schwer.
    »Schon besser«, sagte Barnes.
    Laurel zog den Kopf wieder zurück, was allerdings unnötig war. Barnes ragte mit dem Rücken zu ihr hoch über Tamani. Er beugte sich vor und musterte Tamani, bevor er in sein schepperndes Lachen ausbrach. »Was ist das denn? Nur ein Junge, ein Baby. Bist du überhaupt schon alt genug für einen Wachtposten?«
    »Ich bin alt genug«, erwiderte Tamani mit rauer Stimme. Mit harten, fast schwarzen Augen wütete er gegen den Ork.

    »Und dich haben sie geschickt, um mich auszuschalten? Ihr Elfen wart schon immer zu blöd.«
    Tamani schleuderte ein Bein nach vorne, aber diesmal war er zu langsam. Barnes schnappte ihn an der Wade, drehte sie, hob Tamani hoch und ließ ihn mehrmals kreisen, bevor er ihn erneut mit so viel Kraft gegen die Wand warf, dass sie weiter aufplatzte.
    »Wenn du die harte Nummer willst, bekommst du die harte Nummer«, sagte Barnes. »Ehrlich gesagt ist mir die harte Nummer auch lieber.«
    Laurel machte noch größere Augen, als Barnes eine Pistole aus dem Gürtel zog, auf Tamani zielte und schoss.

Dreiundzwanzig
    I n Laurels Kopf gellte ein schriller, ohrenbetäubender Schrei, als der Schuss durch den Raum dröhnte, doch irgendwie kam nur ein leises Wimmern aus ihrem Mund. Als der Geruch von Schießpulver ihre Nase verbrannte, drang ein erstickter Schrei in ihr Bewusstsein. Laurel machte die Augen wieder auf und ihr Blick flog zu Tamani. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und er stöhnte weiter durch zusammengebissene Zähne. Wo er sein Bein umklammerte, drang Zellsaft durch seine Finger, und er sah den ihn überragenden Ork böse an. Als Barnes erneut zielte und auf das andere Bein schoss, konnte Tamani einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken. Laurel zitterte am ganzen Körper, als Tamanis Schrei in jede gut organisierte, symmetrische Zelle ihres Körpers eindrang und sie alle ins Chaos stürzte. Sie schlich vorwärts, aber Tamani befahl ihr mit einem raschen Blick stehen zu bleiben. Kaum hatten sich ihre Blicke getroffen, sah er schon wieder Barnes an. Tamanis Stirn war schweißgebadet, als Barnes die Pistole mit

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