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Elfenkuss

Titel: Elfenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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einem lauten Knall auf den Schreibtisch legte und auf ihn zuging.
    »Jetzt gehst du nirgends mehr hin, was?«

    In Tamanis Augen brannte Hass, als er zu dem riesigen Ork aufblickte.
    »Da kommst du an dem Tag hereinspaziert, an dem ich den Vertrag für das Grundstück unterzeichnen will, auf dem ihr eure kostbare Pforte versteckt. Ich bin nicht so blöd, das für einen Zufall zu halten. Wieso wusstet ihr Bescheid?«
    Tamani presste die Lippen aufeinander und schwieg.
    Barnes trat gegen Tamanis Fuß und knurrte leise. »Wieso?«, schrie er. Tamani sagte immer noch nichts, und Laurel fragte sich, wie lange sie es noch aushielt, nur zuzuschauen. Tamani hatte die Augen fest geschlossen, doch als er sie öffnete, sah er sie einen Augenblick lang direkt an. Sie wusste, was er wollte. Sie sollte ihr Versprechen halten. Er wollte, dass sie ihn zurückließ, allein die Treppe hinunterging und zum Grundstück zurückfuhr, um Shar zu holen.
    Sie hatte ihm ihr Wort gegeben.
    Doch Laurel wusste, dass sie das nicht tun konnte. Sie konnte ihn nicht verlassen. In einem grellen Augenblick erkannte sie, dass sie lieber mit ihm sterben wollte, als ihn allein krepieren zu lassen.
    In diesem Augenblick fiel ihr Blick auf die Pistole.
    Barnes hatte sie auf dem Schreibtisch gelassen und schenkte ihr keinerlei Beachtung mehr. Mit halb zusammengekniffenen Augen folgte Tamani ihrem Blick. Er sah sie wieder an und schüttelte so sachte den Kopf, dass sie es kaum wahrnahm. Dann zuckte er zusammen, als Barnes wieder gegen sein Bein trat.

    »Wieso?«
    Barnes ging vor Tamani in die Hocke. Eine bessere Chance würde Laurel nicht bekommen, das war ihr klar. Sie schlich ins Zimmer und versuchte, so geschickt zu sein wie Tamani.
    »In zehn Sekunden nehme ich mir deinen Fuß vor und breche dir jeden Stängel in deinem Bein.«
    Laurel legte die Hände um den kalten Stahl und versuchte krampfhaft, sich zu erinnern, was ihr Vater ihr vor ein paar Jahren über Pistolen beigebracht hatte. Diese war schwer und klobig und sah wie eine schwarze Wasserpistole aus. Sie suchte nach einer Sicherung oder einem Hahn, fand aber nichts. Dann schloss sie kurz die Augen und hoffte inständig, dass es sich um eine Waffe handelte, bei der man nur zielen und abdrücken musste.
    »Ich gebe dir noch eine Chance, mir zu antworten, Elf. Eins, zwei …«
    »Drei«, schloss Laurel für ihn und zielte mit der Pistole auf seinen Kopf.
    Barnes erstarrte.
    »Aufstehen«, befahl Laurel, die genau eine Armeslänge Abstand hielt.
    Langsam stand Barnes auf und drehte sich zu ihr um.
    »An die Wand«, sagte sie. »Weg von ihm.«
    Barnes lachte. »Glaubst du echt, du könntest mich erschießen? Du winziges Mäuschen, du?«
    Laurel schreckte vor ihm zurück, während sie den Abzug drückte. Sie hätte vor Erleichterung beinahe geweint,
als tatsächlich eine Kugel in der Wand landete. Dann zielte sie wieder auf Barnes.
    »Gut«, sagte er und ging ein paar Schritte zurück, wobei er sich voll zu ihr umdrehte. Sein Blick weitete sich, als er sie erkannte. »Ich dachte, ich hätte dafür gesorgt, dass du umgebracht wirst.«
    »Falsch gedacht«, sagte Laurel, die stolz darauf war, dass ihre Stimme nicht halb so zitterte wie ihre Beine.
    »Haben meine Jungs vergessen … Moment mal, nein.« Er witterte misstrauisch. »Du – ich dachte …« Er brach ab, drehte sich zu Tamani um und schmunzelte. »Jetzt verstehe ich. Ihr Elfen seid dazu übergegangen, Wechselbälger zu verteilen. Wechselbälger!« Er schaute auf Tamani hinunter und sagte beiläufig: »Wann kapiert ihr endlich, dass wir Orks immer die besseren Ideen haben?«
    Als Laurel wieder eine Kugel in die Wand setzte, zuckte Barnes zusammen. »Schluss mit dem Gequatsche«, sagte sie.
    Die beiden Gegner standen einander gegenüber, verbunden in einer irgendwie ausweglosen Situation. Barnes war sich fast sicher, dass sie nicht auf ihn schießen würde, und Laurel war sich ebenso fast sicher, dass sie es nicht fertigbringen würde. Doch das durfte Barnes nicht merken. Leider konnte sie ihren Zweifeln nur ein Ende bereiten, wenn sie wirklich auf ihn schoss. Ihre Finger am Abzug fühlten sich schwitzig an, als sie die Waffe hochriss, bis der Lauf sein Gesicht verbarg.
    Weiter konnte sie nicht gehen.

    »Denk daran, was ich dir gesagt habe. Laurel«, sagte Tamani sehr ruhig. »Er hat den Befehl gegeben, dich umzubringen, er hat deinen Vater vergiftet, deine Mutter manipuliert … Er wird es wieder tun, wenn du ihn laufen lässt.«
    »Hör auf,

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