Elfenlicht
Belehrungen darüber.«
»Ich will nur dein Bestes, Orgrim. Auch wenn ich sehr enttäuscht darüber bin, dass du mir meine Bitte abschlägst.« Skanga beugte sich in dem hohen Stuhl vor. Ihre Amulette stießen leise klackend gegeneinander. »Du weißt, dass dein Mörder weder durch die Tür noch durch ein Fenster gekom
men ist?«
»Nein.«
»Es gibt eine verborgene Tür in dieser Kammer. Deine ganze Felsenburg ist durchzogen von einem Netz geheimer Gänge. Sie sind zu eng, als dass ein Troll sie jemals betreten könnte. Und das war auch die Absicht ihrer Erbauer. Die Kobolde haben dir ein fettes Kuckucksei in dein Felsennest gelegt.
Vielleicht hättest du deine Sklaven etwas netter behandeln sollen, als sie diese Burg errichteten.«
»Worauf willst du hinaus?«
Skanga hob abwehrend die Hände. »Aber, aber. Ich bin doch nur in Sorge. Bedenke, hier ist alles für deine Ermordung vorbereitet. Nicht einmal in deinem Schlafgemach bist du sicher. Aber wenn du mit mir in die Snaiwamark kämest, könnte ich Tag und Nacht über dich wachen. Und du könntest auch mir helfen. Wir beide hätten etwas davon, wenn du meinen Vorschlag annimmst.«
Wieder beherrschte ein schlammfarbenes Braun die Aura des Fürsten, Ausdruck seines Zweifels. »Könnte es sein, dass du mir diesen verrückten Elfen auf den Hals gehetzt hast? Strafst du mich so, alte Vettel, wenn ich nicht gehorsam bin? Und hast du die Geschichte von der Seelenfehde am Ende nur erfunden, damit ich in Angst geboren werde, wenn ich wiederkehre, und mich dann leichter deinem Willen füge?«
Skanga kratzte sich nachdenklich am Ohr. »Ein guter Plan. Leider nicht meiner, aber ich werde ihn mir merken.« Sie erhob sich seufzend; ihre Glieder schmerzten vom langen Sitzen. »Deine Gelegenheit ist verstrichen, Orgrim. Andere Herzöge werden nicht zögern, wenn ich ihnen den Thron anbiete, und sei es auch nur für ein paar Jahre.«
»Wie bist du überhaupt hier hereingelangt? Überall in den Gängen und an allen Toren stehen Wachen.«
Auch der Herzog hatte sich jetzt erhoben. Sie spürte, dass er nackt war. Er war wahrhaft stattlich. »Ja, ja«, entgegnete sie gehässig. »Ich hatte auch das Gefühl, dass du dich belagert fühlst. Wie leicht wird es wohl der Elf haben, wenn deine Krieger nicht einmal ein altes Weib aufhalten konnten?«
»Niemand hält ein Weib auf, das auf dem Weg in mein Schlafgemach ist.« Die Stimme des Herzogs klang spöttisch, doch Skanga spürte seine kalte Angst.
»Ich bin wie der Wind, Orgrim. Ich gehe, wohin ich will. Ich blende deine Wachen mit Leichtigkeit. Sie blicken in eine andere Richtung, wenn ich vorbeigehe, oder sie halten mich für einen Kameraden oder für einen Kobold, der ein großes Bündel Brennholz auf dem Rücken trägt. Es ist leicht, ihre Augen zu betrügen. Sie sind stets geneigt zu sehen, was sie sehen wollen. Dieser Elf hat deine früheren Inkarnationen inmitten eines Kriegslagers getötet oder hier auf deiner Burg. Er kennt keine Angst, wenn er auszieht, dich zu ermorden. Sein eigenes Leben scheint ihm egal zu sein. Deshalb ist er kaum aufzuhalten.«
»Danke für deine Warnung.«
Skanga betrachtete die Aura des Trollfürsten eindringlich. Das Rot des Zorns fehlte, sein Dank war wirklich aufrichtig.
Die Alte blieb stehen. Ihr Rücken schmerzte. Krumm lehnte sie an ihrem Stab. »Was hält dich nur hier, Orgrim? Auch wenn du nicht König sein kannst, du wärst der Erste unter den Herzögen der Snaiwamark. Die Krieger verehren dich. Warum bleibst du hier? Was hat dir die Welt der Menschen zu bieten?«
»Frieden.«
Zornig schüttelte Skanga den Kopf. »Du machst dir etwas vor. Du bist dazu geboren, Schlachten zu führen. Selbst die Elfen fürchten dich. Frieden, das war noch nie dein Leben. Du bist zum Krieg geboren. Und glaub mir, ich lebe lang genug, um zu wissen, dass niemand sich seiner Bestimmung entziehen kann.«
Jetzt lächelte der Fürst. Seine Ruhe war zum Aus-der-Haut-Fahren. »Manchmal wird man auch im hohen Alter noch überrascht.«
Die Schamanin dachte an eine seltsame Geschichte, die ihre Ziehtochter Birga ihr erzählt hatte. »Du hast das Weib des Menschenfürsten gefunden und ihr das Leben gerettet, habe ich gehört. Jetzt ist er dir etwas schuldig, ja. Glaubst du, Menschen kennen Ehre?«
»Dieser eine vielleicht. Sein Weib kennt sie ganz gewiss. Ihre Tapferkeit hat selbst meine Krieger beeindruckt. Wir haben sie, ihr Kind und einen Knecht vor dem Erfrieren gerettet. Alfadas wird sich daran erinnern.
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